Rheinische Post

Das lange Warten am Straßenver­kehrsamt

Einen Termin bei der Kfz-Zulassungs­stelle zu bekommen, ist schwierig. Deshalb bilden sich täglich lange Warteschla­ngen. Ab Oktober sollen Fahrzeugzu­lassungen online möglich sein.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D UND UWE-JENS RUHNAU

Auf der Internetse­ite der Stadt heißt es: „Es ist dem Straßenver­kehrsamt ein großes Anliegen, alle Kunden täglich vor Ort bedienen zu können.“Über den gut gemeinten Satz können viele Düsseldorf­er aber nur lachen, obwohl ihnen gar nicht zum Lachen zumute ist. Denn schon seit längerer Zeit ist es ein schwierige­s Unterfange­n, überhaupt einen Termin beim Straßenver­kehrsamt zu bekommen. So reicht am Mittwochmo­rgen um 7 Uhr die Schlange aus dem Foyer schon bis auf die Straße, obwohl das Straßenver­kehrsamt erst eine halbe Stunde später öffnet. Rund 50 Leute warten vor den beiden Schaltern.

Unter ihnen ist Waldemar Maffrinsky. „Da hätte ich ja noch früher kommen müssen“, ist sein erster Kommentar, als er sich hinten anstellt. Er hat im Internet nach einem Termin gesucht und hätte erst am 8. August die Chance gehabt, sein Auto umzumelden. Da er jedoch Flugbeglei­ter auf Fernstreck­en ist, wäre die Einhaltung des Termins keineswegs sicher gewesen. Deswegen steht er in der Schlange und mit ein wenig Glück klappt es heute noch.

Dass Autohändle­r immer gleich ihre Anliegen in der Kfz-Zulassungs­stelle geregelt bekommen, ist eine Mär, wie das Beispiel von Ali Akris zeigt. „Ich hätte drei Tage warten müssen“, sagt er. Das Fahrzeug, um das es gehe, sei aber für die eigene Firma bestimmt. „Wir brauchen das Auto, also stelle ich mich hier an.“Ein paar Meter weiter steht eine Frau in der Schlange, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Sie will ein Motorrad abmelden und nächste Woche die Zulassung dafür beantragen. Auf das Termin-Roulette im Internet wollte sie sich ebenso wenig verlassen wie ihre Nachbarin in der Schlange, die für ihre Reise ins Ausland einen internatio­nalen Führersche­in benötigt. Im Internet sei der nächste Termin erst am 17. August möglich gewesen, das wäre zu spät. Sie entschied deswegen, direkt zur Automeile zu kommen. Am Dienstag waren aber alle Tagestermi­ne um kurz nach 9 Uhr weg. Also steht sie am Mittwoch erneut da, und zwar weit früher, denn den Führersche­in benötigt sie unbedingt.

Doch mit langen Wartezeite­n soll bald Schluss sein. Um sie vor Ort zu verkürzen und den Bürgern sogar den Weg zum Höher Weg abzunehmen, setzt das Straßenver­kehrsamt in Zukunft verstärkt auf Online-Dienste. Ab dem 1. Oktober soll es mit der internetba­sierten Fahrzeugzu­lassung „i-kfz“möglich sein, bequem online Neuzulassu­ngen, Umschreibu­ngen und alle Varianten derWiederz­ulassung durchzufüh­ren.Wie ein Sprecher der Stadt mitteilte, sei es jetzt schon möglich, bei einem Umzug nach oder innerhalb Düsseldorf­s die Umschreibu­ng des Fahrzeuges digital zu beantragen.

Bisher stellten sich die wartenden Bürger zum Beispiel die Frage, weshalb für eine bessere Planung nicht auch online ein Termin in einigen Wochen gemacht wer

den könne, wie zum Beispiel beim Zahnarztbe­such. „Dass ich das nicht kann und mich um 7.30 Uhr anstellen soll, nur um ein übernommen­es Auto neu anzumelden, finde ich für eine Stadt wie Düsseldorf schon befremdlic­h“, sagt ein Mann. Doch mit solchen Ideen hätten die Mitarbeite­r im Straßenver­kehrsamt in der Vergangenh­eit schlechte Erfahrunge­n gemacht, „da reserviert­e Termine in einem größerenVo­rlauf in großer Häufigkeit nicht wahrgenomm­en werden. Das führte zu einer hohen Ausfallquo­te bei den Terminen, die wiederum die Terminmeng­e negativ beeinfluss­te“, lautet die Erklärung der Stadt. Dass die Bürger das Gefühl haben, online überhaupt keine Termine mehr vereinbare­n zu können, weil in der angegebene­n Zeit am Morgen kaum einmal welche frei seien, dem Gefühl widersprec­ht der Stadtsprec­her: „Zwischen 9 und 10 Uhr werden weiterhin online bei Verfügbark­eit noch ‚tag-genaue‘ Termine eingestell­t.“

Durchaus käme es aber vor, dass Bürger manchmal ohne die Bearbeitun­g ihrer Anträge wieder nach Hause geschickt werden müssen. Allerdings seien sie dafür selbst verantwort­lich. Die Leute würden dann unvorberei­tet zum Termin erscheinen, ohne notwendige Dokumente, Kennzeiche­n oderVersic­herungsdat­en. Wer bis 8 Uhr morgens an der Infotheke vorspricht und alle Unterlagen dabei hat, der würde für diesen Tag einen Termin bekommen. Die Anträge werden in der Reihenfolg­e der Einreichun­g abgearbeit­et.

 ?? RP-FOTO: RUHNAU ?? Das Straßenver­kehrsamt steht den Bürgern werktags für Anträge ab 7.30 Uhr zur Verfügung. Lange Warteschla­ngen wie am Mittwochmo­rgen bei der Kfz-Zulassungs­stelle bilden sich aber schon um 7 Uhr.
RP-FOTO: RUHNAU Das Straßenver­kehrsamt steht den Bürgern werktags für Anträge ab 7.30 Uhr zur Verfügung. Lange Warteschla­ngen wie am Mittwochmo­rgen bei der Kfz-Zulassungs­stelle bilden sich aber schon um 7 Uhr.

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