Zukunft mit Fleischgeschmack
Gibt es bald nur noch Fleischkapseln und Steaks aus dem 3D-Drucker?
Erinnern Sie sich an das Klonschaf Dolly? In meiner Jugend sorgte Dolly überall für lebhafte Diskussionen. Darf man Tiere klonen? Wie viel Gentechnik steckt in unseren Lebensmitteln? Heute diskutieren wir andere Fragen. Etwa: Darf man Küken schreddern? Wie viel Kohlenstoffdioxid verursacht unsere Fleischproduktion? Und: Brauchen wir eine Fleischsteuer? Die Antwort kommt natürlich – wie immer – aus Kalifornien: künstliches Hack, also Fleisch, das wie Fleisch schmeckt, tatsächlich aber im Labor aus Gemüseextrakten zusammengesetzt wurde. Fake-Frikadellen sind bei Aldi und bei Lidl gerade der absolute Ren
ner. Die Aktien des Start-ups „Beyond Meat“, dem wir den aktuellen Hype zu verdanken haben, gehen an der Wall Street durch die Decke. Demnächst sollen pflanzliche Grillwürste und Schnitzel unsere Supermarktregale füllen.
Was noch fehlt im Hype um den Fleischverzicht: 3D-Drucker, mit denen wir uns das Steak selbst zu Hause ausdrucken können. Schicke Designer-Küchengeräte, die sich mit verschiedenen Fleischkapseln bestücken lassen (Fake-Rind, -Schwein, -Geflügel oder -Lamm). Falscher Hase aus falschem Fleisch sozusagen. Zur Markteinführung gibt es dann TVSpots mit Tim Mälzer, der, natürlich mit einem süßen Ferkel im Arm, auf das Tierwohl hinweist.
Und das war erst der Anfang der Geschichte. Es folgen Auflagenrekorde für Zeitschriften und Magazine wie „Fleischlust“oder „Fit for Fake“. Kinder und Jugendliche werden am Wochenende durch die Straßen ziehen und „Weekends for Würstchen“skandieren. Ja, wir steuern in eine glorreiche, fleischlose Zukunft! Und wenn wir dann auch noch den Thermomix zu Grabe tragen dürfen, werden wir endlich im gelobten Neuland angekommen sein.