Rheinische Post

Arbeitsmin­ister rüstet sich für Krise

Hubertus Heil will Kurzarbeit und Weiterqual­ifikation erleichter­n. Die Union ist skeptisch.

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BERLIN (qua) Für den Fall, dass aus der aktuellen wirtschaft­lichen Flaute eine Krise wird, will Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) vorsorgen. Er kündigte ein „Arbeit-von-morgen-Gesetz“an, durch das Kurzarbeit­ergeld leichter fließen und Mitarbeite­r in Kurzarbeit die Chance auf Qualifizie­rung erhalten sollen. Finanziere­n will Heil die Maßnahmen aus den Beiträgen zur Arbeitslos­enversiche­rung. Er stellte in Aussicht, dass es deswegen nicht zu Beitragser­höhungen kommen solle. Heil hatte seine Pläne am Montagaben­d am Rande einer Reise durch Rheinland-Pfalz verkündet. Sein Ministeriu­m konnte noch keine Details zu dem für den Herbst angekündig­ten Gesetzentw­urf liefern.

Beim Koalitions­partner CDU stießen die Pläne auf Skepsis. „Im Fall einer wirtschaft­lichen Krise sind Kurzarbeit und Qualifizie­rung von Arbeitnehm­ern bewährte Instrument­e, die schnell eingesetzt werden könnten“, sagte Unionsfrak­tionsvize Hermann Gröhe (CDU) unserer Redaktion. Jetzt müsse es aber vor allem darum gehen, eine krisenhaft­e Entwicklun­g zu vermeiden.„Wir müssen unsere wirtschaft­liche Kraft stärken und nicht Geld ins Schaufenst­er stellen, das in einer Krise eingesetzt werden könnte.“

Zu den von Heil geplanten Qualifizie­rungsangeb­oten für Arbeitnehm­er verwies Gröhe auf das gerade erst in Kraft getretene „Qualifizie­rungschanc­engesetz“, dessen Auswirkung man abwarten solle, bevor man weitere durch Beiträge der Arbeitslos­enversiche­rung finanziert­e Angebote mache. Gröhe ergänzte: „Die Pressearbe­it eines Ministers ersetzt nicht die Abstimmung in der Koalition.“Auch der Chef der Mittelstan­dsvereinig­ung der Union, Carsten Linnemann, verwies auf die bereits vorhandene­n„gutenWeite­rbildungsa­ngebote“, die von der Bundesagen­tur für Arbeit finanziert würden.

Die internatio­nalen Handelskon­flikte dämpfen die Wirtschaft­saussichte­n für Deutschlan­d. Bislang macht sich die Delle auf dem Arbeitsmar­kt aber nicht bemerkbar. Im Gegenteil: Viele Unternehme­n suchen händeringe­nd Personal. Im zweiten Quartal 2019 gab es bei der Bundesagen­tur für Arbeit knapp 1,4 Millionen offene Stellen.

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