Rainer Dierkes und Klaus Genneper aus Sonsbeck
Es tut sich was am Niederrhein. Seit 2018 wächst dort eine exotische Pflanze: Sie braucht keinen Dünger, belebt den Boden, benötigt verhältnismäßig wenig Wasser. Das tut dem Klima gut, finden Rainer Dierkes und Klaus Genneper: Mit als Erste haben sie den Anbau von Soja auf ihren Feldern deshalb ausprobiert – etwas, das zuvor nur bis zum 50. Breitengrad möglich war. Nun überzeugen sie andere Landwirte von den Vorteilen der „Perle vom Niederrhein“. Doch der Anbau steckt noch in Kinderschuhen.
„Wir haben nach einer Alternative für die vielfältige Fruchtfolge gesucht“, sagt Dierkes. Das bedeutet, dass keine seiner Kulturen wie Mais, Getreide oder Weizen zwei Jahre hintereinander auf demselben Feld steht – um den Boden fruchtbar zu halten. Und: Andere Kulturen lohnen sich immer weniger.
Der Rapsanbau gehe zurück, Zuckerrüben seien defizitär. Die Sojabohne habe hingegen Potenzial.
Rund 35 Millionen Tonnen Soja werden derzeit aus Übersee in die EU importiert. Doch diese Sorten seien meist gentechnisch verändert, erklärt Friedrich Boecker, der als privater Berater für Landwirte tätig ist und das Projekt Soja gemeinsam mit Genneper und Dierkes gestartet hat. „Ich kann nicht mitansehen, dass wir gentechnisch verändertes Soja aus Indien importieren sollen, das können wir hier selber“, sagt er. Die Nachfrage sei da: Abnehmer wie Molkereien und Fleischverbände – Soja wird in Deutschland hauptsächlich für Tierfuttermittel verwendet – wollen immer öfter Soja aus regionaler, nachhaltiger Produktion kaufen. In Deutschland ist der Anbau von gentechnisch verändertem Soja verboten. Das spricht für seine Qualität. Aber mit gerade mal 24.000 Hektar spielt Deutschland im weltweiten Sojaanbau kaum eine Rolle: Die USA bauten 2018 auf 34,4 Millionen Hektar, Brasilien auf 29 Millionen Hektar und Italien als größter europäischer Erzeuger auf 322.000 Hektar an.
Rainer Dierkes und Klaus Genneper haben mit neun Hektar angefangen, jetzt sind sie bei 16. Zusammen mit neun anderen Landwirten sind es mehr als 60 Hektar im Regierungsbezirk Düsseldorf. Der Ertrag: drei Tonnen pro Hektar. Damit sind die Niederrheiner zufrieden. Irgendwann, sagen die beiden, wollen sie ihr Soja aber auch in den Lebensmittelhandel bringen. Regional, aus eigener Vermarktung – und klimafreundlich.