100 Verdachtsfälle: Lungenkrank durch E-Zigaretten?
NEW YORK (jis) Eine mysteriöse Lungenkrankheit bei jungen Menschen sorgt derzeit für Aufsehen in den USA. Als Auslöser verdächtigen Experten Stoffe, die über E-Zigaretten aufgenommen werden. Die Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) berichtete von 94 möglichen Fällen von Ende Juni bis Mitte August in 14 Bundesstaaten. 30 Fälle seien allein im Staat Wisconsin aufgetreten. Für eine Infektionskrankheit als Ursache gebe es keine schlüssigen Beweise, hieß es in einer CDC-Mitteilung. Demnach ähneln sich viele Fälle, die Betroffenen klagen über Atemprobleme, starken Husten und Herzrasen. Ob dies aber auf die Inhaltsstoffe in E-Zigaretten zurückzuführen ist oder auf die Verdampfer selbst, ist unklar.
„Ein Zusammenhang ist durchaus plausibel“, sagt Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.Weil die Konsumenten von E-Zigaretten Aerosole einatmen, sei es wahrscheinlich, dass die Lunge am stärksten in Mitleidenschaft gezogen werde. Es habe bereits in der Fachliteratur einzelne Berichte über spezielle Formen von Lungenentzündungen in Zusammenhang mit dem Konsum von E-Zigaretten gegeben. „E-Zigaretten sind nicht harmlos“, sagte die Expertin für Tabakkontrolle. Die Beurteilung der Gesundheitsgefährdung durch E-Zigaretten sei aber extrem schwierig, sagt Schaller. Bei den Fällen in den USA wisse man nicht, was die Leute verwendet hätten. Es gebe große Unterschiede bei E-Zigaretten und Tausenden Liquids mit Aromen, von denen man nicht wisse, wie sie in der Lunge wirkten. Die Aromen seien zwar als Lebensmittelzusatzstoffe zugelassen, aber toxikologische Daten für die Inhalation fehlten.
Zwar benannte die CDC nicht ein bestimmtes Produkt oder Unternehmen, doch der E-Zigaretten-Hersteller Juul sagte, dass man alle gesundheitsbezogenen Zwischenfälle prüfen werde, die mit derVerwendung von E-Zigaretten in Verbindung stehen könnten. Juul ist in den USA Marktführer mit einem Anteil von rund 35 Prozent. Die sogenannten Liquids, die in der E-Zigarette verdampft werden, enthalten bis zu fünf Prozent Nikotin – in der EU sind nur bis zu zwei Prozent erlaubt. Laut CDC haben die erkrankten Jugendlichen unterschiedliche Liquids konsumiert, darunter auch welche zum Selbermischen. Angeblich seien auch THC-haltige, also psychoaktive Substanzen wie in Marihuana, inhaliert worden, teilte Juul mit, diese würden aber von Juul nicht vertrieben. In Deutschland sind bisher keine vergleichbaren Fälle bekannt. ( mit dpa)