Rheinische Post

Keller ist eine clevere Wahl als DFB-Präsident

- VON GIANNI COSTA

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat kräftig daran gearbeitet, sich seinen Ruf komplett zu ruinieren. Der DFB ist ein mächtiges Konstrukt, mehr als sieben Millionen Mitglieder – so viele hat kein anderer Sportfachv­erband – sind unter dem Dach organisier­t. Die meisten aufgrund einer Zwangsmitg­liedschaft.Wer Mitglied in einem Fußballver­ein wird, ist auch beim DFB registrier­t. So erklären sich die Zuwachszah­len. Die Funktionär­e haben keineWerbu­ng für denVerband gemacht. Sommermärc­hen-Affäre, Posten-Geschacher, Gigantismu­s, abgehobene Führungskr­äfte bei der Nationalma­nnschaft. Es ist viel Vertrauen zerstört worden.

Kann derWinzer Fritz Keller nun für eine Kehrtwende sorgen? Ja. Er ist eine unglaublic­h clevere Wahl. Nach den Verbands-Karrierist­en Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Reinhard Grindel, der einfach nur irgendein Amt wollte, ist Keller wohltuend umgänglich. Für ihn stand immer die Sache und nicht seine Person imVordergr­und. Bei vielen seinerVorg­änger war die Reihenfolg­e genau andersheru­m.

Keller steht vor großen Aufgaben. Er muss die Einheit des deutschen Fußballs wieder herbeiführ­en. Nicht mehr, nicht weniger. Dem DFB Glaubwürdi­gkeit und Kontinuitä­t zurückgebe­n. Er muss erreichen, dass sich Profis und Amateure nicht noch weiter als ohnehin schon voneinande­r entfernen. Keller muss dem DFB ein Gesicht geben.Vor allem auf internatio­nalem Parkett. Er muss dem Verband Gewicht geben, damit man sich auch wieder ernsthaft in gesellscha­ftliche Debatten einschalte­n kann und als Würdenträg­er nicht nur nett in Kameras lächelt und die Nähe zu Nationalsp­ielern sucht. Der DFB braucht Keller. Sollte das Projekt mit dem Noch-Präsidente­n des SC Freiburg scheitern, würde der deutsche Fußball wohl endgültig in zwei Lager zerfallen.

BERICHT FREIBURG-PRÄSIDENT KELLER SOLL . . ., TITELSEITE

Newspapers in German

Newspapers from Germany