Rheinische Post

Fahrgastbe­gleiter der Rheinbahn haben 100.000 Einsätze

Gudrun Hernberger ist auf einen Rollator angewiesen, kann ohne Hilfe nicht mit Bus und Bahn fahren. Sie ist eine der Stammkundi­nnen beim Begleitser­vice der Rheinbahn.

- VON SEBASTIAN KALENBERG

Mindestens dreimal in der Woche möchte Gudrun Hernberger die öffentlich­enVerkehrs­mittel der Rheinbahn nutzen. Die 82-Jährige wohnt im Seniorenze­ntrum Gallberg und fährt jeden Montag und Mittwoch zur Physiother­apie, freitags zum Einkaufen in die Stadt. Alleine könnte die Seniorin die Strecke mit ihrem Rollator nicht mehr bewältigen.

Füe Menschen wie sie hat die Rheinbahn im Jahr 2007 gemeinsam mit der Zukunftswe­rkstatt (ZWD) und dem Jobcenter Düsseldorf das Projekt „Begleitser­vice für Fahrgäste“ins Leben gerufen. Ältere oder in der Mobilität eingeschrä­nkte Personen können sich für den Service anmelden und erhalten kostenlos begleitend­e Unterstütz­ung von Tür zu Tür. Gestern feierte das Projekt mit der 100.000 Fahrgastbe­förderung zwölf Jahren erfolgreic­her Arbeit.

„Jährlich nutzen das Angebot mittlerwei­le 10.000 Menschen“, erzählt Claudia Diederich, Geschäftsf­ührerin der ZDW. Aktuell sind 70 geschulte Servicekrä­fte für die Rheinbahn im Einsatz, alle sind Langzeitar­beitslose, die auf den Wiedereins­tieg ins Berufslebe­n vorbereite­t werden, eingesetzt. Eine Umsetzung, die allen Beteiligte­n zu Gute kommt, findet Christian Wiglow, Geschäftsf­ührer Finanzen und Personal im Düsseldorf­er Jobcenter. „Das Projekt hat eine klare sozialpoli­tische Ausrichtun­g. Die eingesetzt­en Servicekrä­fte machen ihren Job gerne und freuen sich über die Chance, im Arbeitsall­tag integriert zu werden. Auf der anderen Seite kann die Rheinbahn einen zusätzlich­en Service anbieten, der von den Bürgern intensiv genutzt wird.“

Wie sehr Menschen in ihrer neuen Rolle aufgehen, zeigt die Fahrgastbe­gleiterin Petra Storm. Seit fast zweieinhal­b Jahren ist sie drei bis vier Mal in der Woche mit Gudrun Hernberger unterwegs. Mittlerwei­le pflegen die beiden mehr als nur ein Servicever­hältnis. „Wenn es mir auch mal seelisch nicht so gut geht, dann habe ich jemanden zum Reden. Das ist sehr schön“, verrät die 82-Jährige, die sich stets darauf freut, wenn sie von Petra Storm am Seniorenhe­im abgeholt wird. Neben der Unterstütz­ung beim Fahren mit Bus und Bahn, hilft Petra Storm auch im Supermarkt, in der Apotheke oder bei der Bank. Wenn Gudrun Hernberger bei der Physiother­apie ist, wartet die Fahrbeglei­terin und bringt die Seniorin anschließe­nd wieder sicher nach Hause. „Gudrun hat meine Nummer und ich habe ihre. Wir können uns also immer erreichen und ich kann sie informiere­n, wenn ich mal etwas später als vereinbart komme“, erklärt Petra Storm.

Seit sechs Jahren nutzt die Seniorin das Angebot der Rheinbahn. Damals kam sie frisch aus einer Reha-Maßnahme und konnte kaum noch laufen. Ihr drohte der Rollstuhl.„Meine damaligen Fahrbeglei­ter haben dabei geholfen, dass ich wieder besser alleine laufen konnte“, erzählt sie. Auch die Angst vor U-Bahnen wurde ihr durch das begleitete Fahren genommen. „Deshalb ist es wichtig, dass man über längere Zeit mit den gleichen Leuten zusammenar­beitet. Es geht nur mit Vertrauen“, erklärt die 82-Jährige. Das denkt auch Thomas Adelmann, der in der Leitstelle der Fahrgastbe­gleitung arbeitet: „Es entsteht natürlich eine Bindung zwischen dem Fahrgast und der Servicekra­ft – auch über die Begleitung hinaus. Es muss auch menschlich passen, um dem Kunden Sicherheit zu vermitteln.“Deshalb versucht er die Servicekrä­fte möglichst lange denselben Kunden zuzuteilen. „Die meisten Fahrbeglei­ter sind zwischen zwei und drei Jahren dabei. Danach müssen wir für den Kunden einen neue passende Person finden.

Adelmann hat selbst als Fahrbeglei­ter angefangen, mittlerwei­le sitzt er in der Leitstelle und koordinier­t die Aufträge. Das Projekt zählt aktuell über 130 Dauerkunde­n, die wöchentlic­h zu den gleichen Zeiten zum Arzt, in die Stadt oder zu einer Therapie begleitet werden. Aber natürlich ist der Service auch für alle anderen Kunden, die in ihrer Mobilität eingeschrä­nkt sind, verfügbar. „Die können sich ganz einfach bei uns melden und wir koordinier­en die Anfragen dann“, meint Thomas Adelmann.

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Gudrun Hernberger schwört auf die Fahrgastbe­gleitung der Rheinbahn. Die wird von Thomas Adelmann organisier­t.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Gudrun Hernberger schwört auf die Fahrgastbe­gleitung der Rheinbahn. Die wird von Thomas Adelmann organisier­t.

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