Rheinische Post

Die Bank ist der neue Trumpf von Bayer Leverkusen

- VON SEBASTIAN BERGMANN

AACHEN 21 Sekunden. Länger brauchte Leon Bailey nicht, um Bayer Leverkusen bei Alemannia Aachen in die zweite Pokalrunde zu schießen. Trainer Peter Bosz hatte den Jamaikaner in der 72. Minute ins Spiel gebracht – und der 22-Jährige es ihm prompt mit dem Treffer zum 3:1 gedankt. Dass sich die Werkself am Ende verdient mit 4:1 (2:0) gegen den Regionalli­gisten durchsetzt­e, liegt auch an einer neuen Qualität in dieser Saison: einer klar verbessert­en Bank.

In Torschütze Bailey, Lucas Alario, Panagiotis Retsos, Paulinho, Julian Baumgartli­nger sowie den Sommer-Zugängen Daley Sinkgraven und Moussa Diaby schauten beim Anpfiff des ersten Pflichtspi­els Profis von der Seitenlini­e zu, für die der Werksklub in den vergangene­n Jahren zusammenge­rechnet mehr als 90 Millionen Euro ausgegeben hat. Mit Blick auf die im Vergleich zur Vorsaison qualitativ und quantitati­v verstärkte­n Bank sagte BayerCoach Bosz: „Manchmal ist es für mich als Trainer nicht einfach, da ich auch Spieler enttäusche­n muss. Aber klar ist es gut, wenn ich neben mich schaue, und Spieler mit dieser Qualität auf der Bank sitzen.“

Bei der Partie auf dem mit 30.861 Zuschauern ausverkauf­ten Tivoli benötigte der 55-Jährige die Reservespi­eler schon mehr als vielleicht vermutet. Denn sein Team geriet nach dem Aachener Anschlusst­reffer durch Stipe Batarilo zum 1:2 (56.) ins Wanken. Erst Baileys Blitz-Tor und Kai Havertz (88.) – nach Vorarbeit des ebenfalls eingewechs­elten Diaby – brachten die Entscheidu­ng.

„Ich war froh, dass das 2:2 nicht gefallen ist – das hätte ein Knackpunkt sein können“, betonte Bosz. Der Niederländ­er zeigte sich nach dem Weiterkomm­en dennoch zufrieden. Auch wenn„nicht alles gut“gewesen sei, habe er Aspekte im Spiel seiner Mannschaft entdeckt, die ihm gefallen hätten. Dazu gehörten gewiss die beiden Tore in der ersten Halbzeit: Zum einen der von Wendell herbeigefü­hrte Führungstr­effer, bei dem Aachens Kapitän Peter Hackenberg den Ball im eigenen Tor unterbrach­te (19.). Und zum anderen das 2:0 durch Kevin Volland, bei dem der Angreifer eine Passstafet­te zielgenau abschloss (39.).

In der vergangene­n Bundesliga-Spielzeit glänzte die Werkself nicht gerade mit einer starken Bank. Bis auf Alario, der zumindest drei Mal als Einwechsel­spieler traf, gelang ansonsten nur noch Karim Bellarabi ein Jokertor. Unter anderem durch die Verpflicht­ungen von Kerem Demirbay und Nadiem Amiri in diesem Sommer hat Bosz nun deutlich mehr Optionen, situativ nachzulege­n. Auch wenn sicher nicht jeder Einwechsel­spieler gleich nach 21 Sekunden treffen wird.

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