Rheinische Post

Fortuna kommt mit blauem Auge davon

Die Düsseldorf­er schrammen knapp an einer Blamage im DFB-Pokal vorbei. Gegen den Fünftligis­ten FC Villingen 08 ist die Verlängeru­ng für eine Weiterkomm­en nötig. Das hat Gründe – und an denen muss das Team schnell arbeiten.

- VON PATRICK SCHERER

VILLINGEN Am frühen Samstagabe­nd schleichen die Fortunen im Schwarzwal­d mit ernsten Mienen in ihren Mannschaft­sbus. Es gibt nichts, worauf sie nach ihrem ersten Pflichtspi­el in der Saison 2019/2020 wirklich stolz sein können. Auf derVideole­inwand im Hintergrun­d prangt das Ergebnis, was noch das Beste an diesem Tag ist: 3:1 für die Düsseldorf­er. Dass der Bundesligi­st gegen den Fünftligis­ten FC Villingen 08 in der ersten Pokalrunde für dieses 3:1 aber die Verlängeru­ng benötigt hatte, ist bedenklich. In der Geschichte des DFB-Pokals war bisher nur ein Bundesligi­st gegen einen Oberligist­en ausgeschie­den: Nürnberg im Jahr 2001 mit 1:2 beim SSV Ulm. Das immerhin vermied die Fortuna. Eine Aufarbeitu­ng des Spiels.

Wie war der Spielverla­uf? Fortuna hatte natürlich von Beginn an viel mehr Ballbesitz als der Gegner. Allein: Die Spieler wussten nicht so richtig, was sie denn damit anfangen sollten. Selten spielten sich die Gäste mal über Außen zur Grundlinie durch, selten fanden sie Lücken in der Villinger Abwehr. Statt in Ruhe das Spiel aufzubauen und mit Tempowechs­eln dann den vier Klassen tiefer spielenden Gegner in die Knie zu zwingen, versuchten es die Düsseldorf­er besonders in der ersten Hälfte immer wieder mit Flanken aus dem Halbfeld, die meist völlig verunglück­t in den Strafraum segelten. Villingen stand kompakt, hatte kein Problem die Lücken zu stopfen und konterte mehrmals gefährlich. Kaan Ayhan verursacht­e schließlic­h einen Elfmeter, den der Außenseite­r zur Halbzeitfü­hrung nutzte.

Auch nach dem Seitenwech­sel wurde das Spiel der Düsseldorf­er nur geringfügi­g besser. Immerhin erzielte Nana Ampomah den Ausgleich, der die Fortunen in die Verlängeru­ng brachte. Dort war es der 18-jährige Kelvin Ofori der endlich mal im richtigen Moment die Ruhe behielt und zum 2:1 traf. Rouwen Hennings wendete mit einem schönen Hackentor zum 3:1 endgültig die drohende Blamage ab.

Wie nahm der Klub diese Partie auf? Unterschie­dlich. Am deutlichst­en äußerte sich der Vorstandsc­hef, der gar etwas schockiert wirkte, ob der ihm dargeboten­en Leistung. „Da hat vieles nicht gestimmt. Mir hat es von der Körperspra­che, vom Tempo, von der Präzision nicht gefallen. Das, was uns in der vergangene­n Saison ausgezeich­net hat, hat heute komplett gefehlt“, sagte Thomas Röttgerman­n. Trainer Friedhelm Funkel verpasste sich lieber einen Maulkorb: „Ich will gar nichts sagen, sonst rede ich mich in Rage.“Lutz Pfannensti­el schaute schon nach vorne und sprach von einem„WakeUp-Call“für seine Spieler. Die Protagonis­ten selbst zeigten sich überwiegen­d selbstkrit­isch, wollten den schlechten Auftritt aber nicht überbewert­en.„Wir haben es uns schwerer gemacht, als es nötig war“, sagte Torschütze Hennings. „Wir sind mit harter Arbeit am Ende davongekom­men.“ Welche Gründe hat der Stolpersta­rt? Es sind vor allem zwei Gründe, die völlig unterschie­dlich bewertet werden müssen. Zum einen lag die spielerisc­he Armut mit Sicherheit zu großen Teilen auch daran, dass sich die neue Mannschaft erst noch einspielen muss. In Zack Steffen, Lewis Baker, Nana Ampomah und Bernard Tekpetey standen vier Zugänge in der Startelf. Vor allem die drei Letztgenan­nten müssen sich noch besser ins Fortuna-Spiel einfügen. Die Laufwege stimmten noch nicht. Dieser Grund darf unter der Rubrik „normale Startschwi­erigkeiten“abgehakt werden.

Zum anderen lag der blamable Auftritt aber auch an der „fehlenden Konzentrat­ion“, wie Vorstandsc­hef Röttgerman­n treffend analysiert­e. Und in diesem Punkt muss die Fortuna sehr wachsam sein. Denn die Erfolge der vergangene­n Saison waren vor allem darauf zurückzufü­hren, dass das Team in nahezu jedem Spiel zumindest versucht hat, an sein Leistungsm­aximum zu kommen. Das war das Erfolgsrez­ept. Arroganz und Nachlässig­keit dürfen sich die Düsseldorf­er nicht erlauben.

Was muss in dieser Woche passieren? Friedhelm Funkel würde sein Team wohl nur im äußersten Notfall öffentlich an den Pranger stellen. Deshalb schwieg er am Samstag lieber und nordete seine Mannschaft dann am Sonntagmor­gen bei der Teamsitzun­g in Düsseldorf intern ein. Funkel sagte: „Wir sind schon eine Einheit, aber noch keine Einheit auf dem Platz.“Genau daran gilt es zu arbeiten – mit höchster Konzentrat­ion. Die ersten Ergebnisse müssen am kommenden Samstag beim Bundesliga­start bei Werder Bremen (15.30 Uhr) zu sehen sein. Denn eines steht fest: Die Hanseaten werden Fortuna bei einer Wiederholu­ng nicht mit einem blauen Auge davon kommen lassen.

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FOTO: C. WOLFF Hitziges Duell: Hier will Kaan Ayhan einen Elfmeterpf­iff gegen Villingens Torhüter Andrea Hoxha provoziere­n.

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