Schüler lernen in den Ferien für die Nachprüfung
Die Stadt bietet Förderkurse in den Hauptfächern Deutsch, Englisch, Mathe, Latein und Französisch an. Sie richten sich auch an Schüler, die um die Versetzung bangen.
Für die Schüler von Eleonora Miguel gibt es freitags Schokolade. „Das mache ich immer am Ende der ersten Woche so. Eine kleine Belohnung dafür, dass sie so gut durchhalten“, erklärt die Französisch-Lehrerin. Die kleine Geste zeigt Wirkung, allmählich heitern sich die müden Mienen der acht anwesenden Schüler im Raum 135 der Geschwister-Scholl-Schule auf. Normalerweise würden sie noch im Bett liegen, statt von neun Uhr morgens an französische Passiv-Verbformen zu pauken. Schließlich sind noch Ferien und die Teilnahme an den städtischen Förderkursen ist freiwillig – doch wenn die Versetzung auf dem Spiel steht, nehmen viele Schüler die zusätzliche Hilfe gerne an.
So ist es auch bei Jessica der Fall. Die 15-Jährige muss die Nachprüfung in Französisch am kommenden Freitag bestehen. Sonst kann sie nicht in die 10. Klasse des Max-Planck-Gymnasiums versetzt werden.„Französisch war schon immer mein Hassfach“, sagt sie. Natürlich nerve es ein bisschen, während der Ferien in die Schule gehen zu müssen. „Aber hier macht es mir auch zum ersten Mal Spaß. Es ist deutlich einfacher zu lernen, weil ich hier besser mithalten kann.“
Die Lehrmethoden in den Förderkursen gleichen mehr einer Nachhilfe als Frontalunterricht im Klassenverband. Auf Einzelfragen kann Lehrerin Miguel in den kleinen Förderkursen so deutlich intensiver eingehen. „Das ist hier ein kleiner, geschützter Rahmen. Die Schüler brauchen keine Angst zu haben, Fehler zu machen. Dafür sind sie ja hier und können eigene Lernwünsche äußern. So kann man auf jeden einzelnen eingehen“, sagt Miguel.
Das muss sie auch, denn in den Förderkursen werden zwölf Schüler verschiedener Jahrgänge und Schulformen untergebracht. „Oft bemerken wir, dass die Schüler dadurch aufblühen und sich gegenseitig helfen. Über den Tellerrand seiner Schulform hinauszuschauen, kann auch eine wichtige Erfahrung sein“, erklärt Sven Holly, Koordinator der Ferienkurse.
In diesem Jahr nehmen wieder um die 100 Schüler das städtische Angebot in Anspruch. Angeboten werden die Hauptfächer Deutsch, Englisch, Mathematik, Latein und Französisch. Der Unterricht dauert drei Stunden pro Tag. „Dadurch erhalten die Schüler in zwei Wochen etwa so viele Unterrichtsstunden in einem Fach wie sonst in einem ganzen Quartal“, erklärt Holly. „Deswegen wollen auch viele Schüler die Kurse machen, um sich gezielt in einem Fach zu verbessern.“
Der Anteil der teilnehmenden Schüler, die nur ihre Wissenslücken aus dem Unterrichtsstoff schließen wollen, beläuft sich mittlerweile auf die Hälfte. Auch der 14-jährige Benni opfert dafür seine Freizeit. „Opfern ist das falsche Wort, schließlich mache ich das für meine Zukunft. Und in den Ferien hat man einfach mehr Zeit zum Lernen. Wenn ich dann gegen ein Uhr fertig bin, stehen die meisten meiner Freunde sowieso gerade erst auf“, sagt er. Bei Roman (10) und Can (11) waren es primär die Eltern, welche die Sechstklässler mit Nachdruck zu den Ferienkursen bewegen konnten. „Mittlerweile finde ich das aber nicht mehr schlimm. Dass meine Noten in Deutsch so schlecht sind, ist ja irgendwo auch meine Schuld“, sagt Can. Der Unterricht bei Deutschlehrerin Carina Bornhäusser gefalle ihm gut, „weil sie nicht so streng wie unsere Klassenlehrerin ist.“Und mit der zusätzlichen Nachhilfe soll dann im neuen Schuljahr eine Drei statt einer Vier auf dem Zeugnis stehen.