Rheinische Post

Im Würgegriff des Fachkräfte­mangels

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Wer derzeit aufmerksam die Wirtschaft­sberichter­stattung verfolgt, dem muss schwindeli­g werden. Die Konzerne setzen massiv den Rotstift an. Thyssenkru­pp, Bayer, Deutsche Bank, Siemens – sie alle streichen tausende Stellen. Die Krise der Automobili­ndustrie, ein irrlichter­nder US-Präsident und nicht zuletzt der drohende No-Deal-Brexit drücken auf die konjunktur­elle Stimmung. Hinzu kommen bei manchem hausgemach­te Probleme. Für die betroffene­n Beschäftig­ten ist das ein schwerer Schlag. Allerdings sind die Chancen für sie am Arbeitsmar­kt so gut wie nie. Fachkräfte werden händeringe­nd gesucht.

Lenkt man den Blick weg von den Großkonzer­nen hin zum Handwerk oder zu den sozialen Berufen, dann wird dies offensicht­lich: 200 Tage muss ein Sanitärbet­rieb im Schnitt warten, ehe eine Stelle neu besetzt ist. Bei den Pflegeheim­en sieht es nicht besser aus. Deutschlan­d befindet sich endgültig im Würgegriff des Fachkräfte­mangels.

Es sind mehrere Faktoren, die dort zusammenko­mmen. So macht sich beispielsw­eise der demografis­che Wandel immer stärker bemerkbar. Während die geburtenst­arken Jahrgänge aus dem Arbeitsleb­en ausscheide­n, rücken zu wenig Jüngere nach. Und die drängen dann noch zunehmend an die Hochschule­n. Verschärft wird die Situation dadurch, dass sich so mancher Betrieb in der Vergangenh­eit in Sachen Ausbildung einen schlanken Fuß gemacht hat. Und in der Pflegebran­che, wo hoch engagierte Menschen ausbrennen, weil sie allein die Arbeit machen müssen, für die eigentlich drei oder vier Kollegen vonnöten wären, ist jahrelang nichts passiert. Der jüngst verkündete Aktionspla­n Pflege ist ein Anfang. Mangelberu­fe müssen sich jetzt attraktive­r machen. Sowohl was die Bezahlung angeht als auch die Arbeitsbed­ingungen.

BERICHT KLEMPNER VERZWEIFEL­T GESUCHT, WIRTSCHAFT

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