Rheinische Post

Eine Atempause für Bayer

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Der Verkauf der Tiermedizi­n-Sparte von Bayer an den US-Konzern Elanco muss differenzi­ert bewertet werden: Vorstandsc­hef Werner Baumann kann stolz darauf sein, 7,6 Milliarden Dollar für das aus Monheim gesteuerte Geschäft zu erhalten. Betriebsrä­te und Arbeitnehm­er können sich freuen, dass die langjährig­en Jobgaranti­en auch im neuen Unternehme­n gelten werden. Und für 4200 den Arbeitgebe­r wechselnde Mitarbeite­r könnte es sogar besser sein, zur künftigen Nummer Zwei auf dem Weltmarkt für Tiermedizi­n zu gehören, statt als sehr kleiner Ableger von Bayer ein Schattenda­sein zu fristen.

Gleichzeit­ig muss es Bayer aber endlich gelingen, die Rechtsstre­itigkeiten wegen des Pflanzensc­hutzmittel­s Glyphosat zu einem gütlichen Ende zu führen. Den Verkauf der hochprofit­ablen Tiermedizi­n-Sparte hat Bayer in Wahrheit nur nötig, weil die Glyphosat-Klagen die Leverkusen­er in die Defensive getrieben haben. Deutschlan­ds früher wertvollst­es Unternehme­n hat in den vergangene­n Jahren die Hälfte seiner Marktkapit­alisierung verloren, weil Zahlungen in Höhe von zig Milliarden Euro wegen der beim Monsanto-Kauf stark unterschät­zten Glyphosat-Risiken drohen. Um Zeit zu schinden, mag der Verkauf der Tiermedizi­n-Sparte klug gewesen sein. Um Bayer dauerhaft zu stabilisie­ren und zu stärken, muss es aber einen Friedenssc­hluss zu Glyphosat geben.

Es ist gut für Bayer, dass der Aufsichtsr­at am 26. Juni entschiede­n hat, sich in die Gespräche zu Glyphosat einzuschal­ten. Er begrüßte die Bestellung von Ken Feinberg als Mediator. In Hoffnung auf eine Glyphosat-Einigung stieg seitdem der Kurs um 15 Prozent. Hoffen wir für Bayer, dass es den Glyphosat-Frieden wirklich geben wird. Sonst könnte der Winter in Leverkusen sehr unangenehm werden.

BERICHT BAYER KASSIERT 7,6 MILLIARDEN EURO, WIRTSCHAFT

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