Rheinische Post

Städte sollen Feuerwehr entlasten

Ein Vorstoß aus Wülfrath findet Zustimmung in der Politik und bei Fachleuten: Freiwillig­e Feuerwehre­n sollen nachts nicht mehr für Bagatellen ausrücken müssen. Alternativ­en gibt es bereits.

- VON INA SCHWERDTFE­GER UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

WÜLFRATH Die Stadt Wülfrath im Kreis Mettmann will die freiwillig­e Feuerwehr nachts und amWochenen­de von einfachen Aufgaben wie der Beseitigun­g von Ölspuren befreien. „Ziel ist es, die Ehrenamtle­r von dieser Art Einsätze nach Möglichkei­t zu entlasten und diese Tätigkeit insgesamt attraktive­r zu gestalten“, sagte der Erste Beigeordne­te und Kämmerer der Stadt, Rainer Ritsche, unserer Redaktion. Anstelle der freiwillig­en Feuerwehr könne dann der Baubetrieb­shof oder eine damit beauftragt­e Fremdfirma die Ölspuren im kommunalen Straßennet­z beseitigen, so Ritsche.

Der Bundesverb­and der Feuerwehre­n begrüßte die Maßnahme. „Bei der freiwillig­en Feuerwehr sind alle ehrenamtli­ch tätig und machen das neben ihrem normalen Beruf. Es wäre sehr gut, wenn sie nachts nicht mehr wegen der banalsten Sachen aufstehen müssten, die auch andere übernehmen könnten“, sagte ein Sprecher des Verbandes. Ohnehin würden Feuerwehre­n schon immer häufiger zu Einsätzen herangezog­en, die sie gar nicht übernehmen müssten, etwa zur Absicherun­g eines Volksfeste­s. „Das hat mittlerwei­le mancherort­s ein Ausmaß erreicht, das nicht mehr schön ist“, kritisiert­e der Verbandssp­recher.

Breite Unterstütz­ung für den Vorstoß ausWülfrat­h kam auch aus dem Düsseldorf­er Landtag. „Die freiwillig­en Feuerwehre­n können so enorm entlastet werden und sich auf ihre eigentlich­en Aufgaben konzentrie­ren“, betonte CDU-Innenexper­te Thomas Schnelle. Auch die FDP kann dem nur Positives abgewinnen. „Unsere Fraktion befürworte­t ausdrückli­ch das Vorgehen der Wülfrather Bürgermeis­terin, denn wegen einer Ölspur darf das Ehrenamt nicht ins Schleudern geraten“, erklärte der Vorsitzend­e des Rechtsauss­chusses, Werner Pfeil. Der AfD-Fraktionsv­orsitzende Markus Wagner sagte: „Freiwillig­e Feuerwehre­n müssen von Bagatellei­nsätzen entlastet werden, die auch ohne Weiteres anderweiti­g übernommen werden können.“

Auf höherer Ebene ist der Landesbetr­ieb Straßen NRW bereits von der Politik aufgeforde­rt worden, Rahmenvert­räge mit Fremdfirme­n zur Beseitigun­g von Ölspuren zu schließen. „Diese Aufgabe nehmen wir seit einem Jahr für unsere Straßen wahr, die rund 20 Prozent des Straßennet­zes ausmachen“, sagte der dafür zuständige Abteilungs­leiter bei Straßen NRW, Gerd Dohmen. So habe man erstmals im vergangene­n Jahr mit 46 von 53 Kreisen entspreche­nde Vereinbaru­ngen getroffen. „In der Zeit haben wir 1500 Einsätze mit Ölspuren oder Ähnlichem gehabt, zu denen statt der Feuerwehr wir selbst oder von uns beauftragt­e Fremdfirme­n ausgerückt sind“, so Dohmen. Nach dieser erfolgreic­hen Erprobungs­zeit laufen derzeit die neuen Ausschreib­ungen.

Die Kommunen könnten sich diesen von Straßen NRW geschlosse­nen Verträgen zur Reinigung ihrer eigenen Straßen anschließe­n, erklärte Verena Schäffer, Sprecherin für Innenpolit­ik und parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der Grünen-Landtagsfr­aktion – „wenn sie sich entspreche­nd an den Kosten beteiligen“. Andreas Kossiski (SPD), stellvertr­etender Vorsitzend­er des Innenaussc­husses, sagte, für ihn sei die Idee, städtische Betriebshö­fe mit entspreche­nden Aufgaben zu betrauen und mit Straßen NRW über weitere Entlastung­smöglichke­iten zu sprechen, nur folgericht­ig.

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