Polizei streicht Drogen-Einsatztrupp
Mehr Aufgaben und zu wenig Personal – die Düsseldorfer Polizei muss sich neu organisieren. Ab nächsten Monat ist der zuletzt achtköpfige Einsatztrupp der Drogenfahndung aufgelöst. Vor allem in Oberbilk fürchten Anwohner Böses.
Es ist noch gar nicht so lange her, da hat Michael Hilgers dem Polizeipräsidenten für den Einsatz der Kripo im sogenannten Maghreb-Viertel gedankt. Der Hausbesitzer und seine Mieter fühlten sich vor einem Jahr sicherer, seit der Einsatztrupp der Drogenfahndung und die Brennpunkt-Einheit Prios sich regelmäßig im Quartier rund um den Lessingplatz bewegen. Doch damit ist jetzt Schluss. „Gerade hat sich die Situation ein bisschen verbessert, da wird der ET 21 aufgelöst“, schrieb Hilgers jetzt an Norbert Wesseler und auch an Innenminister Herbert Reul, mit der Bitte „die für das Viertel verhängnisvolle Entscheidung zu überdenken“, die Drogenhändlern „grünes Licht für ihre kriminellen Machenschaften“gebe.
Der zuletzt achtköpfige (zwei Stellen waren schon voriges Jahr eingespart worden) Einsatztrupp wird zum 1. September aufgelöst, bestätigt Polizeisprecher Andreas Czogalla und verweist auf notwendige Umstrukturierungen. „Die Aufgaben des ET 21 werden von den Einsatztrupps der Polizeiinspektion Mitte und Süd mit übernommen.“
Das Datum ist ein zentrales in der Personalplanung der Polizei, denn an diesem Tag werden die neu ausgebildeten Beamten ihren Behörden zugewiesen. Und die werden auch dieses Jahr nicht reichen, um die Löcher in der Personaldecke zu stopfen. Bis zum 1. September 2020 gehen jedenfalls mehr Polizisten in den Ruhestand als jetzt neue anfange. Genaue Zahlen hat man noch nicht einmal im Präsidium, die künftigen Kollegen stecken noch in ihren Prüfungen. Und längst nicht bei jedem ist klar, dass er auch besteht. 17 Prozent heißt es, fallen durch oder beenden die Ausbildung aus anderen Gründen.
Auf das zu knappe Personal kommen aber immer mehr Aufgaben zu. Der Staatsschutz wird aufgestockt und auf Weisung des Innenministers sollen im Kriminalkommissariat für Sexualdelikte doppelt so viele Beamte arbeiten wie bisher, um sich im Kampf gegen Kinderpornografie zu stärken. „Das ist gut und wichtig“, sagt Petra Reichling von der Deutschen Polizeigewerkschaft DPolG. „Aber eigentlich brauchen wir überall mehr Leute. Nur die gibt es eben nicht.“Zwar bildet das Land seit 2017 jährlich 2300, ab diesem Herbst sogar 2500 neue Polizisten aus. Aber die Ausbildung dauert drei Jahre, die Durststrecke ist lang. Reichling findet die Streichung des ET 21 zwar auch„bedenklich“, sieht aber derzeit keine Lösung.
In Oberbilk wird bereits seit einiger Zeit gemunkelt, dass sich in den alten Ecken rund um den Lessingplatz wieder Rauschgifthändler breit gemacht hätten. Das hat auch Dietmar Wolf, der grüne stellvertretende Bezirksbürgermeister, schon gehört und will die Auflösung des Einsatztrupps am Montag im Polizeibeirat zum Thema machen.
Denn es gibt ein weiteres Problem: Die ETs der Inspektionen Mitte und Süd haben schon jetzt reichlich zu tun. Nicht zuletzt auf der anderen Seite des Hauptbahnhofs, wo die Anlieger der Friedich-Ebertund Charlottenstraße immer wieder über das massive Auftreten von Drogenhändlern und Abhängigen klagen.
Mehr Personal gibt es nicht. Polizei und Bürger müssen da jetzt durch, meint unsere Autorin.