Manuel und Andreas Prageraus Köln
Fünf Jahre haben die Gebrüder Prager getüftelt. Dann haben sie ihre alten Jobs geschmissen und zwei Fahrräder auf den Markt gebracht. Eins, um Kinder durch die Stadt zu transportieren, das andere für schwere Lasten. Andreas, 45, Physiker, übernahm die Technik und steuert die Produktion von Leipzig aus. Manuel, der kleine Bruder (35) und bis dahin Lehrer für Mathe und Sozialwissenschaften, kümmerte sich in Köln um den Vertrieb. Und warum das alles? „Meine Schwägerin hat nach einem Transportrad für ihre beiden Kinder gesucht und keins gefunden“, sagt Manuel Prager. Also kam das Chike, kurz für Children und Bike.
In der Kölner Zentrale des Startups, das schon mehrere Preise in der Gründerszene gewinnen konnte, kann man das fast zwei Meter lange Rad nicht erwerben, aber Probe fahren. Den Verkauf hat das junge
Unternehmen ausgelagert. Mehr als 70 Händler in Deutschland bieten das Chike in der Kinder- oder Lastenversion. Ein E-Motor treibt das Rad auf bis zu 25 Stundenkilometer an und trotz der drei Räder, so erzählt es Prager, fahre sich das Chike wie ein gewöhnliches Fahrrad und passe sogar durch die Haustür. Während besonders junge Familien
das Chike mit dem Kindersitz kaufen, ist die Transportversion für jedermann gedacht.Vor allem Einzelhändler und Handwerker nutzen das Rad, um Produkte und Werkzeuge schnell von A nach B zu bringen. „Unser Kundenkreis ist ziemlich breit, vom Schornsteinfeger bis zum Kioskbesitzer ist alles dabei“, sagt Prager.
Immer wieder melden sich Händler bei ihm, die das Chike ins Sortiment nehmen wollen. Der Erfolg, so schätzt er, wäre vor einigen Jahren so noch nicht möglich gewesen. „Die Menschen sind klimabewusster geworden“, sagt er. „Es ist in den Städten mit dem Auto mittlerweile schwer: wenig Parkplätze, verstopfte Straßen.“Auch politisch hat man den Trend erkannt. Die Städte Düsseldorf und Köln erstatten bis zu 30 Prozent des Kaufpreises eines Lastenfahrrads. Und auch für die Zukunft planen die Prager-Brüder.„Auf Messen werden wir oft von Hundebesitzern angesprochen, ob wir nicht auch ein spezielles Rad für den Tiertransport hätten“, sagt Prager. Tatsächlich überlegen die beiden, ob sie es produzieren wollen. Einen Markt gibt es wohl. Den hat Manuel Prager auch in der Familie gefunden. „Da haben wir nur noch Chike“, sagt er.