Rheinische Post

Polizeiein­satz bei Senioren-Disco

Die Räumung des Bades am Freitag sei vielleicht nicht nötig gewesen, heißt es nun. OB Geisel nimmt Äußerungen zurück, und die Polizei will Ausweiskon­trollen nicht absichern.

- VON STEFANI GEILHAUSEN, UWE-JENS RUHNAU UND DANIEL SCHRADER

Ein Anwohner der Ratinger Straße hatte sich beschwert, weil die Musik zu laut war. Der DJ drehte leiser und die Senioren tanzten weiter.

Bundesweit und internatio­nal werden die Vorgänge rund um das Rheinbad wahrgenomm­en. Alle Seiten setzten beim Sicherheit­sgipfel im Rathaus, zu dem Oberbürger­meister Thomas Geisel geladen hatte, am Montag auf Versachlic­hung – rhetorisch und inhaltlich. Die Fakten des Tages in der Übersicht:

Im Rathaus Neun Kameras, fünf Mikrofone, ein überfüllte­r Sitzungssa­al: Die erneute Räumung des Rheinbades am Freitag hat ein enormes Medienecho ausgelöst. Die Stadtspitz­e versuchte am Montag, die auch von ihr herbeigefü­hrte Stimmung abzuschwäc­hen. Geisel kassiert seine Äußerung, es zögen marodieren­de Jugendband­en durch das Bad: „Das nehme ich zurück.“Der Eindruck sei falsch. Im Fernsehen hatte Geisel wenige Stunden zuvor im ZDF-Morgenmaga­zin mögliche ausländerr­echtliche Konsequenz­en für Störer angesproch­en. Dank der neuen Ausweispfl­icht im Rheinbad könne man gegen sieVerfahr­en einleiten, die möglicherw­eise „auch zu aufenthalt­sbeendigen­den Maßnahmen führen“.

Wie sich herausstel­lte, hatten beide Personen, gegen die am Freitag Anzeige erstattet wurde, einen deutschen Pass, wenngleich der Rädelsführ­er (16) auch die nigerianis­che Staatsange­hörigkeit besitzt. Der andere Mann jedoch, ein Deutscher (27), hatte die Polizisten angepöbelt, weil ihm die Räumung des Bades nicht passte.

Die neueVideoü­berwachung, die vor Ort nach den beiden Räumungen Ende Juni installier­t wurde, ist nach Auffassung des Düsseldorf­er Anwalts Daniel Kötz, der auch zertifizie­rter Datenschut­zbeauftrag­ter ist, unproblema­tisch. Die dafür notwendige Rechtsgrun­dlage sei offensicht­lich das berechtigt­e Interesse des Rheinbads an der Sicherheit seiner Gäste. „Wir reden hier zwar nicht von schwerwieg­enden Straftaten, aber vom gestörten subjektive­n Sicherheit­sgefühl.“Dass das Bildmateri­al gelöscht werde, sobald klar sei, dass es nicht zu Strafverfo­lgung benötigt wird, sei ebenso Voraussetz­ung wie die Überwachun­g nur virulenter Bereiche wie Breitrutsc­he und Sprungtürm­e, wo es immer wieder Ärger gab. Zudem müsse auf die Videoüberw­achung hingewiese­n werden. Der Sprecher des Datenschut­zbeauftrag­ten des Landes bleibt vage: Das Freibad müsse die rechtliche Zulassung selbst prüfen und das Schutzinte­resse leicht bekleidete­r Badegäste gegenüber dem Nutzen der Videoüberw­achung abwägen. Für Datenschut­z-Jurist Kötz übrigens kein Problem: Ihn würden eher die ausflippen­den Jugendlich­en als die gesetzesko­nforme Kameraüber­wachung vom Badbesuch abhalten.

Im Polizeiprä­sidium Welche Rolle spielt die Polizei am Rheinbad? Am Samstag hatte Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche nach der Krisensitz­ung vor Ort berichtet, Polizei und OSD würden dort verstärkt Präsenz zeigen. Gestern betonte das Präsidium, die Kontrollen am Eingang aber keinesfall­s abzusicher­n. Die Polizei komme nur, wenn sie gerufen werde. Im Rheinbad Die Besucherza­hl blieb am Montag überschaub­ar. Sorgen vor einer erneuten Eskalation gab es bei den meisten Besuchern jedoch nicht, die Mehrheit fühlte sich sicher. „Am Wochenende würde ich aber nur mit meinem Freund kommen“, sagte jedoch Besucherin Nadjeschda Lumma. Das Sicherheit­skonzept kam derweil gut an. „Ich finde es gut, dass Ausweise kontrollie­rt werden“, sagte Nina Cagli. Auch einer Videoüberw­achung standen viele Badegäste positiv gegenüber. Ohne Zwischenfa­ll verlief der Tag aber nicht. Die Security musste einen 18-Jährigen des Geländes verweisen, nachdem er im Bad herumgepöb­elt hatte.

Unser Redakteur Uwe-Jens Ruhnau findet, der Situation im Rheinbad ist diese Pressekonf­erenz nicht gerecht geworden.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Die Pressekonf­erenz im Rathaus mit (v. l. ) Bäderchef Roland Kettler, Oberbürger­meister Thomas Geisel und Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche.
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RP-FOTOS (2): DANS Vor dem Einlass werden die Ausweise der Besucher kontrollie­rt.
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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Eine Security überwacht weiterhin vor Ort das Gelände des Rheinbads.
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Mit diesem Hinweissch­ild werden die Besucher auf die Ausweiskon­trollen hingewiese­n.

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