Autozulieferer verbauten zu viel Blei
Continental und Bosch räumen die Vorwürfe ein. Es bestehe jedoch keine Gefahr.
HANNOVER/STUTTGART (dpa) In zahlreiche Autos sind in den vergangenen Jahren Elektrikteile mit Bleimengen eingebaut worden, die über den EU-Grenzwerten lagen. Die Zulieferer Continental und Bosch räumten ein, die Vorschriften nicht eingehalten zu haben. Nach übereinstimmenden Aussagen beider Unternehmen und des niedersächsischen Umweltministeriums besteht keine Gefahr für Mensch und Umwelt. „Die betroffenen Komponenten sind fest in den Fahrzeugen verbaut und keinem Verschleiß ausgesetzt“, stellte das Ministerium fest. Die „Bild am Sonntag“hatte über den Fall berichtet.
Bei den Teilen handelt es sich überwiegend um Leiterplatten und darauf montierte Kondensatoren. Das Schwermetall Blei ist für die Umwelt nur dann gefährlich, wenn es sich in Verbindungen löst oder als Staub in die Atemluft gelangt. Nach Angaben von Continental geht es um eine Bleimenge von durchschnittlich rund 0,0003 Gramm je Komponente oberhalb des Grenzwerts.
Continental teilte mit, man habe die „geringfügige Überschreitung“der gesetzlichen Grenzwerte selbst festgestellt und Anfang Juni den Behörden gemeldet. Ein Bosch-Sprecher sagte, das Unternehmen sei „vor einigenWochen“auf den Sachverhalt aufmerksam geworden. Die Auslieferung potenziell betroffener Produkte sei daraufhin gestoppt worden. Zur Zahl und genauen Art der Produkte machte der Sprecher keine Angaben.
Unklar blieb zunächst, ob den betroffenen Autos ein behördlicher Rückruf droht. Continental teilte mit, die fraglichen Bauteile mit dem Blei seien vor allem seit 2016 verwendet worden. Der„Bild am Sonntag“zufolge sind die Komponenten in Fahrzeugen fast aller Autohersteller weltweit zu finden. Es soll sich demzufolge um mehrere Millionen Autos handeln, die nach 2013 produziert worden seien.
Der Continental-Sprecher sagte, das Unternehmen könne noch keine Zahl nennen, da sich die Grenzwerte für Schwermetalle in diversen Bauteilen in den Jahren 2013, 2015 und 2016 geändert hätten. Formal hat Continental gegen die jeweils gültige Altfahrzeug-Richtlinie der EU verstoßen, die abhängig vom Datum der Typgenehmigung eines Fahrzeugmodells Grenzwerte festlegt.
Das niedersächsische Umweltministerium wies darauf hin, dass die gleichen Komponenten in Nutzfahrzeugen über 3,5 Tonnen legal verbaut werden dürften. Man sei „mit der Aufklärung des Sachverhaltes befasst“und stehe mit Continental im Austausch.