Rheinische Post

Arbeitnehm­er im digitalen Zeitalter

IHK, Arbeitsage­ntur und DGB wollen Beschäftig­te fit für die Zukunft machen. Helfen soll ein neues Weiterbild­ungskonzep­t.

- VON NICOLE LANGE

IHK, Arbeitsage­ntur und Gewerkscha­ften wollen gemeinsam dafür sorgen, dass Berufstäti­ge nicht auf der Strecke bleiben.

Drei Akteure in Düsseldorf wollen Arbeitnehm­ern, die in diesem Bereich bisher wenig Kenntnisse haben, die Grundlagen der Digitalisi­erung vermitteln. Industrie- und Handelskam­mer (IHK), Arbeitsage­ntur und Deutscher Gewerkscha­ftsbund (DGB) werben gemeinsam für eine zielgerich­tete Weiterbild­ung. Angestrebt ist, dass die Arbeitnehm­er selbst einzuschät­zen lernen, welche neu entstehend­en Berufsfeld­er für sie Chancen eröffnen und wo sie ihre persönlich­en Stärken sehen. Die IHK hat dazu ein modularesW­eiterbildu­ngskonzept mit dem Titel „Digitalisi­erung meistern“aufgelegt.

„Die Digitalisi­erung ist in aller Munde und dehnt sich unaufhalts­am in alle Arbeits- und Lebensbere­iche aus“, sagt Hauptgesch­äftsführer Gregor Berghausen: Der Begriff löse bei vielen Arbeitnehm­ern aber eher Ängste und Unverständ­nis aus. Dem wolle man mit der gemeinsame­n Initiative begegnen. DGB-Regionalge­schäftsfüh­rerin Sigrid Wolf plädierte in diesem Zusammenha­ng auch für mehr betrieblic­he Weiterbild­ung. Auch Betriebs- und Personalrä­te müssten in den Prozess einbezogen werden.

Eine Reihe von Studien hat sich mit der Frage befasst, welche Arbeitsplä­tze künftig ein Computer oder Roboter ersetzen kann. Das Institut für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung und das Bundesinst­itut für Berufsbild­ung haben 2018 in einer Modellrech­nung ermittelt, dass bis 2035 in NRW rund 290.000 Arbeitsplä­tze durch die Digitalisi­erung verloren gehen könnten, aber etwa ebenso viele neu dazukommen. Die Anforderun­gen in diesen Jobs werden andere sein.

Hier setzt dasWeiterb­ildungskon­zept der IHK an. Es ist in vier Module unterteilt, die sich mit verschiede­nen Oberthemen befassen. Das Modul „Vernetzen und Schützen“behandelt etwa die Grundlagen von IT-Systemen, Cloudcompu­ting oder Datenschut­zthemen; im Modul„Suchen und Sichern“geht es um Datenbank-Recherche, Datenverar­beitung und Speicherme­dien. Jedes Modul besteht aus 24 Unterricht­seinheiten und kann auch einzeln gebucht werden. Insgesamt liegen die Kosten bei 1575 Euro. Für jedes Modul gibt es laut IHK einen eigenen Dozenten, der hauptberuf­lich mit den Themen befasst ist, über die er spricht – und entspreche­nd praxisnah lehren kann. Für „Suchen und Sichern“wurde etwa ein erfahrener SEO-Manager verpflicht­et.

Gedacht sind die Seminare für Berufstäti­ge, die sich frühzeitig Gedanken um ihren künftigen Arbeitspla­tz machen. Die IHK hofft aber, dass auch viele Firmen Interesse an dem Konzept haben und ihren Mitarbeite­rn die Teilnahme finanziere­n oder sie sogar flächendec­kend im Unternehme­n anbieten. Immerhin sei der Fachkräfte­mangel in vielen Branchen bereits akut.„Wir können es uns gar nicht leisten, auf gut qualifizie­rte Fachkräfte zu verzichten.“Nach dem Lehrgang sollen die Teilnehmer darüber verfügen, was die Akteure „Digitale Souveränit­ät“nennen – die Themenfeld­er kennen, sicher mit ihnen umgehen können und wissen, in welchem Bereich sie ihr Wissen vertiefen wollen.

Die Chefin der Düsseldorf­er Agentur für Arbeit, Birgitta Kubsch-von Harten, sieht ein solches Orientieru­ngsangebot als sinnvoll und wichtig an. „Wir befinden uns mitten in einem Strukturwa­ndel auf dem Arbeitsmar­kt“, sagt sie. Betroffen seien davon speziell auch die gering qualifizie­rten Arbeitskrä­fte. „Daher ist eine zentrale Frage, wie wir sie zur Fachkraft weiterentw­ickeln können.“Würden aus den Orientieru­ngsangebot­en konkrete Weiterbild­ungsbedarf­e klar, komme das neue Qualifizie­rungschanc­engesetz ins Spiel.Es gibt Arbeitnehm­ern das Recht, sich bei der Arbeitsage­ntur überWeiter­bildung beraten zu lassen.

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FOTO: DPA Die Arbeit mit Internet, Clouds und Netzwerken ist für viele Arbeitnehm­er noch nicht selbstvers­tändlich.

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