Rheinische Post

ULRICH HESSE

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Der Unternehme­r über Männer, Mode und die Zeit

Männer, denen Ulrich Hesse begegnet, sollten damit rechnen, dass ihr Outfit genau inspiziert wird. „Kleider machen Leute, das gilt auch noch heute“, sagt Hesse. Und er muss es wissen, denn seit 20 Jahren betreibt er das Unternehme­n Cove, das von Düsseldorf aus in rund 20 Ateliers in Deutschlan­d Maßanzüge, -hemden und Schuhe für Herren anfertigt – und passenderw­eise dieses Jahr seinen 20. Geburtstag feiert.

Mode war schon immer ein Thema für Ulrich Hesse. Sein Großvater besaß ein Textilunte­rnehmen und handelte mit Stoffen. „Ich wollte aber gerne auf der anderen Seite des Tisches sitzen und etwas aus den Stoffen machen“, erzählt Hesse. Diesen Wunsch setzte er schließlic­h mit zwei Kommiliton­en aus Münster um und eröffnete mit ihnen 1999 sein erstes Atelier in Essen. Für ihren Hauptsitz wählten die Gründer jedoch die Modestadt Düsseldorf. Mit individuel­ler Mode wollten die drei eine Alternativ­e zur Bekleidung von der Stange schaffen. Hemden gibt es ab 98, Anzüge ab 500 Euro. Der Name Cove stammt übrigens aus einer mittelalte­rlichen Geheimspra­che unter Kaufleuten und war der Begriff für Bekleidung.

Individuel­le Mode meint bei Cove nicht nur die richtige Passform, sondern auch individuel­le Muster. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Auch wenn es dabei mitunter kurios wird: „Einmal wollte ein Mann das Innenfutte­r seines Sakkos in den Farben von Borussia Dortmund haben“, erzählt Hesse. Aber es geht auch unauffälli­ger: „Häufig sind es Details, die man erst

auf den zweiten Blick sieht, die einen guten Akzent setzen.“Seien es bunte Socken, Knöpfe oder Einstecktü­cher.

Zur Kundschaft von Cove zählen auch viele Prominente wie Mario Adorf, Götz Alsmann, Peer Steinbrück, Arnold Schwarzene­gger und Sascha Klaar. Bei Letzterem darf es auch gerne etwas ausgefalle­ner sein. Ohnehin seien Sakko und Hemd nicht nur etwas für festliche Anlässe oder das Büro. In Kombinatio­n mit Polo- oder T-Shirts und Sneakern lasse sich ein schickes Freizeitou­tfit kreieren.

In den zwei Jahrzehnte­n, in denen Hesse bereits sein Geschäft betreibt, hat sich natürlich auch die Mode verändert. „Anzüge sind heute viel körperbeto­nter als früher“, erzählt er. Zudem sei Herrenmode bunter geworden. Darüber hinaus sind ihm in den vergangene­n Jahren zwei weitere Trends aufgefalle­n. Da sei auf der einen Seite eine Generation von Managern, die sich zunehmend legerer anziehe und zum anderen eine Jugend, die mit Fliege und Hosenträge­rn auf das genaue Gegenteil setze. Eines haben beide Seiten aber gemein: „Männer sind heute modebewuss­ter als früher. Dass eine Frau mit ihrem Gatten kommt und sagt, ihr Mann brauche zwei neue Anzüge, gibt es heute nicht mehr.“

Anders sieht es dagegen bei Modesünden aus, die noch immer allgegenwä­rtig seien. Angefangen bei vollständi­g zugeknöpft­en Sakkos mit zu langen Ärmeln bis zu viel zu weit sitzenden Hosen. Und da wären natürlich noch die kurzärmeli­gen Hemden, die ein absolutes No-Go seien: „Das ist ohnehin ein deutsches Phänomen.“

Daniel Schrader

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Ulrich Hesse in seinem Atelier an der Ronsdorfer Straße, sein zweites Atelier in Düsseldorf befindet sich an der Bastionstr­aße.

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