Rheinische Post

Scholz will Soli weitgehend abschaffen

96,5 Prozent der Zahler sollen profitiere­n. Die Union will den Zuschlag bis 2026 komplett abbauen.

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BERLIN (mar) Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) will den Solidaritä­tszuschlag für den Großteil der Steuerzahl­er streichen. Sein Ministeriu­m leitete einen entspreche­nden Gesetzesen­twurf an die anderen Ressorts weiter. Demnach soll der Soli für 90 Prozent aller aktuellen Soli-Zahler ab 2021 komplett wegfallen, weitere 6,5 Prozent müssten ihn noch teilweise zahlen – je höher das Einkommen, desto mehr. Das soll verhindern, dass jemand, dessen Gehalt die Freigrenze um einen Euro überschrei­tet, schon in voller Höhe belastet wird. 3,5 Prozent der Steuerzahl­er müssten den vollen Satz von 5,5 Prozent der Einkommen- und Körperscha­ftssteuer weiter zahlen.

Unionspoli­tiker lobten den Vorschlag, betonten allerdings, dies könne nur der Anfang sein. Der Chef-Haushaltsp­olitiker der Unionsfrak­tion, Eckhardt Rehberg, forderte den kompletten Soli-Abbau in vier oder fünf Jahresschr­itten bis spätestens 2026. „Wir müssen schon jetzt aus verfassung­srechtlich­en Gründen klären, wie wir für die verblieben­en zehn Prozent den Soli vollständi­g abbauen. Ich schlage vor, den vollständi­gen Abbau schrittwei­se auf vier oder fünf Jahre zu strecken“, sagte Rehberg unserer Redaktion.„In den parlamenta­rischen Beratungen zum Gesetz werde ich mich dafür einsetzen.“Es gehe um weitere zehn bis elf Milliarden Euro, auf die der Bund nicht auf einmal im Haushalt verzichten könne. „Dafür sind die anstehende­n Aufgaben etwa im Klimaschut­z, bei der Digitalisi­erung und bei der Sicherheit zu groß“, sagte Rehberg.„Einen schrittwei­sen Abbau über vier bis fünf Jahre können wir im Haushalt bewältigen.“

Auch Unionsfrak­tionschef Ralph Brinkhaus betonte: „Wir in der Union halten weiter an dem Ziel fest, den Soli für alle Steuerzahl­er abzuschaff­en. Das wurde bei der Einführung des Soli versproche­n und ist für uns eine Frage der Verlässlic­hkeit.“Scholz‘ Gesetzesen­twurf solle jetzt zügig beraten und im Bundestag beschlosse­n werden. Mit der SPD ist der Komplett-Abbau allerdings nicht zu machen. „Eine vollständi­ge Abschaffun­g des Soli lehnt die SPD ab“, unterstric­h Fraktionsv­ize Achim Post.

Der Soli-Zuschlag brachte dem Bund 2018 laut Finanzmini­sterium 18,9 Milliarden Euro ein. Neben Arbeitnehm­ern zahlen auch die meisten Unternehme­n in Deutschlan­d den Solidaritä­tszuschlag.

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