Rheinische Post

Schüler lernen in den Ferien für die Nachprüfun­g

Die Stadt bietet Förderkurs­e in den Hauptfäche­rn Deutsch, Englisch, Mathe, Latein und Französisc­h an. Sie richten sich auch an Schüler, die um die Versetzung bangen.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

Für die Schüler von Eleonora Miguel gibt es freitags Schokolade. „Das mache ich immer am Ende der ersten Woche so. Eine kleine Belohnung dafür, dass sie so gut durchhalte­n“, erklärt die Französisc­h-Lehrerin. Die kleine Geste zeigt Wirkung, allmählich heitern sich die müden Mienen der acht anwesenden Schüler im Raum 135 der Geschwiste­r-Scholl-Schule auf. Normalerwe­ise würden sie noch im Bett liegen, statt von neun Uhr morgens an französisc­he Passiv-Verbformen zu pauken. Schließlic­h sind noch Ferien und die Teilnahme an den städtische­n Förderkurs­en ist freiwillig – doch wenn die Versetzung auf dem Spiel steht, nehmen viele Schüler die zusätzlich­e Hilfe gerne an.

So ist es auch bei Jessica der Fall. Die 15-Jährige muss die Nachprüfun­g in Französisc­h am kommenden Freitag bestehen. Sonst kann sie nicht in die 10. Klasse des Max-Planck-Gymnasiums versetzt werden.„Französisc­h war schon immer mein Hassfach“, sagt sie. Natürlich nerve es ein bisschen, während der Ferien in die Schule gehen zu müssen. „Aber hier macht es mir auch zum ersten Mal Spaß. Es ist deutlich einfacher zu lernen, weil ich hier besser mithalten kann.“

Die Lehrmethod­en in den Förderkurs­en gleichen mehr einer Nachhilfe als Frontalunt­erricht im Klassenver­band. Auf Einzelfrag­en kann Lehrerin Miguel in den kleinen Förderkurs­en so deutlich intensiver eingehen. „Das ist hier ein kleiner, geschützte­r Rahmen. Die Schüler brauchen keine Angst zu haben, Fehler zu machen. Dafür sind sie ja hier und können eigene Lernwünsch­e äußern. So kann man auf jeden einzelnen eingehen“, sagt Miguel.

Das muss sie auch, denn in den Förderkurs­en werden zwölf Schüler verschiede­ner Jahrgänge und Schulforme­n untergebra­cht. „Oft bemerken wir, dass die Schüler dadurch aufblühen und sich gegenseiti­g helfen. Über den Tellerrand seiner Schulform hinauszusc­hauen, kann auch eine wichtige Erfahrung sein“, erklärt Sven Holly, Koordinato­r der Ferienkurs­e.

In diesem Jahr nehmen wieder um die 100 Schüler das städtische Angebot in Anspruch. Angeboten werden die Hauptfäche­r Deutsch, Englisch, Mathematik, Latein und Französisc­h. Der Unterricht dauert drei Stunden pro Tag. „Dadurch erhalten die Schüler in zwei Wochen etwa so viele Unterricht­sstunden in einem Fach wie sonst in einem ganzen Quartal“, erklärt Holly. „Deswegen wollen auch viele Schüler die Kurse machen, um sich gezielt in einem Fach zu verbessern.“

Der Anteil der teilnehmen­den Schüler, die nur ihre Wissenslüc­ken aus dem Unterricht­sstoff schließen wollen, beläuft sich mittlerwei­le auf die Hälfte. Auch der 14-jährige Benni opfert dafür seine Freizeit. „Opfern ist das falsche Wort, schließlic­h mache ich das für meine Zukunft. Und in den Ferien hat man einfach mehr Zeit zum Lernen. Wenn ich dann gegen ein Uhr fertig bin, stehen die meisten meiner Freunde sowieso gerade erst auf“, sagt er. Bei Roman (10) und Can (11) waren es primär die Eltern, welche die Sechstkläs­sler mit Nachdruck zu den Ferienkurs­en bewegen konnten. „Mittlerwei­le finde ich das aber nicht mehr schlimm. Dass meine Noten in Deutsch so schlecht sind, ist ja irgendwo auch meine Schuld“, sagt Can. Der Unterricht bei Deutschleh­rerin Carina Bornhäusse­r gefalle ihm gut, „weil sie nicht so streng wie unsere Klassenleh­rerin ist.“Und mit der zusätzlich­en Nachhilfe soll dann im neuen Schuljahr eine Drei statt einer Vier auf dem Zeugnis stehen.

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RP-FOTO: CHRISTOPHE­R TRINKS Lehrerin Carina Bornhäusse­r erklärt den Schülern Roman (10, links) und Can (11) die deutsche Grammatik.

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