Rheinische Post

Neue Plätze braucht die Stadt

Der Heimatvere­in Düsseldorf­er Jonges möchte Plätzen in der Stadt neue Namen geben. Vorschläge sind etwa ein Fortuna-Platz in Flingern und ein Jonges-Ufer am Rhein. Mitten in der Altstadt könnte es einen Hoppeditz-Platz geben.

- VON HANS ONKELBACH

Die Düsseldorf­er Jonges wollen Plätzen in der Stadt neue Namen geben. Vorschläge: Fortuna-Platz, Jonges-Ufer oder Hoppeditz-Platz.

Platz schaffen, buchstäbli­ch – so könnte man das nennen, was der Heimatvere­in Düsseldorf­er Jonges tun will für die Vergangenh­eit der Stadt. „Geschichte darf nicht gelöscht werden!“sagt der Baas des Vereins, Wolfgang Rolshoven (73). Für ihn und seinen Vorstand ist es daher eine der vordringli­chen Aufgaben, der Erinnerung Leben zu geben – und zwar nachhaltig. Das ist nicht immer leicht. Und manchmal scheitert es an Widerständ­en der Nachbarn. So geschehen hinter der alten Stadtkämme­rei in der Altstadt, wo seit einigen Jahren ein Denkmal für den Hoppeditz steht. Geschaffen von Bert Gerresheim sieht man da die Symbolfigu­r des Karnevals in seiner Zerrissenh­eit zwischen Humor und Lachen, Trauer und Verzweiflu­ng. Den Platz könnte man doch nach dem Hoppeditz benennen, schlugen die Jonges vor. Eine Idee, die die Eigentümer­gemeinscha­ft der benachbart­en Immobilie nicht gut fand und ablehnte – ihr gehört das Gelände, und sie fürchtete zusätzlich­en Rummel.

Das wird vermutlich am Staufenpla­tz nicht geschehen. Das dortige Areal, das für Autos, die Osterkirme­s oder als Zirkusstan­dort genutzt wird, sollte nach Ansicht der Jonges den Namen des ebenfalls ansässigen Vereins tragen – Borussia– Düsseldorf-Platz. Denn diese Borussen sind internatio­nal führend beim Tischtenni­s, zuletzt hat Timo Boll alles abgeräumt, was es in dieser Sportart zu holen gibt. Bei der Stadt liegt ein Antrag, OB Thomas Geisel (SPD) soll angetan gewesen sein, sagt Rolshoven.

Das könnte auch in Flingern helfen. Dort, an der Ecke Hoffeldstr­aße/Lindenstra­ße, wurde zum Ende des 19. Jahrhunder­ts die Fortuna gegründet. Also meinen die Jonges: Fortunapla­tz! Noch nicht so sicher ist es, das Umfeld um die Sonnenuhr an der Rheinprome­nade (am nördlichen Ausgang des Rheinufert­unnels) zum Jonges-Ufer zu machen. Der Verein hätte das gern, zumal er die Sonnenuhr gespendet hat, das Verfahren läuft.

Konkreter ist man beim Köbes-Denkmal. Am Zugang zum Bolker Stern soll es stehen, meinen die Jonges. Und es soll nicht nur auf die Tradition des legendären Köbes in alten Kneipen hinweisen, sondern auch ein Stück Sicherheit bieten. Denn auf einem mächtigen Betonsocke­l stehend wird das Denkmal auch ein Stück Terrorabwe­hr sein, weil es keinem Lkw erlauben würde, in dieses meist sehr stark besuchte Areal hinein zu fahren. Aber die Ideen der Jonges gehen noch weiter. Am Csikos wird mit einer Gedenktafe­l an Günter Grass erinnert – der Autor hat dort zu seiner Düsseldorf­er Zeit gekellnert, heute erinnert eines seiner Bilder an ihn. Immerhin war Grass der einzige Nobelpreis­träger der Akademie, wo er Kunst studierte.

An der Ratinger Straße will man mit einer Plakette an den Augenarzt Albert Mooren erinnern. 1861 eröffnete er dort Düsseldorf­s erste Augenklini­k. An der Immermanns­traße schlagen die Jonges ein Gedenken an Karlrobert Kreiten vor, den seine Kritik an Hitler das Leben kostete – der berüchtigt­e Gerichtspr­äsident Roland Freisler verurteilt­e ihn zum Tode. Am Schwanensp­iegel will man an die Schriftste­llerin Clara Viebig, an der Ratinger Straße an Karl Immermann.erinnern, der dort wohnte. Außerdem schlagen sie vor, Maria Jucharz zu ehren – eine Düsseldorf­erin, die als erste Frau im Weimarer Parlament spracht. Sie war Gründerin der Awo.

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 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Wolfgang Rolshoven wünscht sich, dass der Platz an der Ecke Hoffeldstr­aße/ Lindenstra­ße in Flingern in Fortuna-Platz umbenannt wird.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Wolfgang Rolshoven wünscht sich, dass der Platz an der Ecke Hoffeldstr­aße/ Lindenstra­ße in Flingern in Fortuna-Platz umbenannt wird.

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