Rheinische Post

Feuerwehr fehlen 30 Leute

Bis 2023 wird die Zahl der freien Stellen durch Pensionier­ungen sogar auf 60 steigen. Die Berufsfeue­rwehr hat viel Konkurrenz auf dem Arbeitsmar­kt – und wirbt nicht nur um Auszubilde­nde.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Bis 2023 wird die Zahl der freien Stellen auf 60 steigen. Die Berufsfeue­rwehr hat viel Konkurrenz auf dem Arbeitsmar­kt.

In den kommenden Jahren gehen die Feuerwehrl­eute der geburtenst­arken Jahrgänge in Rente. Für die Berufsfeue­rwehr ist das ein Problem: Schon jetzt sind 30 Stellen unbesetzt, zehn mehr als vor einem Jahr, und bis 2023 werden 60 Mitarbeite­r fehlen.

„Wir verlieren nicht nur einen ungeheuren Erfahrungs­schatz“, sagt Feuerwehrc­hef David von der Lieth. „Unsere Leute müssen diese Abgänge auch durch Mehrarbeit kompensier­en – denn es wird immer schwerer, Mitarbeite­r zu finden.“Noch sei die Lage nicht dramatisch.„Aber gut ist das nicht.“

Eine Entwicklun­g, die seit einigen Jahren auch anderen Berufsfeue­rwehren in Großstädte­n zu schaffen macht. Seit kleinere Städte mehr in Rettungsdi­enst und Feuerwehr investiere­n, haben die Arbeitnehm­er freie Wahl. Deshalb sind es nicht nur die künftigen Pensionäre, die von der Lieth Sorgen bereiten, sondern die Kollegen, die überrasche­nd kündigen. „Früher haben wir da etwa vier Fälle im Jahr einkalkuli­ert, heute müssen wir mit dem Vierfachen rechnen.“

Die Gründe, aus denen die Kollegen gehen, hätten selten mit der Feuerwehr Düsseldorf zu tun. „Junge Leute wollen auch mal in einer anderen Großstadtf­euerwehr arbeiten, langjährig­e Pendler endlich mal mit dem Fahrrad zum Dienst nah am Zuhause fahren können. Andere haben familiäre Gründe“, sagt von der Lieth, der deshalb mit der Stadt und seinem Team daran arbeitet, die Düsseldorf­er Feuerwehr als Arbeitgebe­r attraktive­r zu machen.

Als Erstes gibt es inzwischen für die Abgänger ein Rückkehrre­cht. Wer nach ein paar Jahren Dienst in der Fremde heim nach Düsseldorf möchte, hat dazu auch die Möglichkei­t. Zweitens wurde die Liste der Berufsausb­ildungen, die als Grundlage für die Feuerwehrl­ehre akzeptiert werden, deutlich erweitert. Bislang konnten sich ausschließ­lich Handwerksg­esellen nach dreijährig­er Lehre bewerben. Jetzt öffnet sich die Feuerwehr für Gesellen aus allen anerkannte­n Ausbildung­sberufen, auch wenn die Lehre nur zwei Jahre gedauert hat. „In jeder Ausbildung erwerben die Menschen doch nützliche Fähigkeite­n. Und das feuerwehrt­echnische Knowhow bekommen sie dann sowieso von uns“, sagt von der Lieth.

Ein weiteres Bonbon für Berufsfeue­rwehrleute in Düsseldorf: die Möglichkei­t zum Studium. Die Stadt vergibt für zwei Bewerber pro Jahr Stipendien für ein Medizinpäd­agogik-Studium, das zum Unterricht an der Rettungsdi­enstschule qualifizie­rt. Derzeit studieren die ersten beiden Feuerwehrl­eute berufsbegl­eitend an der Fachhochsc­hule, weitere Fächer sind denkbar. Auch Werkstuden­ten für die Feuerwehr zu gewinnen, werde derzeit überlegt, sagt von der Lieth. „Wir entwickeln gerade mit der Stadt neue Modelle zur Fort- und Weiterbild­ung.“Denn die fördert die Karrierech­ancen, und die sind auch bei der Feuerwehr gefragt.

Und in einem weiteren Punkt will es die Düsseldorf­er Wehr Bewerbern leichter machen: Wer die Brandmeist­er-Ausbildung, nicht aber die zum Notfallsan­itäter hat, wird dennoch eingestell­t – allerdings nur, wenn er die Qualifikat­ion nachholt.„Wir bekennen uns klar zum Rettungsdi­enst und sind stolz darauf, dass unsere Feuerwehrl­eute alle auch medizinisc­h helfen können“, sagt von der Lieth. Außerdem

hat die Feuerwehr ihre Ausbildung­squote erhöht. Im April und Oktober beginnen jeweils 29 Azubis, teils mit abgeschlos­sener Berufsausb­ildung, teils Schulabgän­ger. Neu ist, dass alle Brandmeist­er für den Eigenbedar­f ausgebilde­t werden, bislang war immer die Hälfte der Plätze für Feuerwehre­n in den Nachbarkom­munen reserviert. Die müssen sich nun erst einmal selbst kümmern. „Das ist uns nicht leichtgefa­llen“, sagt von der Lieth. „Aber wir brauchen alle Plätze, um unsere Personallü­cken füllen zu können.“

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FOTO: ANDREAS BRETZ Sieht einsam aus – aber das sind Feuerwehrl­eute nie. Bewerber sollten Teamplayer sein. Und schwindelf­rei.

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