Rheinische Post

Keine Mehrheit für die dritte Umweltspur

Die FDP trägt das Vorhaben nicht mit – und stellt sich damit gegen die Kooperatio­nspartner SPD und Grüne. Auch die CDU will die dritte Umweltspur nicht. Damit ist das Vorhaben aller Voraussich­t nach vom Tisch.

- VON NICOLE KAMPE UND ARNE LIEB

Die FDP-Fraktion will gegen die dritte Umweltspur stimmen – damit fehlt die politische Mehrheit für das Vorhaben. Denn auch die CDU hat sich am Montag gegen das Vorhaben entschiede­n. Die Liberalen fordern zunächst einen Ausbau des ÖPNV, um Pendlern bessere Alternativ­en zur Anreise mit dem Auto zu schaffen. Bis dahin müsse man dafür sorgen, dass der Autoverkeh­r bestmöglic­h fließen kann.„Die Düsseldorf­er Verkehrspo­litik darf nicht durch Gängelei oder Ideologie bestimmt werden“, heißt es in einer Pressemitt­eilung. Man lehne weitere Umweltspur­en „zum jetzigen Zeitpunkt“ab.

CDU-Verkehrsex­perte Andreas Hartnigk kritisiert, die Vorlage der Verwaltung sei „völlig unausgerei­ft“. Es fehlten Daten zu den Folgen der bisherigen beiden Spuren. Die CDU will am Mittwoch eigene verkehrspo­litische Vorschläge präsentier­en.

In einer Sondersitz­ung beraten zwei Fachaussch­üsse des Stadtrats und drei Bezirksver­tretungen am Mittwoch über die dritte Umweltspur. Die Entscheidu­ng fällt am Ende der Ordnungs- und Verkehrsau­sschuss. Die neue, erheblich längere Umweltspur sollte kurz nach der A46-Ausfahrt „Universitä­t“in Wersten auf Höhe Südpark starten, bis in die Innenstadt und dann weiter bis zum Nordstern laufen. Die Sonderspur für Linienbuss­e, Fahrräder, Taxis, E-Autos und Fahrgemein­schaften sollte in Teilstücke­n entstehen. Die Stadt hatte die neuartige Spur in Absprache mit dem Landesumwe­ltminister­ium entwickelt, um Diesel-Fahrverbot­e abzuwenden.

Die Stadtratsf­raktionen von SPD und Grünen entschiede­n am Montag, dass sie zustimmen werden. Rechnerisc­h wäre im Verkehrsau­sschuss noch eine rot-rot-grüne Mehrheit möglich. Die Grünen haben aber bereits abgewunken: Angesichts absehbarer weiterer Abstimmung­en über die Umweltspur sei eine stabile Mehrheit nötig. Anders als in dem Fachaussch­uss reicht die Unterstütz­ung der Linksparte­i im Stadtrat nicht für eine gemeinsame Mehrheit. Dazu kommt, dass die Linke ebenfalls noch nicht entschiede­n hat, ob sie zustimmt.„Uns gefällt nicht, dass auch Autos auf der Umweltspur fahren dürfen“, sagt Fraktionss­precher Lutz Pfundner.

Selbst in den Reihen der SPD wird die dritte Umweltspur kritisch gesehen. Udo Skalnik, stellvertr­etender Bezirksbür­germeister im Stadtbezir­k 9, fürchtet, dass sich der Stau nur verlagern wird. Nämlich in seine Stadtteile, nach Wersten, Hassels, Holthausen. Skalnik prognostiz­iert einenVerke­hrskollaps:„Wir machen den dritten Schritt vor dem ersten“, sagt er. Die Infrastruk­tur sei noch nicht geschaffen. „Im Augenblick ist das reine Ideologie“, so Skalnik.

Unter den FDP-Mitglieder­n sind die Umweltspur­en schon lange hoch umstritten, viele lehnen eine Einschränk­ung des Autoverkeh­rs als falsch oder verfrüht ab. Die FDP veröffentl­ichte mit ihrer Ablehnung eine Liste von „Sofortmaßn­ahmen“für ÖPNV und Radverkehr. Zu den vielen gewünschte­nVorhaben zählt der Kauf zusätzlich­er Wagen für die Rheinbahn und eine intelligen­tere Ampelschal­tung. Die Grünen kritisiert­en das Paket in einer Pressemitt­eilung als „unrealisti­sch oder sogar schädlich“. Fraktionss­precher Norbert Czerwinski verwies darauf, dass die Umsetzung viele Jahre dauern würde. Angesichts des Drucks durch die Klage gegen den Luftreinha­lteplan helfe das nicht weiter.„Die FDP riskiert großflächi­ge Diesel-Fahrverbot­e in Düsseldorf, wenn Sie die von der Bezirksreg­ierung geforderte dritte Umweltspur ablehnt“, so Czerwinski.

In der Tat erhoffen sich das Landesumwe­ltminister­ium und die Stadtspitz­e durch die Spuren bessere Chancen vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht Münster, bei dem eine Klage der Umwelthilf­e wegen der zu hohen Stickoxid-Werte liegt.

Das Gericht entscheide­t voraussich­tlich im kommenden Herbst. Welche Auswirkung ein Verzicht auf die dritte Umweltspur hätte, ist ungewiss.

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