Ein 18-Jähriger zeigt allen, wie es geht
Kelvin Ofori ist gerade erst volljährig geworden. Das große Talent aus Ghana rettete Fortuna in Villingen vor einer Pokal-Blamage. Der Angreifer macht Lust auf mehr.
102 Minuten lange gelingt Fortuna am Samstag herzlich wenig. Der haushohe Favorit muss gegen den Fünftligisten FC Villingen 08 in der ersten Pokalrunde in die Verlängerung. Dann bekommt Kelvin Ofori halblinks an der Strafraumkante den Ball.„Ich habe gemerkt, dass ich ein bisschen Platz habe“, beschreibt der Ghanaer die Situation später. Mit seinen 18 Jahren hat Ofori seinen Mannschaftskollegen in dieser Situation an diesem Nachmittag etwas voraus: Er hebt den Kopf, behält die Ruhe, analysiert die Situation und entscheidet schließlich goldrichtig. Mit dem linken Fuß schlenzt er den Ball herrlich in den linken Torwinkel. Der so gut aufgelegte Torhüter der Villinger, Andrea Hoxha, ist geschlagen. Das 2:1 ist der letztlich entscheidende Treffer beim 3:1-Zittersieg.
Es ist beachtlich, dass ein 18-Jähriger die Fortunen vor der Blamage bewahrt. Aber es ist nicht ganz überraschend. Denn Ofori hat in den vergangenenWochen bereits mehrfach angedeutet, warum er für die Düsseldorfer ein ganz wichtiger Baustein werden kann.
Am Samstag muss Nana Ampomah mit einem Muskelfaserriss im Adduktorenbereich, der am Montag genauer untersucht wird, nach 62 Minuten den Rasen im Schwarzwald verlassen. Was nun passiert, sagt viel über das Talent Oforis aus. Denn Friedhelm Funkel entscheidet sich, den blutjungen Angreifer zu bringen. Der 65-jährige Trainer gilt nicht unbedingt als jemand, der einen 18-Jährigen in so einer Situation ins kalte Wasser wirft. Zumal Funkel in Markus Suttner auch noch eine sehr erfahrene Alternative für die linke Außenbahn auf der Bank sitzen hatte. Doch Ofori hat Funkel längst überzeugt, auch wenn der Coach sagt: „Er muss noch sehr viel lernen.“
Dass dem so ist, sieht man auch am Samstag. Die Laufwege Oforis wirken teils noch sehr wild und unstrukturiert, das Defensivverhalten ist mangelhaft. Doch man sieht auch viel Positives: Ofori verfügt über hervorragende technische Fertigkeiten, bewegt sich viel und fordert auch bereits in seinem jungen Alter stets den Ball, versteckt sich nicht. Insgesamt fällt die Leistung Oforis im Vergleich mit den gestandenen Bundesligaprofis nicht ab.
Das wiederum ist sehr beachtlich, wenn man denWerdegang betrachtet: Ofori, der erst vor zwei Wochen volljährig geworden ist, stammt aus der ghanaischen Fußball-Akademie „Right to dream“– sicher keine schlechte Adresse, doch mit der taktischen Ausbildung in Deutschland keinesfalls zu vergleichen.
Doch als Testpieler zeigt Ofori neben seinem Talent vor allem ein weiteres Merkmal, das Funkel über alle Maßen schätzt: Ehrgeiz und Wille. Ofori quält sich durch die harten konditionellen Einheiten in Maria Alm und entscheidet sich schließlich für einen Drei-Jahres-Vertrag bei Fortuna und gegen ein lukratives Angebot von Manchester United.
Nun hat Ofori in seinem ersten Pflichtspieleinsatz als Profi direkt sein erstes, wichtiges Tor erzielt. „Unglaublich“, schwärmt er danach. Es sieht also danach aus, als hätte Sportvorstand Lutz Pfannenstiel einen Rohdiamanten ausgegraben, den es nur noch zu schleifen gilt.