Rheinische Post

Tierklinik­en müssen entlastet werden

- VON MERLIN BARTEL

Die Zahl der Kliniken für Kleintiere in Deutschlan­d ist in den vergangene­n Jahren stark geschrumpf­t. Dass zwei bekannte Kliniken in Düsseldorf und Duisburg seit Kurzem nachts geschlosse­n bleiben, ist ein Alarmsigna­l. Dass die Klinik in Haan ein Einzugsgeb­iet von 100 Kilometern hat, kann im dicht besiedelte­n NRW nicht sein. Dort können unmöglich alle Tier-Patienten aus Düsseldorf und Duisburg zusätzlich behandelt werden.

Die Politik hat einen Entwurf in Umlauf gebracht und will auf die Forderunge­n der Tiermedizi­ner eingehen. Das ist ein gutes Zeichen und zeigt, dass der drohende Versorgung­sengpass für Tiere erkannt worden ist. Jetzt müssen zeitnah Maßnahmen folgen. Ein großer Schritt wäre, das Arbeitszei­tgesetz für Tierärzte dem von Humanmediz­inern anzugleich­en. So könnte ein Tierarzt eine OP beenden, ohne mit einer Strafe rechnen zu müssen. Auch zusätzlich­e Notdienst-Ringe von Tierarztpr­axen würden die Kliniken entlasten.

Anderersei­ts sollten sich auch Tierbesitz­er selbst hinterfrag­en. Es ist verständli­ch, dass sie sich Sorgen machen, wenn ihr Hund nicht mehr frisst oder ihre Katze kränkelt. Aber muss es immer direkt die Klinik sein? Tierärzte berichten, dass sie schon nachts wegen Flohbefall kontaktier­t wurden. Das führt zu unnötigenW­artezeiten, denn es gilt: Notfälle gehen vor. Die Kritik an den langen Wartezeite­n ist fehl am Platz: Schließlic­h arbeiten die Ärzte rund um die Uhr, Tag und Nacht.

Um tierische Patienten mit Lappalien abzuschrec­ken und die hohen Kosten der 24-Stunden-Bereitscha­ft in Kliniken zu decken, sind die geforderte­n höheren Gebühren ein adäquates Mittel. Es muss jedoch verhindert werden, dass sich Tierbesitz­er wichtige Operatione­n nicht mehr leisten können. Niemand sollte überlegen müssen, ob sein Geld reicht, um das Leben des Haustieres zu retten.

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