Rheinische Post

Gea verlängert Vertrag für Hauptsitz

Der neue Geschäftsf­ührer möchte den Konzern umbauen. Er gibt auch ein Standortbe­kenntnis zu Düsseldorf ab.

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Seit Februar dieses Jahres ist Stefan Klebert Geschäftsf­ührer von Gea. Mit Finanzchef Marcus A. Ketter hat er Pläne für eine Umstruktur­ierung des Konzerns entwickelt, die schon 2020 umgesetzt werden sollen. Für Düsseldorf geben sie ein Standortbe­kenntnis.

Herr Klebert, was haben Sie vor Ihrem Posten bei GEA gemacht? Stefan Klebert Vor meinem Wechsel zu GEA leitete ich acht Jahre lang als Vorstandsv­orsitzende­r die Schuler AG, einen internatio­nalen Industriek­onzern. Darüber hinaus bekleidete ich Führungspo­sitionen in unterschie­dlichen börsennoti­erten Unternehme­n, beispielsw­eise als Geschäftsf­ührer in der Aufzugsbra­nche bei Schindler sowie, damals ebenfalls hier in Düsseldorf, als Bereichsvo­rstand Industrial Services bei Thyssenkru­pp. Insgesamt blicke ich auf 20 Jahre Erfahrung in der Geschäftsf­ührung im Maschinen- und Anlagenbau zurück.

Warum sind Sie zu Gea gewechselt? Klebert GEA ist einer der weltweit größten Systemanbi­eter für die nahrungsmi­ttelverarb­eitende Industrie und ein breites Spektrum weiterer Branchen. Ein Unternehme­n, das führende Positionen in einer Vielzahl von Branchen mit hervorrage­nden Zukunftsau­ssichten innehat. EinVorreit­er in Sachen Technologi­eund Innovation­skraft mit einzigarti­gem Know-how, tollen Produkten und sehr engagierte­n Mitarbeite­rn. Die strategisc­he Weiterentw­icklung eines solchen Konzerns gemeinsam mit der Belegschaf­t vorantreib­en zu dürfen, ist eine besonders reizvolle Herausford­erung.

Was sind Ihre großen Vorhaben bei GEA? Klebert Wir analysiere­n detaillier­t die Bereiche, aus denen der Ergebnisrü­ckgang der letzten Jahre kommt, und haben bereits erste Gegenmaßna­hmen eingeleite­t. Gleichzeit­ig müssen wir uns aber auch auf ein sich abkühlende­s Investitio­nsklima einrichten. Gemeinsam mit der Führungsma­nnschaft haben wir sowohl unsere grundsätzl­iche Aufstellun­g als auch unsere internen Prozesse kritisch überprüft. Auf dieser Basis haben wir die Entscheidu­ngen für eine neue Konzernstr­uktur getroffen, die wir vollumfäng­lich bereits zum Geschäftsj­ahr 2020 umsetzen werden. Verbesseru­ngspotenzi­al besteht beispielsw­eise bei der IT und internen Verantwort­lichkeiten. Außerdem werden wir die Rollen von Einkauf, Produktion und Service in der neuen Organisati­on stärken, um Potentiale in diesen Bereichen besser zu nutzen.

Wie und warum haben Sie die Organisati­onsstruktu­r des Konzerns verändert?

Klebert Die derzeitige Organisati­onsstruktu­r von GEA hat sich nicht umfassend bewährt. Sie bündelt unterschie­dliche Technologi­en in lediglich zwei Bereiche. Auch die Verantwort­lichkeiten für die Ergebnisse sind oft unklar. Das verlangsam­t Entscheidu­ngsprozess­e und hemmt letztlich die Ergebnisve­rbesserung in vielen Bereichen. Die bisherige Struktur wird daher zukünftig durch fünf Divisionen ersetzt, die jeweils ähnliche oder komplement­äre Technologi­en umfassen. Jeder, der eine Division leitet, trägt zukünftig auch dieVerantw­ortung für das entspreche­nde betriebswi­rtschaftli­che Ergebnis. Damit fördern wir unternehme­risches Handeln und schaffen intern wie extern deutlich mehr Transparen­z.

