Die Aufgaben der Kriminalprävention
Die Leiterin des Präventionskommissariats über dessen Aufgaben, Erfolge und die Resonanz
Die Leiterin der Kriminalprävention in Düsseldorf, Susanna Heusgen, spricht über deren Aufgaben und Erfolge und die Resonanz darauf.
Lange Zeit war sie das Gesicht des Düsseldorfer Polizeipräsidiums: Susanna Heusgen, seit mehr als 30 Jahren Polizeibeamtin und lange Zeit in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, leitet seit mehreren Monaten das Kriminalkommissariat Prävention und Opferschutz.
Warum dieser Wechsel?
Susanna Heusgen Mir lag auch als Pressesprecherin das Thema Prävention immer am Herzen. Als sich nun die Gelegenheit ergeben hat, mich auf diesen Bereich zu konzentrieren, habe ich diese Aufgabe gerne übernommen. Ich bin davon überzeugt, dass Prävention durch Aufklärung ein ganz wichtiger Teil polizeilicher Arbeit ist.
Eine wichtige Aufgabe, klar. Aber auch eine, deren Erfolg schwer messbar ist, oder?
Heusgen Das stimmt. Nehmen wir mal das Beispiel Wohnungseinbruch. Da hatten wir vor einigen Jahren horrend hohe Zahlen, und wir haben sehr viel Aufklärung betrieben, etliche Präventionskampagnen geführt und auch die Kollegen in der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle haben viele Bürger über die technischen Sicherungsmöglichkeiten informiert. Da haben die Medien auch großes Interesse gezeigt. Jetzt sind die Zahlen deutlich gesunken, das ist auch ein Erfolg der Präventionsarbeit.
Nach der aber bei guten Zahlen keiner fragt.
Heusgen Das heißt aber nicht, dass Einbruchsprävention nicht mehr wichtig wäre. Im Gegenteil. Deshalb sehe ich das auch als Aufgabe, dieses Interesse wieder zu fördern.
Sie haben die Arbeit in der Pressestelle einmal unterbrochen, um ein ganz neues Konzept umzusetzen, nämlich den Einsatztrupp Jugend aufzubauen, der heute zum Jugenddezernat gehört. Wie wichtig ist Prävention im Bereich Jugendkriminalität?
Heusgen Sehr wichtig. Zwei meiner Kollegen sind in den Schulen unterwegs. Dabei stehen die Themen Drogen, Gewalt und Gewalt aus dem Internet im Vordergrund. Wenn man bedenkt, dass Kinder über ihre Smartphones mit vielen Dingen konfrontiert sind, die sie überhaupt nicht verarbeiten können, da ist Aufklärung schon sehr wichtig. Voraussetzung ist natürlich, dass die Schulen da auch mitmachen.
Das klingt, als täten es nicht alle. Heusgen Sagen wir mal so: Manche Schulen nehmen sich für Prävention etwas mehr Zeit als andere. Relativ bekannt ist ja die Seniorenprävention.
Heusgen Ja, weil wir mit dem Enkeltrick und seit einigen Jahren auch mit der Falsche-Polizisten-Masche zwei Phänomene haben, die hauptsächlich ältere Menschen ins Visier nehmen. Da haben die Präventionskampagnen sehr viel dazu beigetragen, dass der weitaus größte Teil der Versuche scheitert.
Was aber nicht bedeutet, dass Sie jetzt davon ausgehen können, dass jeder Bescheid weiß und Sie sich anderen Themen widmen können. Heusgen Auf gar keinen Fall. Wir wollen unsere Arbeit in dem Bereich sogar verstärken, mehr Seminare anbieten, in denen Senioren über die Tricks der Kriminellen informiert werden und darüber, wie man sich dagegen wehrt.
Aber damit erreichen Sie ja meist jene Senioren, die ohnehin Bescheid wissen, nämlich solche, die sich informieren und Veranstaltungen besuchen ...
Heusgen Deshalb wollen wir da auch andere Zielgruppen ansprechen, etwa Angehörige und Betreuungspersonen. Im Grunde geht es bei all unseren Themen darum, dass sich jeder auch als Multiplikator versteht und diejenigen informiert, die wir nicht direkt erreichen.
Apropos Zielgruppen: Sie wenden sich auch an die Wirtschaft? Heusgen Wir haben einen Spezialisten, der Kleinunternehmer und Kanzleien, Arztpraxen oder auch Handwerksbetriebe über Datensicherheit und die Risiken durch Cybercrime informiert. Große Unternehmen haben in der Regel IT-Spezialisten oder ganze Abteilungen, für kleine Betriebe aber kann ein Angriff auf das Datensystem existenzgefährdend sein. Da können wir beratend helfen.
Ihr Kommissariat arbeitet auch mit der Stadt zusammen.
Heusgen Die Zusammenarbeit ist sehr, sehr gut. Wir sind Teil des Kriminalpräventiven Rates und sind als Polizei auch in den Fachgruppen vertreten, beispielsweise bei der Stadtplanung, damit schon bei der Planung von Bauprojekten die Entstehung von Angsträumen vermieden werden kann.
Das Präventionskommissariat klingt tatsächlich sehr facettenreich. Aber zu den Aufgaben gehört ja neben der Vermeidung von Straftaten auch die Betreuung von Opfern, oder?
Heusgen Wir haben eher selten mit Kriminalitätsopfern direkt zu tun. Wir sorgen mehr dafür, dass die Kolleginnen und Kollegen, die direkten Kontakt mit Opfern zum Beispiel häuslicher Gewalt haben, diese auch gut beraten können.Wir haben in Düsseldorf ein großartiges Netzwerk verschiedenster Einrichtungen für die Opferhilfe. Wir sind als Polizei ein Teil davon.
Wenn Sie sich was wünschen dürften für Ihre neue Dienststelle, dann...
Heusgen Wäre das auf jeden Fall mehr Wertschätzung für ein Thema, das wirklich wichtig ist. Wenn etwas passiert ist, fragt hinterher jeder, warum es nicht verhindert werden konnte. Gleichzeitig wird aber die Bedeutung von Prävention oft verkannt. Das würde ich gern ändern.