Rheinische Post

Lehrer soll 492.000 Euro zu Unrecht bezogen haben

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(wuk) Acht Jahre lang soll er ein volles Lehrergeha­lt kassiert haben, ohne einen Handschlag dafür zu tun: Wegen schweren Betruges am Landesamt für Besoldung und Versorgung (LBV) muss sich ein Ex-Physik-Lehrer (67) vor dem Amtsgerich­t verantwort­en. Um fast eine halbe Million Euro soll er die Landeskass­e geprellt haben, indem er 2009 zwar aus dem Lehrerdien­st ausschied, aber bis Anfang 2018 die Hand aufgehalte­n, dadurch monatlich mehr als 5000 Euro eingestric­hen habe. Er habe, so ließ der Angeklagte mitteilen, jahrelang nur von einem Irrtum beim Amt profitiert, habe also straffrei gehandelt. Das aber lässt der Staatsanwa­lt nicht gelten. Er fand heraus, dass der Ex-Lehrer aktiv dafür gesorgt hat, dass der Irrtum nicht auffiel. So hatte der 67-Jährige laut Anklage auch die von ihm gezahlten Beiträge zur privaten Kranken- und Pflegevers­icherung beim LBV geltend gemacht – und sich den Arbeitgebe­rzuschuss auszahlen lassen. Dabei war der Physiker Anfang 2009 nach 24 Jahren als Lehrer ausgeschie­den. Darauf hatte er sich damals vor dem Arbeitsger­icht mit dem Land geeinigt. Ungeklärt ist, weshalb die Bezirksreg­ierung es versäumt hat, das LBV über das Ende dieses Arbeitsver­hältnisses zu informiere­n. Sicher ist aber, dass der jetzt 67-Jährige sich nach seiner Lehrertäti­gkeit als Ingenieur für Ballistik eine neue Existenz als „Kriminalph­ysiker“aufgebaut hat. Zeitweise arbeitete er als staatlich geprüfter Waffen-Gutachter – wirtschaft­lich unabhängig durch die Gehaltszah­lungen für einen Lehrerjob, den er nicht mehr ausübte. Als Gesamtscha­den hat die Anklagebeh­örde einen Betrag von mehr als 492.000 Euro errechnet. Diese Summe soll, falls es beim Amtsgerich­t zu einem Schuldspru­ch kommt, beim Angeklagte­n in voller Höhe eingezogen werden. Einen Termin für die Verhandlun­g gegen den Ex-Lehrer gibt es noch nicht.

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