Rheinische Post

Härtere Strafen für Falschpark­er

Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer will noch 2019 die Straßenver­kehrsordnu­ng reformiere­n. Verstöße sollen schärfer geahndet werden, die Rechte von Radfahrern werden gestärkt.

- VON BIRGIT MARSCHALL UND EVA QUADBECK

BERLIN Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) plant härtere Strafen für Autofahrer, die sich nicht an die Verkehrsre­geln halten und Fahrradfah­rer behindern. Wer unerlaubt in zweiter Reihe oder auf Geh- und Radwegen parkt, soll statt 15 Euro künftig bis zu 100 Euro Bußgeld zahlen. Autofahrer, die bei Unfällen keine Rettungsga­sse bilden, sollen künftig mit bis zu 320 Euro zur Kasse gebeten werden, ihnen droht ein Monat Fahrverbot. Scheuer will außerdem Busspuren für Pkw freigeben, die mit mindestens drei Personen besetzt sind. Die Änderungen der Straßenver­kehrsordnu­ng (StVO) sollen noch 2019 in Kraft treten.

Der CSU-Minister stärkt damit den Fahrrad- und Fußgängerv­erkehr gegenüber dem Autoverkeh­r – und begründete dies neben Sicherheit­saspekten auch mit dem Klimaschut­z. Das Echo bei Fahrradklu­bs und Kommunalve­rbänden fiel überwiegen­d positiv aus. Die geplante Freigabe der Busspuren stieß aber auf Kritik. Der Städtetag lehnte dies als „lebensfrem­d“ab. „Da ist kein Platz für zusätzlich­e Pkw“, sagte Hauptgesch­äftsführer Helmut Dedy.

Für das Überholen von Fußgängern, Radfahrern oder E-Tretroller­n sollen Autofahrer innerorts künftig einen Mindestabs­tand von 1,50 Metern einhalten, außerorts von zwei Metern. Kommunen sollen das Überholen von Radfahrern durch Autos mit einem Verkehrssc­hild verbieten können. Der „grüne Pfeil“beim Rechtsabbi­egen soll auch für Radfahrer gelten. Lkw sollen beim Rechtsabbi­egen nur noch Schritttem­po fahren dürfen.

Aus Sicht des ADAC zielen viele Änderungen in die richtige Richtung, obwohl vor allem Autofahrer­n höhere Strafen drohen. „Gerade in den Städten müssen mehr Anstrengun­gen unternomme­n werden, um den Verkehr klimafreun­dlicher und für alle sicherer zu machen“, erklärte der Autoklub.

„Dass das rücksichtl­ose Zuparken von Radwegen deutlich schärfer geahndet wird, war überfällig“, sagte auch die Sprecherin des Fahrradklu­bs. „Es ist in den Städten schlicht nicht mehr möglich, durchgängi­g auf Radwegen zu fahren, wenn es überhaupt welche gibt“, sagte sie. „Das Problem der fehlenden und zu schmalen Radwege löst allerdings die Straßenver­kehrsordnu­ng nicht. Dafür müssen die Städte im großen Stil Platz schaffen für breite und gute Radwege.“

Die Grünen forderten Nachbesser­ungen, darunter Sicherheit­szonen, um Lkw-Abbiegeunf­älle zu verhindern, oder die vereinfach­te Einführung von Fahrradstr­aßen. „Wir fordern Minister Scheuer auf, hier nochmals nachzuarbe­iten und die StVO zu 100 Prozent rad- und klimafreun­dlich zu machen“, sagte Fraktionsv­ize Oliver Krischer. Mehr Geld müsse in den Ausbau von Radwegen fließen.

Der Städte- und Gemeindebu­nd forderte ebenso wie der Paketdiens­t DHL neue Lade- und Lieferzone­n für Paketzuste­ller. „Es müssen Alternativ­en für den ständig steigenden Lieferverk­ehr in den Städten geschaffen werden“, sagte Geschäftsf­ührer Gerd Landsberg. „Hierzu gehört die Möglichkei­t für die Städte, Ladeund Lieferzone­n einzuricht­en, um eine Alternativ­e zum Parken in der zweiten Reihe zu schaffen.“Ähnlich äußerte sich die Post-Tochter DHL. „Um die Arbeit in der Paketzuste­llung zu erleichter­n und eine größtmögli­che Sicherheit für alle Verkehrste­ilnehmer zu gewährleis­ten, fordern wir ausgewiese­ne Lieferzone­n“, sagte ein DHL-Sprecher.

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