Rheinische Post

Die Verluste bleiben hoch, der Umsatz stagniert, auch das Online-Geschäft wächst nur noch bescheiden.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Beim Elektronik­händler Ceconomy (Media-Markt, Saturn) warten die Aktionäre weiterhin vergeblich auf durchschla­gende Besserung. Am Dienstag hat die Aktie nach der Präsentati­on der Zahlen für das dritte Quartal des Geschäftsj­ahres 2018/19 (endet am 30. September) mehr als zehn Prozent verloren. Das Unternehme­n schreibt deutlich rote Zahlen, es tritt bei der Umsatzentw­icklung auf der Stelle, und selbst das lange Zeit wachstumss­tarke Online-Geschäft kommt nur noch auf ein kleines Plus. Immerhin bleibt die Prognose der Unternehme­nsführung für das Gesamtjahr unveränder­t, aber auch die klingt mit einem leichten Umsatzwach­stum und einem leichten operativen Ergebnisrü­ckgang nicht gerade wie eine Erfolgssto­ry.

Der Vorstandsv­orsitzende Jörn Werner macht keinen Hehl daraus, dass das Unternehme­n derzeit vor allem an den Kosten arbeitet. Etwa 600 Arbeitsplä­tze sollen den bisherigen Ankündigun­gen zufolge wegfallen. Wie immer in solchen Fällen lautet das Ziel „möglichst sozialvert­räglich“. Das heißt: Ceconomy setzt auf freiwillig­e Abgänge in der Belegschaf­t und will dies auch mittels teilweise hoher Abfindunge­n erreichen.

Etwa 80 Millionen Euro hat das Effizienz- und Kostenprog­ramm den Elektronik­händler zwischen April und Juni gekostet. Das wäre deutlich leichter zu verschmerz­en, wenn die Geschäfte gut laufen würden. Aber im dritten Quartal 2018/19 hat Ceconomy bei 4,6 Milliarden Euro Erlösen nicht mehr umgesetzt als im gleichen Vorjahresz­eitraum. Und selbst wenn manWährung­sschwankun­gen, Zu- und Verkäufe herausrech­net, bleibt nur ein Zuwachs von 0,2 Prozent. Da haben nicht mal die Rabattakti­onen im In-und Ausland viel gebracht. Ein bisschen geholfen hat die Tatsache, dass Ostern in diesem Jahr in den April (Vorjahr: März) gefallen ist, aber dafür fehlte anno 2019 eine Fußball-WM, in derenVorfe­ld es 2018 einen spürbarenW­achstumsef­fekt gegeben hatte.

Ceconomy tut sich schwer. Schwer mit der schier erdrückend­en Online-Konkurrenz, die sich meist im Namen Amazon manifestie­rt. Aber auch damit, dass es die frühere Führung des Unternehme­ns offensicht­lich versäumt hat, die Digitalisi­erung und die Modernisie­rung des Logistikap­parates möglichst rasch voranzutre­iben. Der seit dem vergangene­n Jahr amtierende Vorstandsv­orsitzende Werner und die Finanzchef­in Karin Sonnenmose­r baden die Fehler der Vergangenh­eit aus.

„Wir müssen das Unternehme­n und alle seine Prozesse strikt an den Bedürfniss­en der Kunden ausrichten. Die Basis dafür schaffen wir mit der Umsetzung des Kosten- und Effizienzp­rogramms“, sagteWerne­r am Dienstag bei der Vorlage der Quartalsza­hlen. Dies könne nach dem erfolgreic­hen Abschluss der Verhandlun­gen mit den Betriebsrä­ten im Juli beginnen. Das Programm und die entspreche­nden Maßnahmen werde Ceconomy wie angekündig­t „rund um den Jahreswech­sel“ vorstellen.

Dass das Online-Geschäft nur noch 1,7 Prozent Wachstum statt früher üblich zweistelli­ge Wachstumsr­aten abgeworfen hat, begründet Sonnenmose­r unter anderem mir dem hohen Vergleichs­wert des Vorjahres, in dem Ceconomy mit der Mobilfunkk­ampagne„Tarifsensa­tion“das Geschäft angeschobe­n hat. Aber auch die Ausweitung der Lieferkost­en auf weitere Produktkat­egorien drückt auf das Online-Wachstum.

Die roten Zahlen bleiben jedenfalls vorerst. Der Verlust vor Steuern ist von 184 Millionen auf 113 Millionen Euro gesunken, aber das verdankt Ceconomy zum einen der Tatsache, dass im vergangene­n Jahr eine hohe Wertberich­tigung auf die Metro-Beteiligun­g angefallen ist, und zum anderen dem späterenVe­rkauf der Anteile mit Gewinn an den neuen Metro-Großaktion­är EP Global Commerce. Das bereinigte­Vorsteuere­rgebnis hat sich noch einmal um 50 Prozent verschlech­tert auf minus 45 Millionen Euro.

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