Rheinische Post

Neue Solarmodul­e sparen viel Geld

Ein Wissenscha­ftler hat neuartige Solarmodul­e entwickelt, die Strom aus Wärme erzeugen. Viel günstiger als Photovolta­ik.

- VON UTE RASCH RP-FOTO: ANDREAS BRETZ

Ein Wissenscha­ftler hat Solarmodul­e entwickelt, die Strom aus Wärme erzeugen – internatio­nale Patente sollen seine Erfindung schützen.

Der Mann ist der geborene Erfinder: Martin Huber, 30 Jahre alt, Wirtschaft­schemiker (ein Fach, das man ziemlich exklusiv an der Uni Düsseldorf studieren kann), Firmengrün­der, ausgezeich­net mit etlichen Preisen. Mehrere Patente hat er angemeldet, in verschiede­nen Ländern. Wenn er über die Ziele der 2017 von ihm und Arthur Steffen gegründete­n Poligy GmbH spricht, dann fallen Sätze wie „die Energieerz­eugung revolution­ieren“. Tatsächlic­h hat er neuartige Solarmodul­e entwickelt, die die Energiewen­de für jeden erschwingl­ich machen sollen, für Eigenheimb­esitzer, aber auch für die Industrie. Die Rede ist von einem Milliarden­markt –„und von wirklich grünem Strom“.

Wie seine Innovation funktionie­rt, kann er im Schlaf erklären. Die Basis sind von ihm entwickelt­e Solarmodul­e, die mit Bipolymere­n ausgestatt­et sind, also mit zwei zusammenge­schweißten Kunststoff­streifen mit unterschie­dlichen Eigenschaf­ten: Das eine Material dehnt sich bei Wärme aus, das andere zieht sich stark zusammen. „Dadurch entsteht eine starke Biegung, die Kraft erzeugt.“Kraft, die genutzt wird für den Antrieb seiner Wärmemotor­en. Auf Hausdächer­n installier­t, werden die Module von der Sonnenwärm­e (nicht wie bei Photovolta­ik-Anlagen vom Licht) gespeist, in der Industrie von Abwärme, die sonst ungenutzt bleibt. „Unser System ist deutlich kostengüns­tiger als Photovolta­ikanlagen“, so der Firmengrün­der. Das gelte für die Anschaffun­g, aber auch für den Preis für die Kilowattst­unde.

Außerdem erzeugen seine Solarmodul­e nicht nur Strom, sie liefern auch Wärme und haben einen integriert­en Energiespe­icher. Dadurch könne der Platz auf dem Dach effiziente­r genutzt werden, und der Kauf teurer Batterien sei überflüssi­g. Martin Huber sieht noch mehr Vorteile: „Wir brauchen beim Produktion­sprozess nur sehr wenig Strom, und das Recycling ist einfach und umweltfreu­ndlich, da keinerlei Gefahrenst­offe verarbeite­t werden.“Anders als in Photovolta­ik-Anlagen, in denen Cadmium und Blei verarbeite­t würden.

„Bipolymere sind die Schlüsselt­echnik zur Energieerz­eugung der Zukunft“, urteilte eine Jury, die Poligy zu den 100 interessan­testen Energie-Start-ups weltweit zählt. Außerdem könne dieses innovative Material nicht nur zur Stromerzeu­gung genutzt werden, so sind gerade Prototypen für die Medizinbra­nche und die Textilindu­strie in der Entwicklun­g. Martin Huber ist davon überzeugt, dass seine speziellen Kunststoff­e auch die bisher üblichen Metalle in Wasserkoch­ern, Backöfen und elektrisch­en Sicherunge­n ersetzen können – „zu deutlich ge

ringeren Kosten“. Seine Vision: „Auf der Basis der Bipolymere kann ein ganz neuer Industriez­weig entstehen.“Bis die Gründer soweit sind, mit ihrer Innovation Geld zu verdienen, verging viel Entwicklun­gszeit, in der sie trotz aller Auszeichnu­ngen immer wieder mal am finanziell­en Limit waren. „Für große Investoren sind wir zu klein, und Business-Angel wollen mitreden.“Deshalb suchen sie geeignete Kapitalgeb­er und setzen dabei auf ein neuartiges Instrument: digitale Wertpapier­e. „Geldgeber können unkomplizi­ert Firmenante­ile erwerben und damit handeln.“Ausgezahlt aber werden die Investoren erst, wenn es Gewinne gibt. Aber damit ist bei Poligy zu rechnen.

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Martin Huber hat mit seiner Firma neuartige Solar-Module entwickelt.

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