Fahrgastbegleiter der Rheinbahn haben 100.000 Einsätze
Gudrun Hernberger ist auf einen Rollator angewiesen, kann ohne Hilfe nicht mit Bus und Bahn fahren. Sie ist eine der Stammkundinnen beim Begleitservice der Rheinbahn.
Mindestens dreimal in der Woche möchte Gudrun Hernberger die öffentlichenVerkehrsmittel der Rheinbahn nutzen. Die 82-Jährige wohnt im Seniorenzentrum Gallberg und fährt jeden Montag und Mittwoch zur Physiotherapie, freitags zum Einkaufen in die Stadt. Alleine könnte die Seniorin die Strecke mit ihrem Rollator nicht mehr bewältigen.
Füe Menschen wie sie hat die Rheinbahn im Jahr 2007 gemeinsam mit der Zukunftswerkstatt (ZWD) und dem Jobcenter Düsseldorf das Projekt „Begleitservice für Fahrgäste“ins Leben gerufen. Ältere oder in der Mobilität eingeschränkte Personen können sich für den Service anmelden und erhalten kostenlos begleitende Unterstützung von Tür zu Tür. Gestern feierte das Projekt mit der 100.000 Fahrgastbeförderung zwölf Jahren erfolgreicher Arbeit.
„Jährlich nutzen das Angebot mittlerweile 10.000 Menschen“, erzählt Claudia Diederich, Geschäftsführerin der ZDW. Aktuell sind 70 geschulte Servicekräfte für die Rheinbahn im Einsatz, alle sind Langzeitarbeitslose, die auf den Wiedereinstieg ins Berufsleben vorbereitet werden, eingesetzt. Eine Umsetzung, die allen Beteiligten zu Gute kommt, findet Christian Wiglow, Geschäftsführer Finanzen und Personal im Düsseldorfer Jobcenter. „Das Projekt hat eine klare sozialpolitische Ausrichtung. Die eingesetzten Servicekräfte machen ihren Job gerne und freuen sich über die Chance, im Arbeitsalltag integriert zu werden. Auf der anderen Seite kann die Rheinbahn einen zusätzlichen Service anbieten, der von den Bürgern intensiv genutzt wird.“
Wie sehr Menschen in ihrer neuen Rolle aufgehen, zeigt die Fahrgastbegleiterin Petra Storm. Seit fast zweieinhalb Jahren ist sie drei bis vier Mal in der Woche mit Gudrun Hernberger unterwegs. Mittlerweile pflegen die beiden mehr als nur ein Serviceverhältnis. „Wenn es mir auch mal seelisch nicht so gut geht, dann habe ich jemanden zum Reden. Das ist sehr schön“, verrät die 82-Jährige, die sich stets darauf freut, wenn sie von Petra Storm am Seniorenheim abgeholt wird. Neben der Unterstützung beim Fahren mit Bus und Bahn, hilft Petra Storm auch im Supermarkt, in der Apotheke oder bei der Bank. Wenn Gudrun Hernberger bei der Physiotherapie ist, wartet die Fahrbegleiterin und bringt die Seniorin anschließend wieder sicher nach Hause. „Gudrun hat meine Nummer und ich habe ihre. Wir können uns also immer erreichen und ich kann sie informieren, wenn ich mal etwas später als vereinbart komme“, erklärt Petra Storm.
Seit sechs Jahren nutzt die Seniorin das Angebot der Rheinbahn. Damals kam sie frisch aus einer Reha-Maßnahme und konnte kaum noch laufen. Ihr drohte der Rollstuhl.„Meine damaligen Fahrbegleiter haben dabei geholfen, dass ich wieder besser alleine laufen konnte“, erzählt sie. Auch die Angst vor U-Bahnen wurde ihr durch das begleitete Fahren genommen. „Deshalb ist es wichtig, dass man über längere Zeit mit den gleichen Leuten zusammenarbeitet. Es geht nur mit Vertrauen“, erklärt die 82-Jährige. Das denkt auch Thomas Adelmann, der in der Leitstelle der Fahrgastbegleitung arbeitet: „Es entsteht natürlich eine Bindung zwischen dem Fahrgast und der Servicekraft – auch über die Begleitung hinaus. Es muss auch menschlich passen, um dem Kunden Sicherheit zu vermitteln.“Deshalb versucht er die Servicekräfte möglichst lange denselben Kunden zuzuteilen. „Die meisten Fahrbegleiter sind zwischen zwei und drei Jahren dabei. Danach müssen wir für den Kunden einen neue passende Person finden.
Adelmann hat selbst als Fahrbegleiter angefangen, mittlerweile sitzt er in der Leitstelle und koordiniert die Aufträge. Das Projekt zählt aktuell über 130 Dauerkunden, die wöchentlich zu den gleichen Zeiten zum Arzt, in die Stadt oder zu einer Therapie begleitet werden. Aber natürlich ist der Service auch für alle anderen Kunden, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, verfügbar. „Die können sich ganz einfach bei uns melden und wir koordinieren die Anfragen dann“, meint Thomas Adelmann.