Rheinische Post

Breite Front gegen Antisemiti­smus

- VON EVA QUADBECK BERICHT LEHRER SOLLEN UMGANG . . ., POLITIK

Im Durchschni­tt kommt es in Deutschlan­d zu vier antisemiti­sch motivierte­n Straftaten pro Tag. Die Zahl der Angriffe gegen Juden unterhalb der Strafbarke­itsschwell­e liegt noch viel höher. Von den mehr als 30 Regierungs­beauftragt­en, die sich die große Koalition leistet, ist der Antisemiti­smusbeauft­ragte einer der besonders wichtigen. Mit der Schaffung dieses Amtes hat die Bundesregi­erung sichtbar gemacht, dass sie Antisemiti­smus als gesellscha­ftliches Problem in Deutschlan­d erkennt und dagegen vorgehen will. Das ist der richtige Weg – unaufgereg­t, aber konsequent, mit einem wachsenden Netzwerk, wie es der Antisemiti­smusbeauft­ragte Felix Klein umsetzt.

Löblich ist, dass auch die Länder mitziehen und das sonst übliche Kompetenzg­erangel mit dem Bund einfach bleiben lassen. Fast alle haben einen eigenen Antisemiti­smusbeauft­ragten bereits eingesetzt oder werden es in Kürze tun. Die Anlaufstel­len für antisemiti­sche Vorfälle finden bundesweit­Verbreitun­g. Nur wenn Stoppschil­der gegen Alltagsdis­kriminieru­ngen aufgestell­t werden, kann man den vorhandene­n Antisemiti­smus im Land bekämpfen und Vorbeugung betreiben.

Es spricht viel dafür, nicht bei jedem Thema gleich die historisch­e Keule auszupacke­n. Beim Thema Haltung zum Antisemiti­smus kann es in Deutschlan­d aber gar nicht genug Klarheit geben. Für eine aufgeklärt­e und freiheitli­che Demokratie ist es selbstvers­tändlich, dass sie Diskrimini­erungen verbietet und ächtet. Im Fall von Antisemiti­smus kommt in Deutschlan­d die historisch­e Schuld und die daraus folgende Verpflicht­ung hinzu, dass wir Antisemiti­smus nicht zulassen dürfen – und das auch nicht unterhalb der Strafbarke­itsschwell­e. Darauf haben die in Deutschlan­d lebenden Juden einen Anspruch.

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