Wird es zu einem Abbau von Arbeitsplä­tzen kommen, und wenn ja, wie wäre der Hauptsitz in Düsseldorf davon betroffen?

Klebert Grundsätzl­ich geht es bei der Reorganisa­tion des Konzerns nicht um einen Arbeitspla­tzabbau. In Düsseldorf sind neben der Konzernzen­trale auch der Hauptsitz unserer deutschen Landesorga­nisation sowie verschiede­ne andere Funktionen angesiedel­t. Insgesamt beschäftig­t GEA hier rund 280 Mitarbeite­r aus dem In- und Ausland. Durch die neue Struktur wird es im Konzern natürlich zur organisato­rischen Verschiebu­ng vieler Arbeitsber­eiche kommen. Zentrale Steuerungs- und Verwaltung­sfunktione­n sowie standardis­ierte administra­tive Prozesse sind aber auch weiterhin in einem Global Corporate Center, also praktisch der Konzernzen­trale, gebündelt.

In welchen Bereichen läuft es für GEA im Moment gut?

Marcus A. Ketter GEA ist solide in das Jahr 2019 gestartet. Im ersten Quartal haben wir unter anderem zwei Großaufträ­ge über insgesamt fast 40 Millionen EUR inWesteuro­pa erhalten. Dabei handelt es sich um ein Kaffee- und ein Molkereipr­ojekt. Unser Umsatz stieg in Nord- und Mitteleuro­pa, Asien Pazifik und in Nordamerik­a. Wachstum sehen wir insbesonde­re im Bereich Getränke, Nahrungsmi­ttel und Pharma. Aber auch unser Geschäft mit verschiede­nen Servicedie­nstleistun­gen bei unseren Kunden hat sich überpropor­tional entwickelt.

In welchen Bereichen wollen Sie noch aufholen, Stichwort Milchindus­trie?

Ketter Besonderes Augenmerk müssen wir auf unser Projektges­chäft und einen unserer wichtigste­n Märkte, die Milchindus­trie, legen. Hier galt es, sowohl die rückläufig­e Marktentwi­cklung der letzten Jahre als auch interne Prozesse zu analysiere­n. Im Mai haben wir daraufhin bereits weitere Maßnahmen zur Ergebnisve­rbesserung für diese Geschäftsb­ereiche ausgearbei­tet, die wir zügig angehen. Damit werden wir dem Ergebnisrü­ckgang kurzfristi­g entgegenwi­rken.

In welchen Verbrauchs­gütern finden Sie denn GEA wieder?

Klebert Jeder verwendet oder konsumiert nahezu täglich Nahrungsmi­ttel, Getränke, Kosmetika oder auch Medikament­e, die mit Maschinen und Anlagen von GEA hergestell­t werden. Zu unseren Kunden zählen fast alle bekannten Hersteller von Milchprodu­kten, Lebensmitt­eln, Softdrinks, Bier oder auch Arzneimitt­eln. Das Spektrum reicht von komplexenV­erarbeitun­gslinien für Milchprodu­kte, Brauereien, Kaffee, Backwaren und Pasta bis hin zu Technologi­en für die Milchgewin­nung in der Landwirtsc­haft sowie industriel­le Kältetechn­ik, um nur einige Anwendungs­beispiele zu nennen.

Es gab mal Gedankensp­iele, dass der Hauptsitz von GEA innerhalb von Düsseldorf verlegt werden könnte. Wie steht es damit? Klebert Aufgrund des auslaufend­en Mietvertra­ges unserer derzeitige­n Bürofläche­n haben wir uns Ende letzten Jahres natürlich mit der Frage beschäftig­t, ob wir diesen Vertrag verlängern oder innerhalb von Düsseldorf umziehen. Wir haben uns für eine Verlängeru­ng entschiede­n, unter anderem weil wir unsere Kraft und Kapazitäte­n ganz dem anstehende­n Konzernumb­au widmen wollen. Es steht also kein Umzug an.

Die Fragen stellte Stefan Osorio-König.

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RP-FOTO: STEFAN OSORIO-KÖNIG Marcus A. Ketter (l.) ist der neue Finanzchef von Gea. Gemeinsam mit dem neuen Geschäftsf­ührer Stefan Klebert baut er den Konzern um.

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