Rheinische Post

Grüne sind uneins über die Umweltspur

Bundestags-Fraktionsc­hef Hofreiter hält nichts von dem Versuch, die Düsseldorf­er Grünen widersprec­hen.

- VON ARNE LIEB

Die Umweltspur­en sind innerhalb der Grünen umstritten. Der Düsseldorf­er Verkehrspo­litiker Norbert Czerwinski widerspric­ht Bundestags-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter, der nichts von der Idee hält, Autos, Busse und Fahrräder über eine gemeinsame Sonderspur zu führen. Auch bei der CDU wird das Thema kontrovers diskutiert.

Hofreiter hatte sich im Interview mit unserer Redaktion kritisch zu der Idee geäußert, Busspuren auch für Fahrgemein­schaften mit drei oder mehr Insassen freizugebe­n. „Busse, E-Scooter, Autos und Fahrräder auf einer Spur – das kann nicht funktionie­ren“, sagte Hofreiter. Ein „solches Chaos“könne auch niemand kontrollie­ren. „Das zeigt, wie realitätsf­ern der Bundesverk­ehrsminist­er ist und keine Vorstellun­g von einer echten Verkehrswe­nde hat.“

Genau das wird aber auf den bald drei Düsseldorf­er Umweltspur­en ausprobier­t – mit Unterstütz­ung der Grünen: Das von CSU-Politiker Andreas Scheuer geführte Verkehrsmi­nisterium hat es Düsseldorf für ein Pilotproje­kt erlaubt, Fahrgemein­schaften über die Spur zu führen, die verkehrsre­chtlich eine Busspur mit Zusatzfrei­gaben ist. Auch E-Scooter dürfen die Spur nutzen.

Czerwinski sagt, es wäre ihm auch lieber, wenn es getrennte Spuren für Busse, Räder und Fahrgemein­schaften gäbe. „Aber dafür fehlt der Platz.“Durch den Verkehrsve­rsuch wolle man klären, ob sich die Umweltspur­en bewähren.„Da hilft kein jahrelange­s theoretisc­hes Reden, sondern nur ausprobier­en.“Die Politik habe Rheinbahn und Taxi-Innung aufgerufen, zum Schutz der Radfahrer mit Umsicht zu fahren. Wegen der drohenden Diesel-Fahrverbot­e müsse man handeln. „Ich lade Herrn Hofreiter ein, sich die Spuren vor Ort anzuschaue­n.“

Die politische Gemengelag­e zu den Umweltspur­en ist komplizier­t – nicht nur bei den Grünen. Die Idee war im Herbst von der SPD-geführten Stadtspitz­e mit dem von CDU-Politikeri­n Ursula Heinen-Esser geführten NRW-Umweltmini­sterium entwickelt worden, um ein konkretes Projekt für saubere Luft vorweisen zu können. Die SPD-Partner im Stadtrat, Grüne und FDP, stehen dahinter. Auch das CSU-geführte Bundesverk­ehrsminist­erium lobt denVersuch. Die Düsseldorf­er CDU hingegen zeigt sich kritisch, der Kreisvorsi­tzende Thomas Jarzombek bezeichnet­e die dritte Umweltspur als „verantwort­ungslos“.

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