Arbeitnehmer im digitalen Zeitalter
IHK, Arbeitsagentur und DGB wollen Beschäftigte fit für die Zukunft machen. Helfen soll ein neues Weiterbildungskonzept.
IHK, Arbeitsagentur und Gewerkschaften wollen gemeinsam dafür sorgen, dass Berufstätige nicht auf der Strecke bleiben.
Drei Akteure in Düsseldorf wollen Arbeitnehmern, die in diesem Bereich bisher wenig Kenntnisse haben, die Grundlagen der Digitalisierung vermitteln. Industrie- und Handelskammer (IHK), Arbeitsagentur und Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) werben gemeinsam für eine zielgerichtete Weiterbildung. Angestrebt ist, dass die Arbeitnehmer selbst einzuschätzen lernen, welche neu entstehenden Berufsfelder für sie Chancen eröffnen und wo sie ihre persönlichen Stärken sehen. Die IHK hat dazu ein modularesWeiterbildungskonzept mit dem Titel „Digitalisierung meistern“aufgelegt.
„Die Digitalisierung ist in aller Munde und dehnt sich unaufhaltsam in alle Arbeits- und Lebensbereiche aus“, sagt Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen: Der Begriff löse bei vielen Arbeitnehmern aber eher Ängste und Unverständnis aus. Dem wolle man mit der gemeinsamen Initiative begegnen. DGB-Regionalgeschäftsführerin Sigrid Wolf plädierte in diesem Zusammenhang auch für mehr betriebliche Weiterbildung. Auch Betriebs- und Personalräte müssten in den Prozess einbezogen werden.
Eine Reihe von Studien hat sich mit der Frage befasst, welche Arbeitsplätze künftig ein Computer oder Roboter ersetzen kann. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und das Bundesinstitut für Berufsbildung haben 2018 in einer Modellrechnung ermittelt, dass bis 2035 in NRW rund 290.000 Arbeitsplätze durch die Digitalisierung verloren gehen könnten, aber etwa ebenso viele neu dazukommen. Die Anforderungen in diesen Jobs werden andere sein.
Hier setzt dasWeiterbildungskonzept der IHK an. Es ist in vier Module unterteilt, die sich mit verschiedenen Oberthemen befassen. Das Modul „Vernetzen und Schützen“behandelt etwa die Grundlagen von IT-Systemen, Cloudcomputing oder Datenschutzthemen; im Modul„Suchen und Sichern“geht es um Datenbank-Recherche, Datenverarbeitung und Speichermedien. Jedes Modul besteht aus 24 Unterrichtseinheiten und kann auch einzeln gebucht werden. Insgesamt liegen die Kosten bei 1575 Euro. Für jedes Modul gibt es laut IHK einen eigenen Dozenten, der hauptberuflich mit den Themen befasst ist, über die er spricht – und entsprechend praxisnah lehren kann. Für „Suchen und Sichern“wurde etwa ein erfahrener SEO-Manager verpflichtet.
Gedacht sind die Seminare für Berufstätige, die sich frühzeitig Gedanken um ihren künftigen Arbeitsplatz machen. Die IHK hofft aber, dass auch viele Firmen Interesse an dem Konzept haben und ihren Mitarbeitern die Teilnahme finanzieren oder sie sogar flächendeckend im Unternehmen anbieten. Immerhin sei der Fachkräftemangel in vielen Branchen bereits akut.„Wir können es uns gar nicht leisten, auf gut qualifizierte Fachkräfte zu verzichten.“Nach dem Lehrgang sollen die Teilnehmer darüber verfügen, was die Akteure „Digitale Souveränität“nennen – die Themenfelder kennen, sicher mit ihnen umgehen können und wissen, in welchem Bereich sie ihr Wissen vertiefen wollen.
Die Chefin der Düsseldorfer Agentur für Arbeit, Birgitta Kubsch-von Harten, sieht ein solches Orientierungsangebot als sinnvoll und wichtig an. „Wir befinden uns mitten in einem Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt“, sagt sie. Betroffen seien davon speziell auch die gering qualifizierten Arbeitskräfte. „Daher ist eine zentrale Frage, wie wir sie zur Fachkraft weiterentwickeln können.“Würden aus den Orientierungsangeboten konkrete Weiterbildungsbedarfe klar, komme das neue Qualifizierungschancengesetz ins Spiel.Es gibt Arbeitnehmern das Recht, sich bei der Arbeitsagentur überWeiterbildung beraten zu lassen.