Super-Türme sind kein Selbstläufer
Vor einigen Jahren hat Düsseldorf ein neues Zeitalter eingeläutet. Als sich wegen des wachsenden Zuzugs abzeichnete, dass Wohnungsbau attraktiver sein würde als die Errichtung neuer Büros, wurde ein Schwenk vollzogen. Aus gleich drei geplanten Bürotürmen an der Toulouser Allee wurden Wohnhochhäuser. Solche sind nun auch im „Grand Central“hinter dem Hauptbahnhof geplant, weitere dürften folgen. Aber müssen es gleich höhere Gebäude sein, 130 Meter hoch und höher? Die Gegenfrage ist: Warum nicht? Sie können sehr attraktiv sein, einen fantastischen Blick über Stadt und Landschaft bieten und funktionieren auch anderswo in der Welt. Zudem sind „Hybride“ein neuer Trend: Hochhäuser mit einem starken Sockel und Nutzungsmischung: Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, vielleicht ein Hotel – so hat es HPP-Planer Joachim Faust für einen Opernturm vorgeschlagen. Ob er kommt, ist fraglich, denn der Hofgarten ist den Düsseldorfern heilig.
Aber warum sollte es ein solches Ausnahmegebäude, vielleicht in Bahnhofsnähe (dann ohne Oper), nicht in einer innovativen Stadt wie Düsseldorf geben? Vielleicht wird dann in der Spitze noch eine Bar oder ein Restaurant durchgesetzt, wie dies gerade erst Hamburger Politiker beim geplanten Elbtower gemacht haben.
Kompetenz für solche Bauten ist in Düsseldorf reichlich vorhanden: HPP etwa konzipiert in Frankfurt weitere Hochhäuser, unter anderem einen 173-Meter-Wohnturm, und in Shenzen (China) einen 258 Meter hohen Tower. Christoph Ingenhoven hat in Singapur den supergrünen Hochhaus-Komplex Marina One (225 Meter, 3000 Bewohner) verwirklicht und 350 verschiedene Baumarten in den Komplex integriert. Unter dem Strich kommt es schließlich auf das konkrete Projekt, seine Akzeptanz in der Bevölkerung und natürlich die Finanzierbarkeit an. Super-Türme sind keine Selbstläufer. Die Nachbarstadt Neuss wollte zum Jahrtausendbeginn einen 165-Meter-Turm am Hammfeld bauen. Er blieb ein Traum.