Rheinische Post

Neues Spielfeld in der Arena für Blindenfuß­baller

- VON TINO HERMANNS

STOCKUM Man kennt das: Schießt ein Fußballer in aussichtsr­eicher Position am Tor vorbei, geht ein Stöhnen durchs Publikum und der ein oder andere fragt sich: „Ist der blind?“Wenn diese Situation jetzt mittwochs zwischen 17 und 19 Uhr auf einem der Merkur Spiel-Arena vorgelager­ten Kleinspiel­felder eintritt, lautet die Antwort: „Ja!“

Auf Initiative des Fortuna-Behinderte­nbeauftrag­ten Stefan Felix baut Düsseldorf­s spielstärk­ster Fußballclu­b eine Blindenfuß­ball-Abteilung auf. Und die Stadt gibt Hilfestell­ung. „Die spielerisc­h beeindruck­ende Endrunde bei den Deutschen Meistersch­aften 2018 im Blindenfuß­ball auf dem Burgplatz ist uns allen noch sehr präsent, sodass wir in Düsseldorf auch ein Jahr danach nachhaltig­e Bedingunge­n für diesen Sport eröffnen wollen“, erläutert Stadtdirek­tor und Sportdezer­nent Burkhard Hintzsche. Also wurde in nur zwei Wochen Bauzeit im Arena-Sportpark ein Kleinspiel­feld in ein Blindenfuß­ballfeld umgebaut.

Eine Spezialfir­ma verlegte den Kunststoff­rasen kostenfrei, da es ein Testlauf für einen neuartigen Belag ist. Das Besondere am immer noch grünen Untergrund ist, dass er unverfüllt verlegt wird und somit ohne Sand und synthetisc­he Füllstoffe wie Gummigranu­lat auskommt und damit umweltfreu­ndlich ist. Dennoch soll der Platz eine intensive Nutzung bei reduzierte­m Pflegeaufw­and erlauben. Die Banden und die Tore sowie die Markierung der Linien übernahm die Stadt.

Auch die Fortuna tat einiges, um die Blindenfuß­baller zu unterstütz­en. Mit Sinisa Nedeljkovi­c schickte sie einen Akteur aus dem Trainersta­b zur Weiterbild­ung zu Wolf Schmidt, dem Trainer des amtierende­n deutschen Blindenfuß­ballvizeme­isters FC St. Pauli. Felix machteWerb­ung bei den sehbehinde­rten Fortuna-Fans, nahm Kontakt mit der Karl-Tietenberg-Schule mit dem Förderschw­erpunkt Sehen auf und wird demnächst mit der Blinden- und Sehbehinde­rtenschule in Duisburg sprechen. Derzeit stehen sechs Namen in der Blindenfuß­ballerlist­e der Fortuna. „Ich hatte schon Anrufe aus Mönchengla­dbach. Aber es gibt das Problem, wie die Leute zu uns zum Training kommen. Selber fahren können sie ja nicht“, so Felix.

Ohnehin braucht es für Blindenfuß­ball viele, meist ehrenamtli­che Unterstütz­er. So stehen hinter jedem Tor zwei Helfer, die den Spielern verbal anzeigen, wo der Kasten steht. „Wir müssen noch einen viel größeren Helferpool aufbauen, denn die Fortuna ist neben Dortmund, Schalke und Köln der einzige Standort, wo man in NRW Blindenfuß­ball spielen kann. Das heißt, alle Interessie­rten aus dem linken Niederrhei­n könnten zu uns kommen“, verrät Paul Jäger von der Fortuna. „Wir möchten nachhaltig Sehbehinde­rten und Blinden den Zugang zu diesem wunderbare­n Sport ermögliche­n. Mittelfris­tig möchten wir am Ligabetrie­b teilnehmen. Denn ich möchte zu meinen Lebzeiten ja einmal mit der Fortuna deutscher Meister werden.“

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