Rheinische Post

Die versteckte Blumenwerk­statt

Lika Dzhalagoni­ya Workshops bietet im Hinterhof ihres Blumenatel­iers. Darin lernen die Teilnehmer, wie sie Sträuße binden.

- VON NICOLE KAMPE ANZEIGE

PEMPELFORT Schrill schallt das Bellen von Chihuahua-Hündin Sonia durch den Raum. Ein bisschen versteckt liegt sie hinter dem Tresen, hat aber von dort den ganzen Laden im Blick. Eine Alarmanlag­e braucht Frauchen Lika Dzhalagoni­ya gar nicht, „Sonia ist mein Wachhund“, sagt die 28-Jährige. Ohne Sonia geht Lika Dzhalagoni­ya nie in ihr Geschäft an der Münsterstr­aße, Sonja und Lika Dzhalagoni­ya gibt es nur im Doppelpack. Die Chihuahua-Dame ist dabei, wenn Dzhalagoni­ya Kunden berät, sie ist dabei, wenn die Pempelfort­erin Sträuße bindet, und sie ist dabei, wenn im Hinterhof die Blumen-Workshops stattfinde­n, immer mittendrin, immer ein bisschen frech. „Das legt sich dann aber ganz schnell“, sagt Lika Dzhalagoni­ya. Spätestens, wenn sie Sonia auf den Arm nimmt.

Eigentlich ist Lika Dzhalagoni­ya Künstlerin, kam vor sieben Jahren aus der georgische­n Hauptstadt Tiflis nach Düsseldorf, um an der Kunstakade­mie zu studieren. Währenddes­sen jobbte sie, „meistens hat es mir nicht gefallen“, erzählt Dzhalagoni­ya, die weiß, dass es in der Kunst manchmal dauern kann, bis der eine große Erfolgs-Moment kommt. Im Januar hat sie schließlic­h etwas Eigenes aufgemacht, ihrVardi Floral Atelier – ein kleiner Blumenlade­n in Pempelfort, in dem es – klar – Blumen gibt und Vasen, Kerzenhalt­er und Windlichte­r. Der aber auch mehr ist als bloß Blumen- und Dekoladen, der übersetzt Rose heißt, der vor allem aber viel Platz bietet für Lika Dzhalagoni­yas Ideen. „Deshalb auch Atelier“, sagt Dzhalagoni­ya, die ihre Bilder im Laden ausstellen kann, vor allem Porträts. Außerdem gibt sie Blumen-Workshops – Kurse, in denen sie erklärt, wie man ganz einfach einen schönen Strauß bindet,„mit meiner ganz eigenen Technik“, sagt die 28-Jährige. Eine Ausbildung zur Floristin hat Lika Dzhalagoni­ya nie gemacht, aber sie hat ein Faible für das Schöne, für Blumen und für Farben, für Dinge, die andere vielleicht auf den ersten Blick nicht erkennen.Wie für den Hof, der hinter ihrem Vardi Floral Atelier liegt, der zwar grün bewachsen ist, der aber kaum genutzt wird von den Bewohnern.

Weil es im Laden beim letzten Workshop unerträgli­ch heiß wurde, packte Lika Dzhalagoni­ya kurzerhand alles zusammen und setzte sich mit den Teilnehmer­n in den Hinterhof. Meistens beginnt sie mit ein bisschen Theorie, ein paar Infos zu Blumen, „auch immer was Lustiges, um die Stimmung aufzulocke­rn“, sagt Dzhalagoni­ya, zum Beispiel, wie oft sie mit Männern kämpft, die ins Vardi kommen und nach roten Rosen verlangen, wenn sie nicht wissen, was sie wollen. „Eine Pfingstros­e oder Hortensie ist viel schöner“, findet die 28-Jährige, die Getränke und Snacks vorbereite­t für die Kursteilne­hmer, auch mal eine essbare Blume serviert.

Und dann geht eigentlich alles von allein, ab und an greift Lika Dzhalagoni­ya ein, wenn die Teilnehmer alles zusammenbi­nden wollen, was ihnen in die Finger kommt. „Eine Sonnenblum­e und eine Lilie passen aber nicht zusammen“, sagt Lika Dzhalagoni­ya – die eine Blume rustikal, die andere fein. Dass sie sich mit ihren Kursen womöglich entbehrlic­h machen könnte als Blumenverk­äuferin, „darüber habe ich am Anfang schon nachgedach­t“, sagt die 28-Jährige, „Aber kein Strauß gleicht am Ende dem anderen.“Ihr geht es vor allem darum, dass die Menschen einen schönen Abend verbringen bei ihr.

Jeder Kurs hat ein eigenes Thema, beim letzten Mal haben die Teilnehmer gelernt, wie sie spezielle Boxen mit Blumen füllen. Mit Steckschau­m sind die Schachteln gefüllt, die Lika Dzhalagoni­ya selbst designt hat. Runde und eckige gibt es, in verschiede­nen Farben. Lika Dzhalagoni­ya hat sich vieles selbst beigebrach­t, und sie lernt jeden Tag dazu. „Ich würde auch gerne Blumenkrän­ze machen“, sagt sie. „Ich muss mir nur noch etwas überlegen, wie sich die frischen Blumen länger halten.“

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Wenn das Wetter schön ist, gibt Lika Dzhalagoni­ya (Mitte) Blumen-Workshops in ihrem Hinterhof.

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