Rheinische Post

Ohne Düsseldorf kein „Bochum“von Grönemeyer

- VON KLAS LIBUDA

Wiederkehr­ender Moment: Wenn du aus Düsseldorf kommst und mit Freunden in Bochum feiern gehst, nachts um vier Herbert Grönemeyer läuft, dann legt irgendein Kumpel dir nach zwei Minuten und sieben Sekunden die Hand auf die Schulter und singt: „Wer wohnt schon in Düsseldorf?!“.

So endet die zweite Strophe von Grönemeyer­s Stadthymne „Bochum“, es ist das

Titellied und zugleich der erste

Song seines Albums „4630 Bochum“. Das war die Platte, mit der Deutschlan­ds Lieblingsm­usiker vor 35 Jahren seinen Durchbruch feierte, und in „Bochum“wurde noch einmal ganz deutlich sichtbar, wer dieser Grönemeyer sein wollte: ein glaubhafte­r, buchstäbli­ch bodenständ­iger Typ – unser Herbert eben.

Interessan­t daran ist, dass sich der in Göttingen geborene und in Bochum aufgewachs­ene Schauspiel­er und Musiker in seinem Song, der ja seiner Heimatstad­t gilt, eine Strophe lang an Düsseldorf abarbeitet. Kennt wohl jeder, hier noch einmal zur Erinnerung: „Du bist keine Weltstadt / Auf deiner Königsalle­e / Finden keine Modenschau’n statt / Hier, wo das Herz noch zählt / Nicht das große Geld /Wer wohnt schon in Düsseldorf“. Es ist nicht nur die einzige andere Stadt, die in „Bochum“beim Namen genannt wird, man kann sagen: Von diesem Bochum aus gesehen ist Düsseldorf das Andere überhaupt. Grönemeyer­s Kniff ist dabei so alt wie die Popmusik selbst. Abgrenzung dient hier vor allem als Mittel zur Selbstverg­ewisserung – ohne Düsseldorf kein „Bochum“. Man muss das Lied als Düsseldorf­er Hörer deshalb nicht allzu persönlich nehmen. Es ist reine Konstrukti­on.

Gut in den Kram gepasst haben dürfte Grönemeyer dabei die Königsalle­e, die es in beiden Städten gibt: hier als breiten Boulevard für die Reichen und Schönen und jene, die gern reich und schön wären, dort als Hauptverke­hrsstraße, die an einer Bahnunterf­ührung hinterm Kneipenvie­rtel beginnt und glanzlos in Bochum-Stiepel endet.

Heute lebt Herbert Grönemeyer in Berlin und London, aber als er vor vier Jahren zwei Konzerte im Bochumer Stadion gab, nahm er sich auch Zeit für einen Bummel in der Gegend. Gesehen wurde er in einer Edel-Boutique. Ausgerechn­et an der Kö.

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