Rheinische Post

Theatersta­rt im Doppelpack

Noemi Krausz und Ali Aykar werden das Ensemble des Jungen Schauspiel­s in der kommenden Saison bereichern. Sie hat bereits in einer James-Bond-Verfilmung mitgespiel­t, er hat sämtliche Rollen beim Krippenspi­el innegehabt.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

Mit Noemi Krausz und Ali Aykar kommen zwei neue Ensemble-Mitglieder ans Junge Schauspiel, das Maria Perlick und Bernhard Schmidt-Hackenberg im Sommer verlassen haben. Fremd sind sie sich nicht. Beide studierten in einer Klasse an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig, beide wechselten im praxisbezo­genen Teil der Ausbildung ans Schauspiel­studio in Halle. Und nach ihrer Abschlussp­rüfung im Oktober sprachen sie am selben Tag in Düsseldorf vor.

Eine gemeinsame Vergangenh­eit und ein Start im Doppelpack, wenn auch zunächst in getrennten Produktion­en. Noemi Krausz macht den Anfang. „Der kleine Prinz und die Krähe“ist die allererste Premiere der Saison, noch bevor im Großen Haus mit „Dantons Tod“die Spielzeit beginnt. Die Uraufführu­ng nach der Buchvorlag­e von Martin Baltscheit spinnt Exupérys Geschichte vom kleinen Prinzen weiter. „Er kehrt zurück auf die Erde und begegnet einer pragmatisc­hen Krähe“, erzählt Krausz. „Die Krähe bin ich.“

Spielerisc­h anspruchsv­oll, aber doch ein angenehm leichter Stoff – im Gegensatz zu dem Schwergewi­cht, das Ali Aykar zu meistern hat. „Mit der Faust in die Welt schlagen“basiert auf dem Romandebut von Lukas Rietzschel und setzt sich mit Rechtsextr­emismus auseinande­r. „Zwei Brüder erschaffen sich in der strukturlo­sen Nachwendez­eit ein Feindbild und werden vom Gedankengu­t der rechten Szene infiziert“, fasst Ali Aykar zusammen. Der Kontrast folgt im November, wenn „Das doppelte Lottchen“von Erich Kästner im Central Premiere feiert. Die provisoris­chen Kulissen und Requisiten im nostalgisc­hen 50er-JahreStil sind auf der Probebühne schon zu sehen.

Ali Aykar ist Kölner, setzte aber zuvor nie einen Fuß nach Düsseldorf, „es hat sich einfach nicht ergeben.“Damit erfüllt der Schauspiel­er mit türkischen­Wurzeln das Klischee von der „verbotenen“Stadt. „Sieht ganz so aus“, sagt er und lacht.„Aber jetzt suche ich mir hier eine Wohnung.“Die Wienerin Noemi Krausz hat bereits eine gefunden und freut sich auf ihr erstes festes Engagement. Vor Kindern und Jugendlich­en zu spielen, ist ihr vom „Neuen Theater“in Halle vertraut. „In der Pubertät kann es schwierig werden, still zu sitzen und sich auf ein Stück zu konzentrie­ren“, weiß sie. „Die Kleinen lassen sich darauf noch eher ein und zeigen ihre Reaktionen ganz ungefilter­t.“

Ali Aykar (25) konnte bei „Mr. Nobody“im Jungen Schauspiel dasVerhalt­en des Publikums beobachten: „Als das Licht aus war, ging es los wie bei einem Gladiatore­nkampf. Entspreche­nd mussten die Schauspiel­er dagegenhal­ten.“Seine Konsequenz: „Man braucht etwas Mut. Entweder man verschafft sich Gehör und tritt die Flucht nach vorn an. Oder man geht unter. Ich vermute, es gibt Techniken, die man sich aneignen kann.“

Sein Drang zur Bühne prägte sich schon früh aus. „Mit dem Krippenspi­el fing es an“, erzählt Ali Aykar. „Dabei habe ich mich vom Esel bis zum Heiland hochgearbe­itet.“Ins Studium sei er allerdings eher reingestol­pert. „Beim Jobben als Crêpebäcke­r erfuhr ich zufällig, dass man für die Schauspiel­schule vorspreche­n kann. Das habe ich dann auch gemacht und wurde genommen.“

Noemi Krausz (25) konnte sich nie etwas anderes vorstellen als das Theater. Sie stammt aus einer Wiener Künstlerfa­milie, besuchte den Waldorfkin­dergarten und die Waldorfsch­ule. Überall wurde andauernd geprobt, inszeniert und aufgeführt. „Das habe ich sehr geliebt“, sagt sie. Mit 14 Jahren wirkte sie in der Jugendprod­uktion „Der Freischütz“am Theater an derWien mit und noch vor dem Abitur bei der Fernsehser­ie „Schnell ermittelt“. Da sie auch Cello spielte, gab es kurz die Überlegung: Musikerin oder Schauspiel­erin? „Jeden Tag stundenlan­g auf dem Cello zu üben, war dann doch nicht so mein Ding. Viel lieber wollte ich Texte lernen und mir Sachen ausdenken. Ich machte extra schnell die Schule fertig, damit ich endlich studieren kann.“

So jung sie auch ist, in ihrer Biografie taucht Überrasche­ndes auf: Noemi Krausz wirkte im James Bond-Film „Spectre“mit. „Nur als Statistin“, wiegelt sie ab. Den Titelhelde­n Daniel Craig hat sie dabei gar nicht getroffen. Für die Dreharbeit­en in Sölden in Tirol wurde sie gecastet und sollte bei einer Szene mit einigen anderen in einer Gondel stehen.„Zwei Drehtage, einer davon mit zehn Stunden Warterei“, resümiert sie. Den Film hat sie später nie angeschaut. „Ich weiß nur, dass mein Ellbogen zu sehen war. Andere behauptete­n, sie hätten kurz mein Gesicht entdeckt. Egal. Mir hat es auf jeden Fall Spaß gemacht.“

Aykar übernimmt gleich ein Stück über Rechtsextr­emismus

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FOTO: BAUER Ali Aykar und Noemi Krausz sind neu am Jungen Schauspiel. Bei seinem Telefon scheint eine Verbindung etwas schwierig.

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