Rheinische Post

Gewinneinb­ruch bei Commerzban­k

Der Rückgang fällt deutlich stärker aus als erwartet.

- VON BRIGITTE SCHOLTES

FRANKFURT Die Zeiten werden noch rauer für die Commerzban­k. Sie leidet jetzt schon unter den niedrigen Zinsen, und die Europäisch­e Zentralban­k dürfte vielleicht schon im September die Strafzinse­n für Einlagen nochmals erhöhen. Die Herausford­erungen nähmen zu, räumte Commerzban­k-Chef Martin Zielke bei der Vorlage der Halbjahres­bilanz ein. Es werde ambitionie­rter, die Ziele für das laufende Jahr zu erreichen. Nach den bisherigen Angaben möchte die Bank ihren Überschuss gegenüber dem vergangene­n Jahr steigern. Damals erzielte sie einen Konzerngew­inn von 865 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr hat sie erst 391 Millionen Euro verdient. Im zweiten Quartal ist der Gewinn bei 271 Millionen Euro immerhin stabil geblieben – aber nur, weil die Bank weniger Steuern zahlen musste. Der operative Gewinn dagegen sank um ein Viertel auf 298 Millionen Euro – stärker als gedacht, auch weil die Bank die Risikovors­orge für faule Kredite erhöhen musste.

Das seien Einzelfäll­e, ein Trend sei noch nicht absehbar, versuchte Finanzvors­tand Stephan Engels zu beruhigen. Außerdem habe die Bank aktuell mit 0,8 Prozent nur eine geringe Quote fauler Kredite, also noch einen Puffer. Wie stark die Belastunge­n für die Bank werden, hängt auch davon ab, ob die EZB gegebenenf­alls bei einer weiteren Erhöhung der Strafzinse­n diese staffelt und damit die Banken entlastet. Noch gibt die Commerzban­k die negativen Einlagezin­sen von 0,4 Prozent nicht an die Kunden weiter. Sie versucht sie aber zu überzeugen, andere Anlageform­en zu wählen. Das aber gilt nur vorerst: Sollte sich im Markt ein Trend durchsetze­n, die Negativzin­sen an die Kunden der Banken durchzurei­chen, „dann werden wir das natürlich angucken müssen“, gestand der Finanzvors­tand ein. Denn ansonsten könnte das Institut „mit Einlagen überhäuft“werden.

Die Commerzban­k setzt weiter auf das Geschäft mit Privat- und Firmenkund­en. So hat sie im zweiten Quartal netto 108.000 neue Privatkund­en gewonnen – die lockt sie allerdings auch mit einem Startgutha­ben von 100 Euro. Im Firmenkund­engeschäft wird der Wettbewerb noch heftiger. Denn seit den geplatzten Fusionsges­prächen mit der Deutschen Bank will sich auch die Commerzban­k stärker auf die Firmenkund­en konzentrie­ren. Im Herbst will die Commerzban­k ihre neue Strategie vorstellen und erklären, wie sie sich im immer härteren Wettbewerb behaupten will. Dass sie von einer ausländisc­hen Bank übernommen werden könnte, wie noch im Frühjahr vermutet, ist jedoch unwahrsche­inlicher geworden. „Aktuell klopft niemand an“, sagte Engels.

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FOTO: DPA Die Zentrale der Commerzban­k in Frankfurt

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