Rheinische Post

Was man alles braucht

Zum Lauftraini­ng braucht man keinen teuren Schläger, kein edles Zubehör – oder ?

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Reden wir doch einmal darüber, wie ich am Anfang meiner Laufbahn (hihi!) dachte, dass das Laufen auch deshalb ein toller Sport ist, weil man dafür fast nichts braucht. Sollen doch die Tennisspie­ler und Golfer für ihre edlen Schläger ein Vermögen ausgeben und die Segler für ganze Boote noch mehr. Zum Laufen braucht man nur eine labbrige Jogginghos­e, ein altes T-Shirt und irgendwelc­he Turnschuhe. Das habe ich wirklich bis nach meinem ersten Training gedacht.

Natürlich hatte ich nicht komplett Recht damit. Ich habe schnell verstanden, dass zum Beispiel Schuhe mit anständige­r Dämpfung einen großen Unterschie­d machen – fürs eigene Gefühl, vor allem aber auch für die Gelenke. Und dass ein gutes Funktionss­hirt nicht nur besser aussieht, sondern tatsächlic­h bei längeren, schweißtre­ibenden Läufen weit angenehmer sitzt.

Trotzdem bin ich bis heute erstaunt, was sich die Industrie alles ausdenkt, um auch uns Läufern ausreichen­d viel Zeug zu verkaufen. Am Liebsten lästere ich über Trinkgurte – die schnallen sich ambitionie­rte Hobby-Läufer vor dem um, was sie als einen längeren Lauf betrachten. Kleine Plastikfla­schen stecken dabei in mehreren Schlaufen; bei übermäßige­m Durst kann man jederzeit eine davon leeren. Allein: Die Dinger sind unbequem und störend und bedeuten – vor allem im komplett gefüllten Zustand – viel Gewicht um die Hüften. (Und das ist ja ohnehin etwas, was man als Sportler nicht so gern hat....) . Auch sind durchschni­ttliche Trainingsl­äufe auch ohne zwischenze­itliche Wasserzufu­hr gut zu bewältigen; bei längeren Läufen lohnen eher 2 Euro in der Reißversch­lusstasche, um an einem Kiosk ein Wasser zu kaufen.

Dazu kommt ein bunter Strauß von Dingen, die es auch in einfacher Variante gäbe, wenn sie nicht solchen Spaß machen würden. Läufer übertreffe­n einander gegenseiti­g mit den neuesten Trainings-Apps, den passenden Fitness-Uhren (nie ohne Pulsmesser und GPS), Energie-Riegeln aus dem Fitnesslad­en; wie viele auch noch teure Kompressio­nswäsche tragen, ist dagegen nicht so einfach zu erkennen. Jedenfalls: Ich sage ja ja gar nicht, dass sie sich nicht diese tollen Bluetooth-Kopfhörer (schweißres­istent; fallen auch bei Geländeläu­fen nicht raus) für 200 Euro bestellen sollen. Nur: Wenn sie mit Laufen anfangen wollen, weil es so ein günstiges Hobby ist – schauen Sie sich das mit dem Tennis nochmal genauer an.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Autorin Nicole Lange beim Training am Rheinufer – in Markenlauf­sachen, aber ohne Lauf-App.

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