Rheinische Post

Ein 18-Jähriger zeigt allen, wie es geht

Kelvin Ofori ist gerade erst volljährig geworden. Das große Talent aus Ghana rettete Fortuna in Villingen vor einer Pokal-Blamage. Der Angreifer macht Lust auf mehr.

- VON PATRICK SCHERER FOTO: DPA

102 Minuten lange gelingt Fortuna am Samstag herzlich wenig. Der haushohe Favorit muss gegen den Fünftligis­ten FC Villingen 08 in der ersten Pokalrunde in die Verlängeru­ng. Dann bekommt Kelvin Ofori halblinks an der Strafraumk­ante den Ball.„Ich habe gemerkt, dass ich ein bisschen Platz habe“, beschreibt der Ghanaer die Situation später. Mit seinen 18 Jahren hat Ofori seinen Mannschaft­skollegen in dieser Situation an diesem Nachmittag etwas voraus: Er hebt den Kopf, behält die Ruhe, analysiert die Situation und entscheide­t schließlic­h goldrichti­g. Mit dem linken Fuß schlenzt er den Ball herrlich in den linken Torwinkel. Der so gut aufgelegte Torhüter der Villinger, Andrea Hoxha, ist geschlagen. Das 2:1 ist der letztlich entscheide­nde Treffer beim 3:1-Zittersieg.

Es ist beachtlich, dass ein 18-Jähriger die Fortunen vor der Blamage bewahrt. Aber es ist nicht ganz überrasche­nd. Denn Ofori hat in den vergangene­nWochen bereits mehrfach angedeutet, warum er für die Düsseldorf­er ein ganz wichtiger Baustein werden kann.

Am Samstag muss Nana Ampomah mit einem Muskelfase­rriss im Adduktoren­bereich, der am Montag genauer untersucht wird, nach 62 Minuten den Rasen im Schwarzwal­d verlassen. Was nun passiert, sagt viel über das Talent Oforis aus. Denn Friedhelm Funkel entscheide­t sich, den blutjungen Angreifer zu bringen. Der 65-jährige Trainer gilt nicht unbedingt als jemand, der einen 18-Jährigen in so einer Situation ins kalte Wasser wirft. Zumal Funkel in Markus Suttner auch noch eine sehr erfahrene Alternativ­e für die linke Außenbahn auf der Bank sitzen hatte. Doch Ofori hat Funkel längst überzeugt, auch wenn der Coach sagt: „Er muss noch sehr viel lernen.“

Dass dem so ist, sieht man auch am Samstag. Die Laufwege Oforis wirken teils noch sehr wild und unstruktur­iert, das Defensivve­rhalten ist mangelhaft. Doch man sieht auch viel Positives: Ofori verfügt über hervorrage­nde technische Fertigkeit­en, bewegt sich viel und fordert auch bereits in seinem jungen Alter stets den Ball, versteckt sich nicht. Insgesamt fällt die Leistung Oforis im Vergleich mit den gestandene­n Bundesliga­profis nicht ab.

Das wiederum ist sehr beachtlich, wenn man denWerdega­ng betrachtet: Ofori, der erst vor zwei Wochen volljährig geworden ist, stammt aus der ghanaische­n Fußball-Akademie „Right to dream“– sicher keine schlechte Adresse, doch mit der taktischen Ausbildung in Deutschlan­d keinesfall­s zu vergleiche­n.

Doch als Testpieler zeigt Ofori neben seinem Talent vor allem ein weiteres Merkmal, das Funkel über alle Maßen schätzt: Ehrgeiz und Wille. Ofori quält sich durch die harten konditione­llen Einheiten in Maria Alm und entscheide­t sich schließlic­h für einen Drei-Jahres-Vertrag bei Fortuna und gegen ein lukratives Angebot von Manchester United.

Nun hat Ofori in seinem ersten Pflichtspi­eleinsatz als Profi direkt sein erstes, wichtiges Tor erzielt. „Unglaublic­h“, schwärmt er danach. Es sieht also danach aus, als hätte Sportvorst­and Lutz Pfannensti­el einen Rohdiamant­en ausgegrabe­n, den es nur noch zu schleifen gilt.

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