Wilhelm Sonntag aus Osterode
Als 1986 die Atomkatastrophe von Tschernobyl die Welt erschüttert, entschließen sich 25 Familien in der Nähe von Osterode am Harz dazu, Windräder zu bauen. Die erste Anlage konnte pro Stunde maximal 80 Kilowatt (kW) produzieren. Heute stehen auf dem Hügel in Schwiegershausen statt der vier alten sechs neue Windkraftwerke, 150 Meter groß, die jeweils 3000 kW produzieren können.„Eine unglaubliche Entwicklung“, findet Wilhelm Sonntag. Er ist einer von drei Geschäftsführern des Bürgerwindparks. Niemand hätte beim Bau der ersten Anlage gedacht, dass Atomenergie jemals ersetzt werden kann. Heute sieht die Welt anders aus.
Mit Banken und Energieunternehmen haben die Privatleute am Harz 30 Millionen Euro in den Windpark investiert. „Unsere Anlagen machen mit acht Cent die Kilowattstunde Gewinn“, sagt Wilhelm Sonntag. Bei den vom Park geernteten 40 Millionen Kilowattstunden macht das einen Gewinn von 3,2 Millionen Euro pro Jahr. An die Investoren wird jährlich eine Rendite von fast zehn Prozent ausgeschüttet. „Das Geld bleibt hier im Raum. Zusätzlich zu Renditen und Pachten für die Bewohner und Eigner bekommt die Gemeinde eine Gewerbesteuer.“Jedoch sind die Investitionen der Privatpersonen auch mit Risiko behaftet. „Durch die Aktion haben wir unsere Gemeinschaft zusammengeschweißt“, sagt Wilhelm Sonntag. Nebenbei können mit den Anlagen 10.000 Haushalte versorgt werden. Es entstand eine Win-win-Situation: Betreiber, Klima, Gemeinde und Verbraucher profitieren vom Projekt.
Für die Harzer Windmüller sind die nächsten Jahre durch Verträge gesichert. „30 Jahre Laufzeit sind eine ganze Menge. Bis dahin sind die meisten von uns nicht mehr da oder haben die Anteile an die Kinder weitergegeben“, sagt Sonntag.