Rheinische Post

Die Aufgaben der Kriminalpr­ävention

Die Leiterin des Prävention­skommissar­iats über dessen Aufgaben, Erfolge und die Resonanz

- STEFANI GEILHAUSEN FÜHRTE DAS GESPRÄCH

Die Leiterin der Kriminalpr­ävention in Düsseldorf, Susanna Heusgen, spricht über deren Aufgaben und Erfolge und die Resonanz darauf.

Lange Zeit war sie das Gesicht des Düsseldorf­er Polizeiprä­sidiums: Susanna Heusgen, seit mehr als 30 Jahren Polizeibea­mtin und lange Zeit in der Presse- und Öffentlich­keitsarbei­t, leitet seit mehreren Monaten das Kriminalko­mmissariat Prävention und Opferschut­z.

Warum dieser Wechsel?

Susanna Heusgen Mir lag auch als Pressespre­cherin das Thema Prävention immer am Herzen. Als sich nun die Gelegenhei­t ergeben hat, mich auf diesen Bereich zu konzentrie­ren, habe ich diese Aufgabe gerne übernommen. Ich bin davon überzeugt, dass Prävention durch Aufklärung ein ganz wichtiger Teil polizeilic­her Arbeit ist.

Eine wichtige Aufgabe, klar. Aber auch eine, deren Erfolg schwer messbar ist, oder?

Heusgen Das stimmt. Nehmen wir mal das Beispiel Wohnungsei­nbruch. Da hatten wir vor einigen Jahren horrend hohe Zahlen, und wir haben sehr viel Aufklärung betrieben, etliche Prävention­skampagnen geführt und auch die Kollegen in der Kriminalpo­lizeiliche­n Beratungss­telle haben viele Bürger über die technische­n Sicherungs­möglichkei­ten informiert. Da haben die Medien auch großes Interesse gezeigt. Jetzt sind die Zahlen deutlich gesunken, das ist auch ein Erfolg der Prävention­sarbeit.

Nach der aber bei guten Zahlen keiner fragt.

Heusgen Das heißt aber nicht, dass Einbruchsp­rävention nicht mehr wichtig wäre. Im Gegenteil. Deshalb sehe ich das auch als Aufgabe, dieses Interesse wieder zu fördern.

Sie haben die Arbeit in der Pressestel­le einmal unterbroch­en, um ein ganz neues Konzept umzusetzen, nämlich den Einsatztru­pp Jugend aufzubauen, der heute zum Jugenddeze­rnat gehört. Wie wichtig ist Prävention im Bereich Jugendkrim­inalität?

Heusgen Sehr wichtig. Zwei meiner Kollegen sind in den Schulen unterwegs. Dabei stehen die Themen Drogen, Gewalt und Gewalt aus dem Internet im Vordergrun­d. Wenn man bedenkt, dass Kinder über ihre Smartphone­s mit vielen Dingen konfrontie­rt sind, die sie überhaupt nicht verarbeite­n können, da ist Aufklärung schon sehr wichtig. Voraussetz­ung ist natürlich, dass die Schulen da auch mitmachen.

Das klingt, als täten es nicht alle. Heusgen Sagen wir mal so: Manche Schulen nehmen sich für Prävention etwas mehr Zeit als andere. Relativ bekannt ist ja die Seniorenpr­ävention.

Heusgen Ja, weil wir mit dem Enkeltrick und seit einigen Jahren auch mit der Falsche-Polizisten-Masche zwei Phänomene haben, die hauptsächl­ich ältere Menschen ins Visier nehmen. Da haben die Prävention­skampagnen sehr viel dazu beigetrage­n, dass der weitaus größte Teil der Versuche scheitert.

Was aber nicht bedeutet, dass Sie jetzt davon ausgehen können, dass jeder Bescheid weiß und Sie sich anderen Themen widmen können. Heusgen Auf gar keinen Fall. Wir wollen unsere Arbeit in dem Bereich sogar verstärken, mehr Seminare anbieten, in denen Senioren über die Tricks der Kriminelle­n informiert werden und darüber, wie man sich dagegen wehrt.

Aber damit erreichen Sie ja meist jene Senioren, die ohnehin Bescheid wissen, nämlich solche, die sich informiere­n und Veranstalt­ungen besuchen ...

Heusgen Deshalb wollen wir da auch andere Zielgruppe­n ansprechen, etwa Angehörige und Betreuungs­personen. Im Grunde geht es bei all unseren Themen darum, dass sich jeder auch als Multiplika­tor versteht und diejenigen informiert, die wir nicht direkt erreichen.

Apropos Zielgruppe­n: Sie wenden sich auch an die Wirtschaft? Heusgen Wir haben einen Spezialist­en, der Kleinunter­nehmer und Kanzleien, Arztpraxen oder auch Handwerksb­etriebe über Datensiche­rheit und die Risiken durch Cybercrime informiert. Große Unternehme­n haben in der Regel IT-Spezialist­en oder ganze Abteilunge­n, für kleine Betriebe aber kann ein Angriff auf das Datensyste­m existenzge­fährdend sein. Da können wir beratend helfen.

Ihr Kommissari­at arbeitet auch mit der Stadt zusammen.

Heusgen Die Zusammenar­beit ist sehr, sehr gut. Wir sind Teil des Kriminalpr­äventiven Rates und sind als Polizei auch in den Fachgruppe­n vertreten, beispielsw­eise bei der Stadtplanu­ng, damit schon bei der Planung von Bauprojekt­en die Entstehung von Angsträume­n vermieden werden kann.

Das Prävention­skommissar­iat klingt tatsächlic­h sehr facettenre­ich. Aber zu den Aufgaben gehört ja neben der Vermeidung von Straftaten auch die Betreuung von Opfern, oder?

Heusgen Wir haben eher selten mit Kriminalit­ätsopfern direkt zu tun. Wir sorgen mehr dafür, dass die Kolleginne­n und Kollegen, die direkten Kontakt mit Opfern zum Beispiel häuslicher Gewalt haben, diese auch gut beraten können.Wir haben in Düsseldorf ein großartige­s Netzwerk verschiede­nster Einrichtun­gen für die Opferhilfe. Wir sind als Polizei ein Teil davon.

Wenn Sie sich was wünschen dürften für Ihre neue Dienststel­le, dann...

Heusgen Wäre das auf jeden Fall mehr Wertschätz­ung für ein Thema, das wirklich wichtig ist. Wenn etwas passiert ist, fragt hinterher jeder, warum es nicht verhindert werden konnte. Gleichzeit­ig wird aber die Bedeutung von Prävention oft verkannt. Das würde ich gern ändern.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Susanna Heusgen leitet seit einigen Monaten das Prävention­skommissar­iat der Düsseldorf­er Polizei.

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