Rheinische Post

„Wir werden für dumm verkauft“

Die Stadtteilp­olitiker sind sauer, weil die Verwaltung immer noch keinen Bericht zur Verkehrsve­rlagerung in den Bezirk 8 vorlegt. Sie fürchten, dass durch die Umweltspur­en mehr Autos nach Eller und Unterbach ausweichen.

- VON NICOLE KAMPE

ELLER/UNTERBACH Dass die Verwaltung manchmal Zeit braucht, bis sie Anfragen der Politik beantworte­n kann, dafür haben die allermeist­en Verständni­s. „Aber beim Thema Verkehr hat das inzwischen Methode“, findet Bezirksbür­germeister Gerwald van Leyen (CDU) aus dem Stadtbezir­k 8, der langsam am Ende ist mit seiner Geduld. Vor allem beim Punkt Verkehrsve­rlagerung in den Stadtbezir­k 8 durch die Umweltspur.

Im Mai stellte die CDU eine Anfrage, deren Beantwortu­ng auf die nächste Sitzung geschoben wurde. Zur Sicherheit wurde dieVorlage im Juni noch mal auf die Tagesordnu­ng aufgenomme­n, und wieder gab es von der Verwaltung nur den knappen Hinweis, „dass die Bezirksver­tretung 8 voraussich­tlich zur nächsten Sitzung eine Informatio­n zu der angesproch­enen Thematik erhalten wird“. Mit der Begründung, dass die Anfrage zu kurzfristi­g gekommen sei, sagt van Leyen, „wir werden für dumm verkauft“.

Anfang des Jahres beschloss der Rat der Stadt Düsseldorf die Sonderfahr­spuren. Zwei sind in den Osterferie­n eingericht­et worden – auf der Merowinger- und der Prinz-GeorgStraß­e. Ein Jahr sollen sie getestet werden. Eine dritte soll folgen, die unter anderem über die Corneliuss­traße in die Innenstadt führen wird. Die Stadtteilp­olitiker aus dem Bezirk 8 fürchten, dass sich der Verkehr verlagert – nach Eller und Unterbach. Gefühlt ist das auch längst schon passiert, „in den Stoßzeiten kam man vor den Ferien kaum über die Ampel auf die Deutzer Straße“, sagt van Leyen.

Viele Pendler würden nun schon in Eller von der Autobahn abfahren, die ohnehin schon viel zu volle Bernburger Straße zusätzlich belasten. Gerne hätte der Bezirksbür­germeister vor Start des Verkehrsve­rsuchs Daten aus seinem Stadtbezir­k gehabt, eine Verkehrszä­hlung zum Beispiel. „So hätten wir Vergleichs­möglichkei­ten gehabt“, sagt er. Doch die Zahlen sind dem Gremium nicht vorgelegt worden – genauso wenig wie Zahlen zu aktuellen Messungen.

Im Mai hieß es sogar, dass zum jetzigen Zeitpunkt keine qualifizie­rten Aussagen zuVerlager­ungsverkeh­ren durch Einrichtun­g der Umweltspur­en gemacht werden können“. Weil die Stadt über kein arbeitsfäh­iges Verkehrsmo­dell verfüge, mit dem solche Prognosen berechnet werden könnten.

Und nicht nur Eller ist betroffen, auch über Unterbach weicht der Individual­verkehr aus, über die Rothenburg­straße etwa, „sogar jetzt in den Sommerferi­en ist mehr los“, sagt van Leyen, der oft angesproch­en wird von Bürgern, die Antworten wollen. „Aber wie soll ich Antworten geben, wenn wir selbst keine bekommen?“, fragt er. Die Bezirksver­tretung 8 ist sich einig, „dass knapp drei Monate nach Inbetriebn­ahme der Umweltspur­en es nunmehr möglich sein sollte, die Auswirkung­en der Spuren auch mit tatsächlic­hen Messdaten zu belegen. Eine Anfrage bei der Stadt ist bisher unbeantwor­tet geblieben.

Wenn der Verkehr zunimmt im Stadtbezir­k 8, würde das auch Einfluss auf die Luftqualit­ät haben. Zuletzt ist eine Messstelle an der Bernburger Straße eingericht­et worden. Seit Januar 2018 misst dort das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz die Stickstoff­dioxid-Belastung. In den ersten drei Quartalen 2018 wurde die Grenze von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter nur vom 26. Juni bis 31. Juli 2018 nicht überschrit­ten. Die Sommerferi­en starteten vergangene­n Jahr am 16. Juli.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Trotz Ferien ist viel los auf der Danziger Straße. Viele Pendler fahren in Eller ab, um Staus in der Innenstadt zu umgehen.
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