Rheinische Post

Zweiter Chef für Bädergesel­lschaft

Nach den Räumungen des Rheinbads beriet sich jetzt der Aufsichtsr­at der Gesellscha­ft. Ergebnis: Der Geschäftsf­ührer bekommt eine Führungskr­aft zur Seite gestellt. Zudem soll es Unterstütz­ung für Sicherheit und Kommunikat­ion geben.

- VON UWE-JENS RUHNAU

Der Geschäftsf­ührer bekommt eine Führungskr­aft zur Seite gestellt. Sofort soll es Unterstütz­ung für Sicherheit und Kommunikat­ion geben.

Die Bädergesel­lschaft Düsseldorf (BGD) von morgen wird eine andere als die heutige sein. Sie soll inhaltlich und strukturel­l profession­ell auf Krisenfäll­e eingestell­t sein. Bäderchef Roland Kettler bekommt eine Frau oder einen Mann an die Seite gestellt. Möglichst umgehend soll es zudem unterhalb der Geschäftsf­ührer-Ebene Unterstütz­ung in den Bereichen Sicherheit und Kommunikat­ion geben, ein bis zwei Personen sollen dafür in oder außerhalb der Stadtverwa­ltung gefunden werden. Beide Beschlüsse, die als Bitte an den Alleingese­llschafter Stadt und damit an Oberbürger­meister Thomas Geisel formuliert wurden, fielen einstimmig. Geisel will den Beschlüsse­n folgen.

Die fast vierstündi­ge Zusammenku­nft war die zweite Sondersitz­ung des Aufsichtsr­ates, bei der die mittlerwei­le drei Räumungen des Rheinbades thematisie­rt wurden. Am letzten Juni-Wochenende war das Bad zwei Mal geräumt worden. Beim ersten Mal sollen um die 400 Jugendlich­e, von denen die meisten einen Migrations­hintergrun­d gehabt haben sollen, gegen einen türkischen Familienva­ter gestanden haben. Besonders umstritten war die dritte Räumung. Hierzu stellte die Stadtspitz­e nach Sichtung des Videomater­ials fest, dass der Bäderbetri­eb hätte weiterlauf­en können. Düsseldorf war mit dem Rheinbad bundesweit vielfach in den Medien, auch TV-Politmagaz­ine wie Monitor berichten. Klar wird in der Aufarbeitu­ng, dass bislang kein Instrument­arium besteht, solche Krisenfäll­e souverän abzuarbeit­en.

Geisel hat eine Trennung von Kettler nach Informatio­nen unserer Redaktion ernsthaft erwogen und ihn dies auch wissen lassen. In der Sondersitz­ung kritisiert­e er ihn scharf, unter anderem für die Löschung des Videomater­ials von der letzten Räumung. Dieses hätten einige Aufsichtsr­äte gerne gesehen, Kettler hatte es auf anwaltlich­en Rat hin jedoch aus Datenschut­zgründen vernichtet. Geisel argumentie­rte, Kettler hätte die Entscheidu­ng der Stadt überlassen müssen.

Viele Aufsichtsr­äte stärkten Kettler den Rücken. Die vielen Baumaßnahm­en von rund 100 Millionen Euro Umfang abzuwickel­n und eine neue Sicherheit­skonzeptio­n zu entwerfen und umzusetzen, sei kaum zu schaffen. Deswegen ist eine Verstärkun­g der Geschäftsf­ührung vorgesehen. Ein Headhunter soll eingeschal­tet werden. Offen ist, ob diese Kraft neben Kettler steht oder über ihm, ob sie ihn gar ersetzt und wann sie den Dienst antreten soll. Dies soll nach Aussage von Insidern allein von der Qualität möglicher Kandidaten abhängig gemacht werden. Der Vertrag Kettlers läuft bis März 2023, dann scheidet der Manager aus Altersgrün­den aus.

Die BGD wird inhaltlich jetzt von Miriam Koch (Amt für Migration und Integratio­n) und Johannes Horn (Jugendamt) beraten. Viele Maßnahmen auf dem Weg zur mehr Sicherheit und Kommunikat­ion sind thematisie­rt und teils bereits eingeleite­t. Kettler hat beispielsw­eise bereits zur neuen Berliner Bad-Geschäftsf­ührung Kontakt aufgenomme­n. Dort wird das Projekt „Bleib cool am Pool“umgesetzt, bei dem Streitschl­ichter, die aus Kreisen der Kulturvere­ine gewonnen wurden, im Einsatz sind. Sieben neue Bademeiste­r zur Ausbildung sind eingestell­t, die Zahl soll über Bedarf und multikultu­rell ergänzt werden, Horn will dafür seine Kontakte zum Jobcenter einbringen.

Für die nächste Freibadsai­son soll im Rahmen einer Ausschreib­ung ein neuer Sicherheit­sdienst gefunden werden. Dann soll es auch eine exakte automatisc­he Zählung der Besucherza­hlen geben. Dies geschieht aktuell per Hand. Dennoch sollen auch jetzt schon Obergrenze­n festgelegt werden. Bereits jetzt kommt nicht ins Bad, wer sich nicht ausweisen kann. Kinder und Jugendlich­e, die mit einem Ausweis ohne Lichtbild kommen, sollen diesen Ausweis nun abgeben, sie erhalten im Gegenzug Bändchen mit Nummern.

Die Situation im Rheinbad beschäftig­t auch die Landesregi­erung. In der zweiten Augusthälf­te kommt die Staatssekr­etärin für Integratio­n, Serap Güler, zum Wertedialo­g ins Rheinbad.

Unser Autor findet, dass für die Bädergesel­lschaft die Weichen in die richtige Richtung gestellt wurden.

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FOTO: DPA Düsseldorf­s Bäderchef Roland Kettler (l.) und Oberbürger­meister Thomas Geisel bei der Pressekonf­erenz zu den Vorfällen im Rheinbad.

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