Geburtshilfe für Geschichten und Gedichte
Der Westdeutsche Autorenverband fördert Autoren und Menschen, die es werden wollen. Von der Ideenfindung bis zum Druck helfen die Mitglieder, Werke zum Leben zu erwecken.
Elke Seifert ist eine Hebamme der besonderen Art. Mit ihrer Hilfe erblicken nicht Säuglinge das Licht der Welt, sondern Romane, Gedichte und kleine Erzählungen. Die Geschäftsführerin des Westdeutschen Autorenverbands (WAV) hat es sich zur Aufgabe gemacht, gemeinsam mit den anderen Vereinsmitgliedern Autoren von der Ideenfindung bis zur Veröffentlichung ihrer Werke zu unterstützten. Sie richten sich mit ihrer Arbeit sowohl an Neulinge, die ihre ersten literarischen Gehversuche wagen als auch an Schriftsteller und Dichter, die bereits eine kleine Fangemeinde haben.
„Große Verlage interessieren sich in der Regel erst für Autoren, wenn diese schon einen gewissen Bekanntheitsgrad haben. Alle anderen sind auf sich allein gestellt“, sagt Seifert. „Bei uns wird man dagegen in allen wichtigen Bereichen ehrenamtlich unterstützt und beraten.“In Zusammenarbeit mit den anderen Vereinsmitgliedern können die Schriftsteller ihre Geschichten ausarbeiten, die Texte Lektorat lesen lassen und um konstruktive Kritik bitten.
Dass dabei jede Literaturform willkommen ist, war nicht immer so. Der Fokus des 1977 gegründeten Vereins lag für lange Zeit vor allem auf anspruchsvoller Literatur. Durch die Leitung von Seifert und das Engagement von anderen Literaten wie dem Vorsitzenden Michael Schönberg öffnete sich der WAV unterschiedlichen Textgattungen. Vom Krimi über den Erotikroman bis hin zur Gruselgeschichte sind heute alle Arten von Texten willkommen. „Im WAV kann jeder die Geschichten erzählen, die er erzählen möchte“, berichtet die 62-Jährige.
In den vergangenen Jahren wurden zudem unterschiedliche Veranstaltungen in das Vereinsleben integriert, um den Mitgliedern immer neue Möglichkeiten zu bieten, ihre Arbeit der Öffentlichkeit zu präsentieren. Neben der ersten Düsseldorfer Buchmesse gehören auch regelmäßige Lesungen und Vereinstreffen zum Programm.
Die Erneuerung des WAV trägt bereits Früchte: Innerhalb der letzten acht Jahre hat sich die Zahl der Vereinsmitglieder von 24 auf 60 erhöht. Der Wirkungsbereich des Vereins geht dabei weit über die Stadtgrenzen von Düsseldorf hinaus. So sind zum Beispiel auch Schriftsteller aus München, Wien und Russland im Verband aktiv.
Die Motivation der Vereinsmitglieder, dem WAV beizutreten, ist dabei höchst unterschiedlich. Manche von ihnen wollen endlich mal den Wunsch „etwas zu schreiben“, in die Tat umsetzen, andere haben zur schriftstellerischen Arbeit zurückgefunden. So wie Petra Lötschert, die bereits in jungen Jahren auf sich aufmerksam machte: „Ich wurde mit 19 in den Deutschen Schriftstellerverband aufgenommen, aber habe dann im Studium die Lust am Schreiben verloren. Inzwischen ist der Spaß an der Arbeit als Autorin aber wieder zurückgekehrt“, berichtet sie.
Um den Verein für jüngere Schriftsteller attraktiv zu gestalten, werden inzwischen auch moderne Textformen wie der Poetry Slam vom WAV gefördert. „Es ist wichtig, den Verein zu verjüngen und sich für Neues zu öffnen“, sagt Seifert. „Jede Art von Kunst hat bei uns ihren Platz.“