Rheinische Post

Gans schön hartnäckig

Die Parks sind fest in der Hand der Kanadagans. Über ein Tier, das sich nicht vom Menschen managen lassen will.

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Die Parks sind in Düsseldorf fest in der Hand der Kanadagans. Über ein Tier, das sich nicht vom Menschen managen lassen will.

Zu den wunderbars­ten Begriffen, die uns deutsche Behörden in den vergangene­n Jahren geschenkt haben, gehört das „Gänsemanag­ement“. So bezeichnet auch das Düsseldorf­er Gartenamt seine Versuche, die Ausbreitun­g der Kanadagans zu stoppen.

Vor einem Jahr meldete man erste zarte Erfolge der Strategie, den fortpflanz­ungsfreudi­gen Tierchen ihre Eier zu klauen. Daten zum laufenden Jahr gibt es noch nicht. Ein Streifzug durch die Düsseldorf­er Parks lässt allerdings nicht vermuten, dass sich die Gänse allzu bereitwill­ig managen ließen. Einst hat sie der Mensch aus der nordamerik­anischen Prärie auf europäisch­e Gartenteic­he verfrachte­t, weil er sie so hübsch fand. Im Zoopark zum Beispiel drängt sich der Eindruck auf, dass die Menschen inzwischen nur noch Zierde für die Gänse-Horden, Entschuldi­gung: -Schwärme sind. Auf jeder Wiese findet sich eine grasende Gruppe.

Drastisch etwa auch die Lage im Südpark. Die Wiesen liegen voller Gänsekot, Eltern rufen Kinder zurück, wenn diese durch das Gras laufen wollen. Das Gartenamt hat reichlich zu tun, Parks und Spielplätz­e halbwegs ansehnlich zu halten. Düsseldorf­s Parks befinden sich ganz in Gänsehand, trotz der vielen Beschwerde­n von Bürgern.

Was also tun? Während die Tiere in souveräner Gelassenhe­it die Stadt übernommen haben, machen die Menschen das, was sie eben machen: reden. Die Bewertung der Gänse-Invasion fällt widersprüc­hlich aus. Die eine Extremposi­tion in Düsseldorf nimmt die Ratsfrakti­on Tierschutz/Freie Wähler ein, in der eine Frau aktiv ist, die für die Tierschutz­partei gewählt worden ist. „Kein weiterer süßer Kanadagans-Nachwuchs“, beklagte man im Umfeld der Fraktion, als der Eierklau begann. Die Fraktion brachte sogar eine Sicherung von Bahnstreck­en ins Spiel, da die Rheinbahnf­ahrer offenbar keine Vollbremsu­ng für die Tiere riskieren.

Der Deutsche Jagdverban­d auf der andere Seite erneuerte kürzlich seine Forderung, der „invasiven Art“den Garaus zu bereiten. Um 91 Prozent sei die Population in Deutschlan­d seit 2009 gestiegen. Die Jäger wollen das Problem auf Jäger-Art lösen. Für Großstadtp­arks dürfte das kein Erfolgsmod­ell werden. Die Vorstellun­g, dass bald Jagdgesell­schaften mit Halali und Schrotgewe­hr durch Hofgarten und Co. ziehen, wirkt jedenfalls wenig vielverspr­echend.

Wir Düsseldorf­er, die ja gerade sowieso mit Umweltspur und Klimanotst­and unser grünes Gewissen entdecken, müssen offenbar fürs erste demütiger werden – und uns mit dem Gedanken anfreunden, dass sich die Natur nicht immer managen lässt. Eine harte Erkenntnis für Bewohner einer Großstadt im sicheren Flachland, fernab von Meeresgewa­lten und Extremwitt­erung. Aber wie wusste schon der alte Gänseverst­eher Charles Darwin? „Alles, was gegen die Natur ist, hat auf die Dauer keinen Bestand.“

Auch über den fiesen Zustand der Parks kann man sich übrigens mit einem Ausspruch einer Geistesgrö­ße hinwegtrös­ten. „Wenn man die Natur wahrhaft liebt, so findet man es überall schön“, sagte Vincent van Gogh. Die Stadtverwa­ltung hingegen legt sich schon mit dem nächsten Vogel an. Düsseldorf macht jetzt auch „Taubenmana­gement“. Hoffentlic­h schauen die Tauben sich nicht die Tricks der Gewinner-Gänse ab.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Auch der Rheinpark befindet sich ganz in Gänsehand. Die Population der Tiere ist drastisch gestiegen.

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