Die Polizei stellt sich auf harte Zeiten ein
Die Kriminalität in Düsseldorf ist zwar im ersten Halbjahr 2019 weiter gesunken. Ob das so bleibt, ist aber fraglich. Die Personalnot wächst. Dass allein 200 Beamte im Objektschutz eingesetzt werden müssen, macht es nicht leichter.
Die Kriminalität in Düsseldorf ist zwar im ersten Halbjahr 2019 weiter gesunken. Ob das so bleibt, ist aber fraglich. Die Personalnot wächst.
In der ersten Hälfte des Jahres ist die Kriminalität in Düsseldorf um 0,7 Prozent gesunken, mehr als die Hälfte aller Fälle ist geklärt worden und 700 Wohnungseinbrüche sind ein historischer Tiefstand. Zumal davon auch noch über die Hälfte im Versuchsstadium steckenblieb. 2012 waren im ersten Halbjahr tausend Einbrüche mehr registriert worden.
Auf der Deliktliste des Kripochefs Frank Kubicki ist nicht nur derWohnungseinbruch grün. Taschendiebstähle: halb so viel wie 2016. Autoaufbrüche nur noch ein Viertel der Fallzahlen vom Rekordjahr 2003, und sogar die Zahl der gefährlichen Körperverletzungen im öffentlichen Raum ist zurückgegangen. Und dass mehr Drogendelikte und Asylverstöße registriert wurden, liegt vor allem daran, dass es viele Kontrollen gab.
Ob das gute Ergebnis in den kommenden Monaten zu halten ist, darf bezweifelt werden. Die Zeiten, sagt Polizeipräsident Norbert Wesseler, „sind hammerhart“. Die Drogenfahnder mussten bereits auf ihren zivilen Einsatztrupp verzichten. Dessen Aufgaben werden von den Einsatztrupps der Inspektionen Mitte und Süd mit übernommen. Denn auch wenn nächste Woche die Absolventen der Fachhochschule ihren Dienst antreten, bleiben im Präsidium Stellen unbesetzt. Das liegt nicht nur an der Pensionierungswelle der geburtenstarken Jahrgänge.
„Wir sind eine junge Behörde mit hohem Frauenanteil“, sagtWesseler. Darauf ist die Düsseldorfer Polizei eigentlich stolz. Aber rund 30 Polizistinnen sind zurzeit in Elternzeit, und auch die jungenVäter entscheiden sich meist dafür, zwei Monate Elternzeit zu nehmen.„Das ist schon ein erheblicher Verlust, für den wir keinen Ersatz bekommen.“Von 2576 Polizeibeamten sind derzeit 107 als junge Eltern oder Langzeiterkrankte im sogenannten nichtgezählten Personal.
Und dann gibt es da noch ein weiteres Problem. Die jungen Polizisten, die jetzt von der Fachhochschule kommen, wollen oft nicht so gerne nach Düsseldorf. Denn die Landeshauptstadt-Polizei hat zwar alle Facetten des Berufs zu bieten. Aber die Aussicht darauf, das erste Jahr im Job damit zu verbringen, vor einem Konsulat, dem Landtag oder anderen Schutzobjekten Wache zu stehen, schreckt viele Anwärter ab. „Das ist fürs erste Jahr sicher kein Highlight“, räumt auch Kripochef Kubicki ein. „Aber es lohnt sich, weil Düsseldorf eine wirklich attraktive Behörde ist.“
Die aber auch eine personalintensive Autobahnpolizei hat, und der Polizeipräsident ahnt, dass auch dieser Einsatz an der Fachhochschule nicht gerade favorisiert wird. „Wenn die Kollegen erst mal da sind und feststellen, dass das nicht bloß Geradeaus-Fahren ist, sind die meisten schnell begeistert“, sagt Wesseler. Anders beim Objektschutz. Von dem ist auch der Polizeipräsident überzeugt, dass ihn nicht unbedingt voll ausgebildete Polizisten machen müssen. Er könnte sich auch eine Lösung wie in Berlin vorstellen, wo Objektschützer lediglich eine viermonatige Ausbildung erhalten. Doch so lange NRW den Ob
jektschutz als Polizeiaufgabe sieht, müssen die Düsseldorfer im Wettbewerb um gute Nachwuchskräfte mit der ungeliebten Dienststelle einen Minuspunkt in Kauf nehmen.
Die vom Innenminister angeregte Verwendung besonders talentierter Hochschulabsolventen direkt bei der Kripo wird in Düsseldorf womöglich auch keinen Ausgleich schaffen. Denn große Teile der Kripo sitzen im Altbau des Präsidiums noch auf Jahre hinaus auf einer Großbaustelle und sind dort Dauerlärm ausgesetzt.„Umso mehr Respekt verdienen unsere guten Zahlen“, sagt der Polizeipräsident. „Die belegen das enorme Engagement der Düsseldorfer Polizisten.“