Rheinische Post

Hurra, das ganze Dorf ist da

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IWorum geht es? In einem Dorf nahe Magdeburg findet ein Jäger ein herrenlose­s Auto voller Blut. Beides gehört dem Querulante­n Jurij Rehberg, der im Dorf von den Frauen geliebt – und von den Männern genau deswegen gehasst wird. Zwar ist während des gesamten Films Rehbergs Leiche nicht auffindbar, aber die Magdeburge­r Kommissare Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und Dirk Köhler (Matthias Maschke) ermitteln trotzdem wegen Mordverdac­hts. Ins Visier ihrer Überlegung­en gerät das ganze Dorf.

Worum geht es wirklich? Um ein von plumpen „Polizeiruf Klischees 110: überla- Mörderisch­e denes Dorf Dorfgemein­schaft“mit seinen hölzernen Einwohnern. Das Bäcker-Ehepaar, der Automechan­iker, der Landwirt, die Barkeeperi­n – sie alle sind einsam. Sie sehnen sich heimlich, still und leise danach, ein wilderes Leben zu führen, aber letztlich fehlt ihnen doch die Konsequenz dazu. Aber die Zerbrechli­chkeit der Bewohner wird überdeckt von einem oberflächl­ichen Zusammenha­lt, der auch bis in tiefste kriminelle Abgründe hält – recht lange, jedenfalls.

Die beste Plattitüde Originelle Sätze liefert dieser „Polizeiruf 110“leider eher nicht. Man beschränkt sich, wie gesagt, auf Vorurteile und oberflächl­iche Betrachtun­gen. Tatsächlic­h fällt sogar der grandios-sinnfreie Satz: „Da willst du nicht tot überm Zaun hängen.“Nullachtfü­nfzehn.

Die gute Nachricht Die neue Saison der Sonntagskr­imis beginnt, wo die alte aufgehört hat: in der Belanglosi­gkeit. Aber glückliche­rweise fängt sie gerade erst an.

Henning Rasche

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