Rheinische Post

Kaiserswer­ther Markt: Neue Pläne für Umbau

Um archäologi­sche Funde nicht zu zerstören und Fördergeld­er zu erhalten, sind neue Konzepte für die Umgestaltu­ng erforderli­ch.

- VON JULIA BRABECK

KAISERSWER­TH Die Anwohner des Kaiserswer­ther Marktes sind frustriert. „Wir fühlen uns hier am Markt vergessen und verkauft“, schreibt die Initiative Kaiserswer­ther Markt in einem Brief an Oberbürger­meister Thomas Geisel. Die der Initiative angehörend­en Händler, Dienstleis­ter, Ärzte und Bürger wollen, dass endlich die versproche­nen Sanierungs­arbeiten starten oder sie zumindest über den aktuellen Planungsst­and informiert werden. Letzteres hat Geisel nun ausführlic­h in einem Antwortsch­reiben getan. Was die Bürger darin erfahren, dürfte allerdings kaum für eine Verbesseru­ng der Stimmung sorgen. So steht fest, dass die Arbeiten teurer werden, die alten Planungen überarbeit­et und neue Beschlüsse gefasst werden müssen. Ein schneller Start der Umbauarbei­ten dürfte somit nicht zu erwarten sein.

Schuld an der Misere sind archäologi­sche Funde. Zwei Jahre lang, von März 2016 bis April 2018, wurde der historisch­e Platz untersucht, damit es bei den geplanten umfassende­n Bauarbeite­n nicht durch Überraschu­ngsfunde zu Verzögerun­gen kommt. Die erwarteten Fundamentr­este des ehemaligen Kaiserswer­ther Rathauses wurden zwar nicht entdeckt, dafür aber großflächi­g Kulturschi­chten, die von den Fachleuten als wertvolle Quelle für die Ortsgeschi­chte eingestuft werden. Diese Schichten dürfen nicht zerstört werden. Das wäre aber bei den bisherigen Planungen der Fall. Denn das Areal am Markt weist eine außergewöh­nlich schlechte Tragfähigk­eit des Untergrund­es auf. Die für die Verlegung des Pflasters benötigte Kies-Schicht muss deshalb mit 90 Zentimeter­n dicker als gewöhnlich sein, damit es nicht nach wenigen Jahren zu Bauschäden kommt. So eine tiefe Kies-Schicht würde aber 40 Zentimeter der Kulturschi­chten zerstören.

Deshalb wurde von einem Gutachter geprüft, ob andere Bauweisen möglich sind, die nicht tief in den Boden eindringen. „Das vorliegend­e Ergebnis fiel ernüchtern­d aus: Demnach ist das Einsparpot­enzial durch Sonderbauw­eisen im Untergrund minimal“, schreibt Geisel. Daraufhin habe die Verwaltung verschiede­ne neue Konzepte entwickelt, bei denen zum Beispiel der Umfang der Neugestalt­ung minimiert wird, in dem zum Beispiel die Fahrbahnen ausgenomme­n werden. „Nach Aussage des Landschaft­sverbandes Rheinland (LVR) sind zwar umfassende Auflagen zu erwarten (Untersuchu­ng und Dokumentat­ion für die gesamte betroffene Fläche), aber keine grundsätzl­iche Versagung der Genehmigun­g“, so Geisel. Allerdings würden die Auflagen zu Mehrkosten von mindestens 800.000 Euro und einer um eineinhalb Jahre längeren Bauzeit führen, da vor den Bauarbeite­n noch weitere archäologi­sche Grabungen stattfinde­n müssen.

Damit würden die erwarteten Kosten auf rund 4,5 Millionen Euro ansteigen. Für das bereits erstellte und beschlosse­ne Konzept für die Marktumges­taltung wird es aber keine Fördergeld­er vom Heimatmini­sterium, die mehr als 50 Prozent der Kosten decken könnten, geben. Denn für eine Förderung wird ein „innovative­r Entwurf im Sinne der verkehrsar­men Stadt von morgen“vorausgese­tzt, „der über eine reine schönheits- und denkmalbez­ogene Sanierung hinausgeht, was eine deutliche Reduzierun­g der Stellplätz­e und Eingriffe in das gesamte Verkehrsge­schehen bedeutet“, informiert Geisel. Die Verwaltung erarbeitet zurzeit verschiede­ne Vorschläge, wie solch eine Gestaltung aussehen könnte. Die verschiede­nen Varianten werden nach der Sommerpaus­e in der Bezirksver­tretung 5 in öffentlich­er Sitzung vorgestell­t. „Ich bin zuversicht­lich, dass dort dann eine eindeutige politische Entscheidu­ng in Form eines Beschlusse­s getroffen wird. Sobald dies der Fall ist, wird die Verwaltung die erforderli­chen Schritte unverzügli­ch in die Wege leiten“, sagt der Oberbürger­meister.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Wolf Appel und viele andere Anwohner sind frustriert, weil die Arbeiten auf dem Kaiserswer­ther Markt noch nicht gestartet sind.
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