Die Wohnungsnot bleibt ein Problem
Wem gehört Düsseldorf? Elf Monate lang haben die RP und das Recherchezentrum Correctiv mit Bürgern nach Antworten auf diese Frage gesucht – und in vielen Fällen auch bekommen. Die Wohnungsnot bleibt aber ein Problem.
Wem gehört Düsseldorf? Die RP und das Recherchezentrum Correctiv haben Antworten gesucht und oft auch bekommen.
Mangelnder Wohnraum, steigende Mieten und Vermieter, die sich hinter exotisch klingenden GmbHs verbergen, sind für viele Düsseldorfer ein Problem. Das hat das Projekt „Wem gehört Düsseldorf?“, bei dem die Rheinische Post und das gemeinnützige Recherchezentum Correctiv seit September vergangenen Jahres zum Thema recherchiert haben, deutlich gezeigt.
Mehr als 100 Hinweise von Bürgern gingen dabei per Mail, Telefon, im persönlichen Gespräch sowie über die Plattform „CrowdNewsroom“von Correctiv ein. Die Bürger, auf deren Mithilfe die Journalisten bei diesem Projekt angewiesen waren, teilten dabei mit, wer ihr Vermieter ist, ob es Probleme gibt oder sie vielleicht sogar gar nicht wissen, wem das Haus, in dem sie wohnen, gehört. Auch positive Geschichten über tolle Eigentümer waren dabei.
Wissen wir nun, wem Düsseldorf gehört? Nein – dazu müsste man nicht hunderte, sondern hunderttausende Datensätze sammeln.Wohl aber hat unsere Redaktion durch die Hinweise der Bürger und eigene Recherchen eine genaue Vorstellung, wer denWohnungsmarkt bestimmt: viele Privatpersonen – laut Eigentümerverband„Haus und Grund“sind mehr als 70 Prozent der Vermieter in Düsseldorf Kleinvermieter. Aber auch Genossenschaften, die Kirchen, die städtische Wohnungsgesellschaft und die LEG. Außerdem viele Firmen, deren Hintermänner sich nur mit großer Mühe recherchieren lassen, die selbst ihren Mietern gegenüber anonym bleiben, die bei Nachfragen entweder keine oder nichtssagende Antworten geben.
Manchen Investoren scheint es nahezu ausschließlich um den Profit zu gehen, die Mieter sind zweitrangig, wie sich etwa im Falle eines Luxus-Projekts in Niederkassel zeigte, bei dem ein Haus über Monate entmietet wurde. Frühere Bewohner berichteten, wie Türen leerer Wohnungen offen blieben und defekte Glühbirnen im Treppenhaus nicht mehr ausgetauscht wurden.
Es gibt aber auch die anderen Fälle etwa von privaten Eigentümern, die immer wieder kontaktiert werden von Investoren, die ihre Häuser gerne kaufen würden.Viele dieser Eigentümer geben dem nicht nach, für sie ist das Mehrfamilienhaus nach wie vor ihre Altersvorsorge – und sie sind bedacht darauf, dass ihnen ihre Mieter lange erhalten bleiben.
Wie eigentlich überall teilt sich auch der Wohnungsmarkt nicht in Schwarz und Weiß, in Gut und Böse. So einfach ist es nicht – es gibt allerlei dazwischen. Umso schwerer ist es auch, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie die Situation verbessert werden kann. Die Fakten sind klar: Düsseldorf hat eine begrenzte Fläche, gleichzeitig zieht es immer mehr Menschen in die Landeshauptstadt. Die Nachfrage ist größer als das Angebot und dieses kann nicht beliebig erweitert werden.
Was also tun?„Bauen, bauen, bauen“und „Innenverdichtung vor Außenzersiedelung“sind die Prinzipien in der Wohnungspolitik von Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD). Er kündigte im Januar viele Maßnahmen an, um die Situation zu verbessern, möchte zum Beispiel die Städtische Wohnungsgesellschaft stark fördern. Gleichzeitig hat das Ampelbündnis aus SPD, FDP und Grünen im Stadtrat Ende 2018 durchgesetzt, dass auf städtischem Grund ausschließlich bezahlbarer Wohnraum entstehen darf. Darüber hinaus wird über eine Erweiterung des „Handlungskonzepts Wohnen“gesprochen, das aktuell vorschreibt, dass 40 Prozent der Wohnungen bei Neubauten preisgedämpft oder gefördert sein müssen. Sogar die lang diskutierte Zweckentfremdungssatzung, die sich auch gegen gewerblicheVermietungen über Plattformen wie AirBnB richtet, steht jetzt zur Abstimmung an.
Wird das reichen? Vermutlich nicht. Was zum Beispiel ist mit Sozialwohnungen im Bestand, die aus der Preisbindung fallen? Wie kann man verhindern, dass die Mieten im Bestand weiter steigen, wo doch längst bewiesen ist, dass die Mietpreisbremse überhaupt nichts bringt? Darüber muss sich die Politik Gedanken machen. Der Wohnungsmarkt bleibt ein Sorgenkind.