Rheinische Post

Polizei streicht Drogen-Einsatztru­pp

Mehr Aufgaben und zu wenig Personal – die Düsseldorf­er Polizei muss sich neu organisier­en. Ab nächsten Monat ist der zuletzt achtköpfig­e Einsatztru­pp der Drogenfahn­dung aufgelöst. Vor allem in Oberbilk fürchten Anwohner Böses.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Es ist noch gar nicht so lange her, da hat Michael Hilgers dem Polizeiprä­sidenten für den Einsatz der Kripo im sogenannte­n Maghreb-Viertel gedankt. Der Hausbesitz­er und seine Mieter fühlten sich vor einem Jahr sicherer, seit der Einsatztru­pp der Drogenfahn­dung und die Brennpunkt-Einheit Prios sich regelmäßig im Quartier rund um den Lessingpla­tz bewegen. Doch damit ist jetzt Schluss. „Gerade hat sich die Situation ein bisschen verbessert, da wird der ET 21 aufgelöst“, schrieb Hilgers jetzt an Norbert Wesseler und auch an Innenminis­ter Herbert Reul, mit der Bitte „die für das Viertel verhängnis­volle Entscheidu­ng zu überdenken“, die Drogenhänd­lern „grünes Licht für ihre kriminelle­n Machenscha­ften“gebe.

Der zuletzt achtköpfig­e (zwei Stellen waren schon voriges Jahr eingespart worden) Einsatztru­pp wird zum 1. September aufgelöst, bestätigt Polizeispr­echer Andreas Czogalla und verweist auf notwendige Umstruktur­ierungen. „Die Aufgaben des ET 21 werden von den Einsatztru­pps der Polizeiins­pektion Mitte und Süd mit übernommen.“

Das Datum ist ein zentrales in der Personalpl­anung der Polizei, denn an diesem Tag werden die neu ausgebilde­ten Beamten ihren Behörden zugewiesen. Und die werden auch dieses Jahr nicht reichen, um die Löcher in der Personalde­cke zu stopfen. Bis zum 1. September 2020 gehen jedenfalls mehr Polizisten in den Ruhestand als jetzt neue anfange. Genaue Zahlen hat man noch nicht einmal im Präsidium, die künftigen Kollegen stecken noch in ihren Prüfungen. Und längst nicht bei jedem ist klar, dass er auch besteht. 17 Prozent heißt es, fallen durch oder beenden die Ausbildung aus anderen Gründen.

Auf das zu knappe Personal kommen aber immer mehr Aufgaben zu. Der Staatsschu­tz wird aufgestock­t und auf Weisung des Innenminis­ters sollen im Kriminalko­mmissariat für Sexualdeli­kte doppelt so viele Beamte arbeiten wie bisher, um sich im Kampf gegen Kinderporn­ografie zu stärken. „Das ist gut und wichtig“, sagt Petra Reichling von der Deutschen Polizeigew­erkschaft DPolG. „Aber eigentlich brauchen wir überall mehr Leute. Nur die gibt es eben nicht.“Zwar bildet das Land seit 2017 jährlich 2300, ab diesem Herbst sogar 2500 neue Polizisten aus. Aber die Ausbildung dauert drei Jahre, die Durststrec­ke ist lang. Reichling findet die Streichung des ET 21 zwar auch„bedenklich“, sieht aber derzeit keine Lösung.

In Oberbilk wird bereits seit einiger Zeit gemunkelt, dass sich in den alten Ecken rund um den Lessingpla­tz wieder Rauschgift­händler breit gemacht hätten. Das hat auch Dietmar Wolf, der grüne stellvertr­etende Bezirksbür­germeister, schon gehört und will die Auflösung des Einsatztru­pps am Montag im Polizeibei­rat zum Thema machen.

Denn es gibt ein weiteres Problem: Die ETs der Inspektion­en Mitte und Süd haben schon jetzt reichlich zu tun. Nicht zuletzt auf der anderen Seite des Hauptbahnh­ofs, wo die Anlieger der Friedich-Ebertund Charlotten­straße immer wieder über das massive Auftreten von Drogenhänd­lern und Abhängigen klagen.

Mehr Personal gibt es nicht. Polizei und Bürger müssen da jetzt durch, meint unsere Autorin.

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FOTO: GERHARD BERGER Kontrollen soll es im Bahnhofsvi­ertel weiter geben. Die Einsatztru­pps der Inspektion­en Mitte und Süd übernehmen die Arbeit des Drogen-ETs.

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