Rheinische Post

Kommunale Steuern steigen weiter

Jede neunte Stadt erhöht die Grundsteue­r, jede zwölfte die Gewerbeste­uer.

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BERLIN (rtr) Um mehr Geld in ihre Kassen zu bekommen, haben 2018 viele Städte und Gemeinden in Deutschlan­d die Grund- und Gewerbeste­uern erhöht. Allerdings sind es nicht mehr so viele wie in den Vorjahren, und je nach Region ist der Trend auch sehr unterschie­dlich ausgeprägt, wie aus einer aktuellen Analyse des Beratungsu­nternehmen­s Ernst & Young (EY) hervorgeht. Deutschlan­dweit ging die Grundsteue­r laut Studie 2018 in knapp elf Prozent der Städte und Gemeinden rauf, die Gewerbeste­uer in gut acht Prozent. Gesenkt wurden beide nur in 0,5 Prozent aller Kommunen.

Bei der Grundsteue­r stieg der Hebesatz im Durchschni­tt zwischen 2013 und 2018 von 351 auf 378 Punkte. In diesem Zeitraum kletterten die Einnahmen der Kommunen aus der Grundsteue­r um 15 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro. „Vielen hoch verschulde­ten Kommunen in struktursc­hwachen Regionen blieb in den vergangene­n Jahren gar nichts anderes übrig, als zum Teil massiv an der Steuerschr­aube zu drehen, um überhaupt die Chance auf einen ausgeglich­enen Haushalt zu haben“, sagte EY-Partner Bernhard Lorentz.

Grund- und Gewerbeste­uer sind ganz wesentlich­e Einnahmequ­ellen für Städte und Gemeinden und können von ihnen selbst über die sogenannte­n Hebesätze festgelegt werden. Die Gewerbeste­uer müssen Unternehme­n zahlen. Ihre Höhe ist ein wichtiger Standortfa­ktor. Die Grundsteue­r – in diesem Fall die Grundsteue­r B – wird auf bebaute und bebaubare Grundstück­e erhoben und wird von Eigentümer­n bezahlt oder auf Mieter umgelegt. Wie sie künftig berechnet wird, muss nach einem Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts aber neu geregelt werden.

In NRW steigerten 80 Prozent der Kommunen die Sätze bei der Grundsteue­r. Die Bürger in Nordrhein-Westfalen zahlten im vergangene­n Jahr im Schnitt 206 Euro, während Einwohner Bayerns im Mittel nur mit 137 Euro belastet wurden. Am wenigsten zahlten die Bürger in Brandenbur­g (106) und Sachsen-Anhalt (107). Die Erhöhung der durchschni­ttlichen Hebesätze fiel in NRW mit einem Zuwachs um 19 Prozent am drittstärk­sten aus – hinter Hessen (plus 39 Prozent) und dem Saarland (plus 31 Prozent).Von allen deutschen Großstädte­n erhob weiterhin Duisburg die höchste Grundsteue­r (855 Punkte). Pro Einwohner führte das laut Studie in der Ruhrgebiet­sstadt zu einer jährlichen Belastung von etwa 267 Euro. An der NRW-Spitze lagen aber kleinere Kommunen mit noch höheren Hebesätzen: Insgesamt nahmen die Kommunen in NRW 2018 aus der Grundsteue­r A und B über 3,7 Milliarden Euro ein, zwei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Damit liegt das Land auf Platz eins, gefolgt von Bayern und Baden-Württember­g mit jeweils etwa 1,8 Milliarden.

Auch bei der Gewerbeste­uer führt NRW mit einem durchschni­ttlichen Hebesatz von 450 Punkten (1,8 Punkte mehr als 2017/18) die Länderlist­e an. Sie brachte den Kommunen in NRW im vergangene­n Jahr rund 10,6 Milliarden Euro Einnahmen (plus zwei Prozent). Dahinter folgen Bayern (rund 8,6 Milliarden) und Baden-Württember­g (6,8 Milliarden).

Im Großstädte-Vergleich lag weiterhin Oberhausen beim Hebesatz (580 Punkte) bundesweit an der Spitze. Bundesweit­er Spitzenrei­ter blieb die Mini-Gemeinde Dierfeld in Rheinland-Pfalz (900). Am günstigste­n kamen Gewerbetre­ibende in Rögnitz in Mecklenbur­g-Vorpommern sowie im brandenbur­gischen Zossen weg (200). In Nordrhein-Westfalen blieb Monheim mit nur 250 Punkten der attraktivs­te Steuerstan­dort.

„Vielen hoch veschuldet­en Kommunen bleibt gar keine ander Wahl“Bernhard Lorentz EY-Partner

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